«Mein Mami hat dieselben Handschellen»
Am Montag beginnt das neue Schuljahr. Drei Lehrerinnen geben Tipps für den Schulanfang und erzählen witzige Anekdoten aus den ersten Tagen mit Erstklässler:innen.
«Ledig hiess ich Meier, also das Kürzel F.M. Deshalb dachte ein Kind, mir gehöre hier alles und ich sei enorm reich, weil im Fluhmühle-Schulhaus alles mit F.M. angeschrieben ist.»
«Für die Freude der Kinder lohnt es sich, eine schöne Schultasche auszusuchen. Die dürfen sie dann am ersten Tag einander auch zeigen und präsentieren. Es ist auch immer herzig zu sehen, wie die Kinder Freude an frisch gespitzten Farbstiften in ihrem Etui haben, obwohl sie diese aufgrund eines Bundesentscheids nicht mehr selbst mitbringen müssten. Was es braucht, sind Finken, eine Turntasche, eine Schultasche, eine Malschürze und rutschfeste Socken für den Singunterricht.»
«Ich bin auch nach 25 Jahren immer noch sehr nervös vor dem ersten Schultag mit Erstklässler:innen. Wenn die Beziehung zur Lehrerin stimmt, ist schon vieles einfacher für die nächsten Jahre, deshalb will man auch gut starten.»
«Als ein Polizist uns besuchte, hat ein Kind die Hand hochgestreckt und gesagt: ‹Mein Mami hat zu Hause auch so Handschellen›.»
«Das Handy gehört bei Erst- und Zweitklässler:innen noch nicht in die Schule, falls sie schon eines haben.»
«Einmal hat ein Kind ein anderes gefragt: ‹Was macht Frau Flüeler denn am Nachmittag, wenn wir keine Schule haben?› Das andere antwortete: ‹Ja, irgendeinmal muss sie ja wohl auch arbeiten gehen.›»
«Ich hatte auch schon Schüler, die nach einer Woche gesagt haben, es sei ihnen zu streng, sie würden wieder in den Kindergarten wechseln.»
«Ich ging mal davon aus, alle wüssten, dass es unter dem Pult kleine Fächer hat. Deshalb sagte ich: Ihr könnt es unter dem Pult versorgen. Als ich am Mittag durch das Zimmer lief, bemerkte ich, dass sie einfach alles auf den Boden gelegt haben, weil sie die Fächer nicht gefunden haben.»
«Es ist schon auch für die Eltern ein spezieller Tag, viele haben nur ein Kind, das macht es einzigartig. Entsprechend sind auch hohe Erwartungen vorhanden.»
«Die Hälfte meiner Klasse startet nun mit dem 2. Schuljahr, die andere mit dem ersten, das macht die Sache etwas einfacher, die Kinder unterstützen die Neuen auch immer sehr gerne.»
«Ich bin auch nach 20 Jahren am ersten Schultag nervös. Ich glaube, ich werde diesen Tag nie gelassen angehen können.»
«Während meiner Zeit als Lehrerin habe ich bisher ein Kind ‹verloren›. Bei einer Begrüssungsfeier hatte sich vor vielen Jahren das ganze Schulhaus in der Turnhalle versammelt. Eines der Kinder war plötzlich weg. Wir haben es gesucht und zu Hause gefunden. Es dachte, die Schule wäre schon aus und wunderte sich, dass der Schulbus nicht fährt, ist dann aber einfach nach Hause gelaufen.»
«Ich sage den Eltern jeweils, sie dürfen immer nachfragen, wenn ihre Kinder etwas von der Schule erzählen, das ihnen sonderbar erscheint. Ich darf definitiv auch nicht alles glauben, was die Kinder von zu Hause so erzählen.»
«Ich rate den Eltern, die Kinder positiv auf die Schule einzustellen, aber auch nicht eine riesige Sache daraus zu machen. Sicher will man diesen Tag festhalten, das 50. Foto kann für das Kind an diesem Tag dann schon auch anstrengend werden.»
«Obwohl es bei uns im Schulhaus seit dem Lehrplan 21 keine klassischen Hausaufgaben im herkömmlichen Sinn mehr gibt, fordern doch immer wieder einige Eltern mehr Hausaufgaben.»
«Es schläft auch immer mal wieder ein Kind ein, weil es von den vielen neuen Eindrücken so geschafft ist. Einmal musste ich die Eltern anrufen, weil ich es nicht aufwecken konnte. Es hat aber tief und fest geschlafen.»
«Ich rate den Eltern, dass die Kinder am ersten Schultag besser eine Viertelstunde früher aufstehen, damit der erste Schultag ohne Hektik gestartet werden kann.»
«Es ist schon ein spezieller Tag. Mir ist es wichtig, dass das Kind im Mittelpunkt steht. Deshalb richte ich meine Worte zu Beginn des Unterrichtes auch hauptsächlich an die Kinder und nicht an die Eltern. Ich finde es aber sehr schön, dass die Eltern am ersten Tag für eine Stunde auch dabei sind.»
«Ich werde auch immer wieder mal Mama oder Mami genannt, wenn die Kinder so bei der Sache sind und vergessen, dass sie in der Schule sind.»
«Mitte Juni verbringen die angehenden Erstklässler:innen im Würzenbach Schulhaus bereits eine Lektion bei der neuen Lehrperson und mit den neuen <Gspändli> im Schulzimmer. Das entspannt den ersten Schultag etwas. So haben sie mich schon kennen gelernt und es ist nicht mehr alles ganz neu.»
«Ich empfehle den Eltern, den Schulweg, falls er vom Kindergartenweg abweicht, im Vorfeld mit den Kindern abzulaufen.»