Manager für Künstler:innen

Was bisher für Models und Schauspieler galt, gibt es nun auch in der Kunstwelt: «Network of Arts» geht im Kunstbusiness neue Wege und steht Kunstschaffenden bei ihrer Karriereplanung zur Seite.

Geschäftsleitungsmitglied Anikó Koltai.

Geschäftsleitungsmitglied Anikó Koltai.

In der «Galerie im Kloster» in Rathausen kuratiert «Network of Arts» seit mehreren Jahren die Ausstellung. Bilder: zvg

In der «Galerie im Kloster» in Rathausen kuratiert «Network of Arts» seit mehreren Jahren die Ausstellung. Bilder: zvg

«Wir sind Pioniere in dem, was wir ­machen», erzählt Anikó Koltai stolz. Die 45-Jährige ist Geschäftsleitungsmitglied bei der Luzerner Künstleragentur «Network of Arts», einem Unternehmen, das im Prinzip gleich wie eine Fussball- oder Schauspielagentur funktioniert, sich aber auf Künstler:innen spezialisiert hat. «Für Fussballer, Models oder Schauspieler:innen ist es normal, dass ihre Karriere durch eine Agentur gemanagt wird. In der bildenden Kunst gibt es dieses Managementmodell praktisch noch nicht – und genau da setzen wir mit unserer Firma an», erklärt Koltai.

Die Idee dazu ist vor zwei Jahren entstanden. Damals führte das Unternehmen eine Online-Plattform sowie ein digitales Archivierungssystem für Kunstwerke und ist so mit vielen Kunstschaffenden in Kontakt gekommen. «Wir haben schnell gemerkt, dass es den Kunstschaffenden an vielem fehlt. An der Kunsthochschule lernt keiner, wie man seine Karriere strategisch plant oder wie Marketing funktioniert», erklärt Koltai, die selbst an der Kunsthochschule in Luzern studiert hat. «Diese Lücke wollten wir schliessen und haben deshalb unser Geschäftsmodell zu einer Managementagentur für Künstler umgewandelt.»

Ausstellungen dank Kontakten

Die Geschäftsidee funktioniert einfach: Künstler:innen aus der ganzen Schweiz können sich bei der Agentur bewerben. Erkennt die Agentur ausreichend Potenzial, werden sie aufgenommen und bei ihrer Karriereplanung unterstützt. «Aufgrund unserer Kontakte in der Kunstwelt können wir unsere Schützlinge mit Galerien, Museen und Sammlungen vernetzen und ihnen zu Ausstellungen verhelfen. Dabei schauen wir ganz individuell darauf, was zu den einzelnen Künstlern passt und was sie persönlich erreichen möchten.» Im Gegensatz zu Galerien sei die Agentur nicht darauf aus, einen Künstler oder eine Künstlerin möglichst lange an einem Ort zu halten, sondern möchte ihn oder sie in der eigenen Entwicklung fördern. «Eine Galerie kann Kunstwerke nur zu einem bestimmten Preis verkaufen, da sie sich in der Regel auf ein Kostensegment spezialisiert hat», erklärt Koltai. «Wenn die kunstschaffende Person ihre Preise erhöhen will, ist sie ­gezwungen zu gehen, was natürlich nicht im Interesse der Galerie liegt. Als Agentur haben wir keine Eigeninteressen und können sie dadurch ganz neutral beraten.»

Geduld und Ausdauer

Völlig kostenlos ist das Management aber natürlich nicht: Wird ein Kunstwerk verkauft, erhält «Network of Arts» einen Anteil davon. Solange nichts verdient wird, trägt die Agentur das finanzielle Risiko. Um dieses etwas auszugleichen, werden sowohl Newcomer als auch bereits erfolgreiche Künstler:innen gemanagt. «Im Kunstmarkt braucht es viel Geduld und Ausdauer. Bis man wirklich Geld verdient, kann es einige Jahre dauern. Bei Neu­bewerbungen achten wir deshalb sehr darauf, ob die Person wirklich bereit dazu ist, einige Jahre harte Arbeit zu investieren, bevor sich erste Erträge zeigen», erzählt Koltai.

Um zu testen, wie die Bilder von neuen Künstler:innen beim Publikum ankommen, werden diese in den Räumlichkeiten der Agentur mitten in der Luzerner Altstadt regelmässig öffentlich ausgestellt. Stossen Künstler:innen aus diesem ­«Talentpool» auf positive Resonanz und können an erste Galerien vermittelt werden, wird ihnen ein Vertrag angeboten. Zurzeit managt das fünfköpfige Agenturteam insgesamt sieben Klient:innen. «Das klingt nach wenig», sagt Koltai. «Das Management gibt aber unglaublich viel zu tun. Wir sind ständig an Messen und Ausstellungen präsent, um unser Netzwerk auszubauen, betreuen Projekte und begleiten unsere Schützlinge überall vor Ort.»

Ohne Glaubwürdigkeit geht nichts

Neuste grosse Erfolge feierte «Network of Arts» unter anderem mit dem Zürcher Künstler Tobias Gutmann. Ihm konnte die Agentur eine Einzelausstellung in der ­Mobiliar-Kunstsammlung vermitteln. Bis solche Kontakte möglich wurden, sei es ein langer Weg gewesen. «Schwierig für uns war, überhaupt in den Markt zu kommen», sagt Koltai. «Damit man Künstler:innen vermitteln kann, braucht man als Agentur eine hohe Glaubwürdigkeit.» Diese aufzubauen, sei viel Arbeit gewesen, die auch heute noch nicht abgeschlossen sei. «Das ganze Kunstbusiness baut auf Netzwerk, Beziehungen und Empfehlungen auf. Wir müssen deshalb ständig am Ball bleiben.»

Für die Zukunft will die Luzerner Agentur ihre internationalen Tätigkeiten weiter ausbauen und mit Künstler:innen aus aller Welt zusammenarbeiten. «Schön wäre, wenn wir mal 20 bis 30 Kunstschaffende betreuen könnten und unser Team noch grösser würde», sagt Koltai. Viel Zeit für die eigene Kunst bleibt da nicht mehr. In ihrem Atelier malt die gebürtige Ungarin am liebsten auf Tüll. «Aber wirklich oft bin ich momentan nicht mehr dort», sagt Anikó Koltai und lacht. Für sie aber ein kleiner Wermutstropfen angesichts der Zukunftspläne, die sie mit der Agentur noch erreichen will.

Anna Meyer

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