Luzern ist aus dem Rennen

Von 16. Oktober bis 21. November findet das «Rendez-vous Bundesplatz» zum zehnten Mal statt. Es könnte das letzte Mal in der Hauptstadt sein – Luzern kommt als neuer Standort nicht in Frage.

Der Kulturevent zog in den letzten Jahren jeweils eine halbe Million Besucherinnen und Besucher auf den Bundesplatz. Bild: Bruno Gisi

Vor zehn Jahren hat Brigitte Roux das Lichtspektakel auf dem Bundesplatz lanciert. Mittlerweile gehörte das «Rendez-vous» fix in die Berner Kulturagenda. Die Idee dazu kam der Veranstalterin während Ferien auf Madeira. «Ich habe dort eine Lichtinstallation gesehen und wusste: So etwas braucht die Schweiz auch.» Selbst hatte sie davor nichts mit Lichtinstallationen am Hut. 
Von 16. Oktober bis 21. November geht das «Rendez-vous» auf dem Bundesplatz in diesem Jahr zum zehnten Mal über die Bühne. Es könnte aber das letzte Mal sein. Der Kulturevent kostet jährlich rund 850 000 Franken. Einer der Hauptsponsoren ist das Migros-Kulturprozent. Die Stadt Bern hatte die letzten Jahre jeweils 180 000 Franken beigesteuert. Auf dieses Jahr hin hätte der Betrag auf 250 000 Franken aufgestockt werden sollen. Nun wurde aus Spargründen entschieden: Ab 2021 bezahlt die Stadt Bern gar nichts mehr. Für die Veranstalterin Brigitte Roux ist aber klar: «Wer profitiert, soll auch bezahlen.» Und profitiert hat die Stadt Bern während der letzten Jahre. Gemäss einer Erhebung der Hochschule Luzern gar beträchtlich. 12 bis 
15 Millionen Mehrwert sollen jeweils für  Stadt und Region durch die Veranstaltung generiert werden. Letztes Jahr wurde die Installation von 550 000 Personen besucht.
Zahlt die Stadt Bern nicht mehr, zieht Brigitte Roux in Betracht, die Veranstaltung nicht mehr in Bern durchzuführen, und sucht entsprechend nach einer Alternative. Für sie wäre dabei eigentlich nur eine Stadt in Frage gekommen: Luzern. Hatte sie also vor, das KKL zu beleuchten? Ein geeigneter Platz für die Besucherinnen und Besucher wäre vorhanden. «Das KKL hat zu viele Fenster. Ich dachte eher an die Kapellbrücke», sagt sie. Das «Rendez-vous Bundesplatz» hätte ab 2021 also vielleicht «Rendez-vous Kapellbrücke» heissen können, Starlight-Events hätten mit dem Lilu Licht Festival gemeinsame Sache machen und der Stadt Luzern einen Mehrwert in Millionenhöhe generieren können.

 

Budgets sind ähnlich hoch

Das Lilu Licht Festival ist vor drei Jahren aus der Initiative des Branchenverbands Luzern Hotels und Luzern Tourismus entstanden. Für die ersten beiden Ausgaben stand ein Budget von je einer Million Franken zur Verfügung. Für die dritte Ausgabe von 7. bis 17. Januar fällt das Budget kleiner aus. Mit einer Crowdfundingaktion wurden zusätzliche 11 000 Franken gesammelt. 
Gemäss den Organisatoren wurde das Lilu in diesem Jahr von rund 70 000 Personen besucht. Langfristig soll sich das Lilu Lichtfestival Luzern positiv auf die Luzerner Hotellerie und die Gastronomie auswirken. «Erfreulicherweise konnte die Stadt Luzern im Januar 2020 eine Zunahme von 16,7 Prozent bei den Logiernächten im Vergleich zum Januar 2019 verzeichnen», sagt Martina Achermann. Aus Bern haben die Verantwortlichen bisher noch keine Anfrage erhalten. «Für ein allfälliges Gespräch sind wir jedoch offen», betonte Achermann noch Mitte vergangener Woche. Ende Woche fand dieses Gespräch dann offenbar statt mit dem Resultat, dass bereits jetzt klar ist, dass das «Rendez-vous» nicht nach Luzern kommen wird. «Thomas Fritschi (Geschäftsleiter des Lilu Licht Festivals, Anm. der Red.) hat sich nun gemeldet. Er will das Lilu als Lichterfestival mit vielen verschiedenen Elementen weiterentwickeln», erklärt Brigitte Roux, die das Lilu Licht Festival die letzten zwei Jahre besucht hatte, vom Festival in der Leuchtenstadt aber nicht sonderlich angetan war. In Bern seien für sie die drei Punkte Licht, Musik und eine Story dahinter zentral, dies fehle ihr in Luzern noch. Da die Verantwortlichen des Lilus nicht in Betracht ziehen, mit einer Hauptattraktion zu arbeiten, ist für Brigitte Roux bereits jetzt klar, dass sie nicht nach Luzern abwandern wird.
Ob die Hauptstadt den Publikumsmagneten dann auch wirklich abwandern lässt, ist aktuell ohnehin noch fraglich. Inzwischen haben sich Interessengruppen für das «Rendez-vous» in Bern gebildet, um sich für die entsprechenden Gelder einzusetzen. 
Der Name der diesjährigen Installation lautet übrigens «Planet Hope». Dabei verwandelt sich das Bundeshaus in ein Schiff und segelt von Kontinent zu Kontinent, bekommt die Kraft der Natur zu spüren, kämpft gegen den Plastikmüll und trifft auf Nobelpreisträger.


Marcel Habegger
Mehr Infos: www.rendezvousbundesplatz.ch

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