Mehr individuelle Förderung
Letzte Woche startete der SC Kriens in die Vorbereitung auf die kommende Saison. Die Spieler profitieren ab sofort von einer neuen Athletiktrainerin, die auch für die Schweizer Nati arbeitet.
Der Sportclub Kriens blickt auf eine bemerkenswerte Saison 19/20 zurück – 54 erspielte Punkte reichten am Ende für Platz fünf, trotz vieler Verletzungen und Dauerbelastung. Der Agglomerationsklub war seit zehn Jahren nicht mehr so gut. Damals landete der SCK ebenfalls auf Platz fünf (mit total 46 Punkten). Als Teil des Erfolgsgeheimnisses in Kriens wird nebst der persönlichen, familiären und erfolgshungrigen Atmosphäre auch oft die zunehmende Professionalisierung genannt. Dies besonders hinsichtlich Betrieb und Infrastruktur, denn viele Spieler bleiben schliesslich Halbprofis.
Mit der Verpflichtung von Athletik-Trainerin Marisa Wunderlin macht der Sportclub einen weiteren Schritt in diese Richtung. Das sieht auch die 33-jährige Ostschweizerin so: «Gerade bei der individuellen Betreuung und Förderung können wir noch Fortschritte machen und so die einzelnen Spieler noch gezielter in ihrer Entwicklung unterstützen.»
Teil der Schweizer Nati
Wie so eine Förderung aussehen kann, weiss Wunderlin aus erster Hand. Als Assistenztrainerin der Schweizer Frauennationalmannschaft arbeitet sie seit knapp zwei Jahren mit Spielerinnen zusammen, die Top-Clubs wie Wolfsburg oder Chelsea angehören. «Die Rahmenbedingungen bei diesen Vereinen sind um ein Vielfaches grösser als im hiesigen Frauenfussball. Und wagt man den Vergleich zum Männerfussball, verfügen nur wenige Clubs der Schweizer Challenge League über die Strukturen dieser Frauen-Top-Clubs», erklärt Wunderlin.
Damit eine gezielte Individualförderung möglich wird, ist gerade der Austausch mit Cheftrainer Bruno Berner und dem neuen Assistenzcoach Burim Kukeli, der weiter Spieler des Teams bleibt, wichtig. Gerade wenn Kukeli an einem Spiel selber im Einsatz steht, fallen Aufgaben an die in Bern lebende Athletiktrainerin ab. Das ist für sie keine zusätzliche Belastung, sondern viel eher ein Wunsch. «Ich habe einen grossen Drang und Willen, selber besser zu werden und mich entsprechend einzubringen und Verantwortung zu übernehmen», beschreibt sich Wunderlin selber. «Je mehr Freiheiten ich bekomme, umso intensiver knie ich mich in meine Aufgaben hinein. Diese Hingabe sieht man bei Kriens überall. Auch darum passen der SCK und ich gut zusammen.»
Neuland in Kriens
Mit Wunderlin ist zum ersten Mal eine Frau Teil des Krienser Trainer-Staff. Umgekehrt ist es für die 33-Jährige nicht die erste Station, bei der sie männliche Fussballer weiterbringt. Bereits bei den Berner Young Boys hat sie den Nachwuchs gefördert. Unterschiede zu den Frauen gibt es nur punktuell. «Männer und Frauen weisen unterschiedliche Verletzungsmuster auf. Während bei den Frauen wesentlich mehr vordere Kreuzbandrisse zu verzeichnen sind, haben die Männer öfter muskuläre Probleme im Bereich der hinteren Oberschenkelmuskulatur und der Adduktoren. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Trainingsgestaltung aus, um dem möglichst vorzubeugen», erklärt Wunderlin. «Keine Unterschiede gibt es im Bereich der Intensität. Dort geben die Trainer vor, wie weit ich das Team fordern darf. An die Leistungsgrenze gehen alle Spieler unabhängig von ihrem Geschlecht.»
Gerade in der Vorbereitungsphase wird ein Fokus auf die Physis der Mannschaft gelegt. Denn die wird in der kommenden Saison mit einigen Spielen unter der Woche noch entscheidender sein. Das Trainerteam rund um Headcoach Bruno Berner hat dank der Verschiebung des Spielplans noch knapp vier Wochen Zeit, die Mannschaft in Form zu bringen und auf die kommende Spielzeit zu fokussieren. Auch hier findet Wunderlin Gemeinsamkeiten: «Egal ob du Spielerin oder Spieler bist, für dich ist das nächste Spiel immer das wichtigste. Mit diesem Ziel versuche ich in jedem Training zu arbeiten und gebe stets mein Bestes, damit das Team beim Match das Beste geben kann.» Wann es für Kriens konkret mit dem ersten Kräftemessen losgeht, ist noch offen. Der Spielplan für die Saison 20/21 wurde noch nicht veröffentlicht.
Lukas Z’berg