«Luzern wird sicher emotional»
Sänger Bastian Baker spricht im Interview mit dem «Anzeiger» über die vielen guten Erlebnisse in Luzern, über das Leben im Wohnwagen, seinen veränderten Lebensstil und darüber, ob man ihn in Luzern auch persönlich treffen kann.
Bastian Baker, Luzern ist ja bereits der zweitletzte Spielort. Wie fühlt sich das an?
Ja, genau, eigentlich wäre es der letzte gewesen. Weil es aber so gut lief, kam kurzerhand Lugano hinzu, aber Luzern ist der letzte Ort in der Deutschschweiz und vielleicht auch der speziellste Standort dieser Saison.
Weshalb?
Weil der Circus zum ersten Mal im Dezember da ist und es sicher mit der Weihnachtsstimmung sehr speziell wird.
Kommt auch schon etwas Wehmut auf, weil sich Ihr Engagement langsam dem Ende zuneigt?
In der heutigen Zeit nehme ich Tag für Tag und denke nicht zu weit in die Zukunft. Aber auf Luzern freue mich. Ich verbinde mit Luzern sehr viele schöne Erinnerungen. Es ist auch schön, mal etwas länger hier zu sein, sonst war ich immer etwas im Stress. Wenn ich etwas Zeit habe, gehe ich auch gerne gut essen. Ich weiss, in Luzern gibt es einige gute Restaurants. Mit der Adventsstimmung und der Tatsache, dass es langsam zu Ende geht, wird Luzern sicher emotionaler.
Was sind das für Erinnerungen?
Sehr viele. 2011 hatte ich am Blue Balls Festival vor dem KKL eines meiner ersten Konzerte in der Deutschschweiz. Das war auch das erste Mal, dass ich dank der Musik in einem 5-Sterne-Hotel übernachten konnte (lacht). Ich erinnere mich noch gut an die riesige Badewanne im Zimmer. Ich war damals 19 oder 20 Jahre alt. Ich erinnere mich aber auch an das Luzerner Fest. Und vor zwei Wochen war ich im Stadion, als die Schweiz gegen Bulgarien gewonnen hat, danach sind wir noch ausgegangen. In der Schüür bin ich auch schon oft aufgetreten, dort hat es immer ein sehr gutes Publikum. Es ist allgemein immer schön, in Luzern anzukommen. Ich kenne keinen, der schlecht über Luzern sprechen würde.
Jetzt leben Sie nicht in einem 5-Sterne-Hotel, sondern in einem Wohnwagen. Wie ist das für Sie, auf relativ kleinem Raum zu leben?
Ich war nie wirklich materialistisch. Ich hatte auch zehn Jahre lang keine eigene Wohnung, war am Reisen und auf Tour. Ich habe meine Gitarre und ein paar Kleider, so ein Leben on the road ist das, was ich immer gemacht habe. Es haben sich auch viele Leute gefragt, ob ich wirklich im Wohnwagen leben würde. Ab und zu bin ich auch nach Hause gefahren, wenn ich Lust dazu hatte, oder hab mal in einem Hotel übernachtet, aber meistens hab ich im Wohnwagen übernachtet. Es gibt so ein schönes Sicherheitsgefühl, das gefällt mir.
Sie haben in Interviews nicht ausgeschlossen, dass die Zusammenarbeit mit dem Circus Knie noch weitergeführt werden könnte. Wurden die Gespräche bereits konkreter?
Konkreter nicht, aber meine Tür ist immer offen. Ich habe die Zeit beim Circus Knie von Anfang an geliebt. Es ist ein einziger kreativer Spielplatz. Aber wir werden diese Spielzeit abschliessen, dann sehen wir weiter.
Sie haben es angesprochen: Es ist ein kreativer Spielplatz. Versuchen Sie auch mal etwas Neues aus?
Mir war wichtig, dass ich nicht nur singe. Deshalb bin ich froh, dass ich reiten darf und die Nummer mit dem Strabat habe.
Müssen Sie auf der Tournee anders Sorge zu Ihrer Stimme tragen? Sie haben ja viel mehr Shows.
Ich habe schon früher immer sehr viel gemacht, extreme Umstände bin ich gewohnt. Mir wurde angeboten, ich könne auch Play-back singen, wenn ich mich nicht gut fühlen würde, aber das will ich nicht. Es haben mich auch einige vor den vielen Shows gewarnt, auch wenn ich hier nicht so viel singe wie an einem eigenen Konzert. Aber ich hatte schon an einigen Tagen Zweifel, ob die Stimme an diesem Tag halten würde.
Was haben Sie dann gemacht?
Ich habe unglaublich viel Tee mit Ingwer, Zitrone und Salbei getrunken. Ich wärme mich seit der Tournee mit dem Circus Knie jeweils eine halbe Stunde vor dem Auftritt auf, das habe ich früher nie getan. Ich bin heute etwas mehr Musiker als der Rock-’n’-Roller. Bis jetzt habe ich alles live gesungen, und es ist mein Ziel, dass ich dies bis zum Ende der Tournee durchziehen kann.
Steigert sich bei Ihnen mit der Routine auch die Risikobereitschaft?
Géraldine (Géraldine Knie, Anm. d. Red.) hat oft als Witz erzählt, dass man mich bremsen müsste, dass ich nicht plötzlich mit einem der Motorräder durch die Luft fliegen würde. Das war aber nur ein Witz. Ich probiere vieles aus, aber ich kenne auch meine Grenzen.
Also haben Sie sich nie das Motorrad von einem der Artisten der Motorradnummer geliehen?
Ich bin vor der Show auch schon etwas mit einem Motorrad gefahren, aber ich bin eher der gemütliche Harley-Fahrer. Ich habe einen riesigen Respekt vor dieser Nummer, das ist das echte Highlight der Tournee. Wenn ich einen Akkord nicht treffe, ist das nicht so tragisch. Diese Artisten dürfen sich keine Fehler erlauben.
Sie haben es schon angesprochen: In Luzern wird die Stimmung mit Fondueplausch und Glühwein speziell sein. Wird man Sie dort auch mal persönlich antreffen können?
Ja, das ist auch etwas, was den Zirkus besonders macht. Nach meinen Konzerten bin ich selten noch an der Bar anzutreffen, auf dieser Tournee mit dem Circus Knie kommt das aber schon regelmässig vor.
Marcel Habegger