Leserbriefe

Abschaffung von Noten in der Volksschule des Kantons Luzern

Ein Blick in die Luzerner Unternehmen mit Lehrlingen zeigt: Eine Schwäche der heutigen Schulabgänger/-innen liegt darin, dass sie schnell frustriert sind. Sie können teils ungenügend mit Druck umgehen und scheuen deshalb Verantwortung. Sie flüchten sich gerne in Traumwelten. Viele haben ein recht egozentrisches Weltbild und erwarten, dass man ihnen in der Regel entgegenkommt. Eigenschaften, die eine erfolgreiche berufliche Laufbahn erschweren können. Entsprechend müssen sie von den Lehrmeistern/-innen abgefedert und korrigiert werden. Nun diskutiert man über das Abschaffen der Noten in der Volksschule. Hilft dies den Kindern im Hinblick auf diese Schwächen? Wohl eher im Gegenteil. Denn mit dieser Massnahme würde sich die Schule noch weiter von der leistungsorientierten Berufswelt lösen. Das wiederum würde den Druck auf die Lehrbetriebe erhöhen. Sie bilden das Scharnier zwischen Schule und Arbeitswelt. Hier muss nachgeholt werden, was in der Schule verpasst wurde. Wenn sich die Schule zunehmend weigert, die Kinder auf unsere Leistungsgesellschaft vorzubereiten, so liegt diese Last noch stärker bei den Lehrbetrieben. Ist dies fair? Schon im alten Rom galt: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir! Die Lehrbetriebe dürfen also erwarten, dass die Schüler gut auf die folgende Berufslehre vorbereitet sind – auch charakterlich. Hier gibt es aber bereits heute Defizite. Würde das Abschaffen von Noten diese nicht sogar noch verstärken?

Gaudenz Zemp, Direktor KMU- und Gewerbeverband Kanton Luzern, FDP-Kantonsrat

 

Tempo 30 in Gemeinden ist kein Wunsch, sondern eine gesetzliche Pflicht

Wenn ich die roten Überschreitungen entlang der Basel- und der Bernstrasse im Geoportal des Kantons anschaue, dann erstaunt mich die inzwischen jahrzehntelang zögerliche Umsetzung Lärmschutzes durch den Kanton doch sehr. Die roten Punkte sind nicht «etwas lauter», sondern die Alarmwerte. Die höchste Stufe ist überschritten! Der Regierungsrat nimmt damit in Kauf, dass weiterhin ein grosser Teil der Bevölkerung sehr hohem Lärm ausgesetzt ist, obwohl er gemäss bundesgesetzlichen Verpflichtungen zum Schutz dieser Menschen verpflichtet wäre, diesen Schutz aber nicht wahrnimmt.

Wie kann es sein, dass der Kanton die Zeitersparnis von bestenfalls 1 bis 2 Minuten einer Autofahrt durch die Stadt Luzern bei Tempo 50 höher gewichtet als den Schutz der Gesundheit bei Tempo 30? Eine Zeitersparnis, die realistischerweise nachts um 3 Uhr bei leeren Strassen plausibel ist, tagsüber jedoch durch Fussgänger und Kreuzungen gar nicht machbar ist, aber zahlreiche Beschleunigungsvorgänge auf 50 km/h zur Folge hat. Und dies nicht nur in der Stadt Luzern, sondern auch in etlichen Luzerner Gemeinden, wo der Kanton Tempo 30 kurzfristig auf Eis gelegt hat.

Obwohl belegt ist, dass Tempo 30 in Zentren einen ruhigeren Fluss des Verkehrs bei gleicher Kapazität ergibt, verschwendet der Regierungsrat indirekt Steuergelder für Gesundheitskosten, weil er Einzelnen nicht die Stirn bietet, die, von Ungeduld getrieben, ein paar wenige Minuten sparen wollen. Leute, denen die Gesundheit der Bevölkerung weniger wert ist als die Illusion der Zeitersparnis. Wir haben von den Quartiervereinen verschiedentlich die Regierungs- und Kantonsräte an die Basel- und die Bernstrasse eingeladen, um sich mal anzuhören, wie es ist, wenn ständig von 0 auf 50 km/h beschleunigt wird.

Als Co-Präsident des Vereins BaBeL ärgert mich dieses bewusste Wegschauen und Zulassen, dass die Bevölkerung unnötig Gesundheitsrisiken ausgesetzt wird. Eine Tempo-30-Tafel wäre wohl einiges billiger als die Quersubventionierung des Gesundheitswesens – und menschenfreundlicher.

Ich wünsche dem Regierungsrat etwas mehr Mut, zu regieren und die Probleme wirklich anzugehen, statt darauf zu warten, bis das Bundesgericht wieder den Kanton zu Massnahmen zwingt. Lärmschutz ist keine Frage politischer Opportunitäten, sondern eine Frage des Respekts gegenüber AnwohnerInnen und des Rechts, nämlich der Umsetzung bundesrechtlicher Verpflichtungen.

Stefan Brücker, Co-Präsident Verein BaBeL

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