Koch folgt auf Gonzalez

Nach zehn Jahren tritt Alexander Gonzalez als Präsident des Wirtschaftsverbands Stadt Luzern ab. Benjamin Koch übernimmt und will in der Stadt Luzern mehr Konsens finden zwischen den beiden Lagern.

Benjamin Koch will als Präsident auf die Nachbargemeinden zugehen und innerhalb der Stadt mehr Konsens finden. Bild: Bruno Gisi

Benjamin Koch, es ist vielleicht nicht gerade der beste Moment, das Präsidium eines Wirtschaftsverbandes zu übernehmen, oder sehen Sie dies anders?
Benjamin Koch: Wann ist der beste Moment, um Präsident zu werden?

Wenn es der Wirtschaft etwas besser geht als momentan ...
Dann ist es ja keine Herausforderung. Nein im Ernst: Der Wirtschaft geht es momentan schlecht, das ist ein Fakt, wie weit der WVL da eingreifen kann, ist jedoch eine andere Frage. Dazu arbeiten wir eng mit dem kantonalen Gewerbeverband zusammen, der unsere Anliegen auch in den Kantonsrat trägt.

Wo sehen Sie die Rolle des WVL?
Beim WVL geht es darum, die Rahmenbedingungen auf Stadtebene optimal zu nutzen. Die Pandemie sprengt aber die Möglichkeiten des WVL, dies alleine lösen zu können.

Welche Ziele haben Sie als WVL-Präsident?
Wir müssen die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden intensivieren, gerade in Bezug auf die Ansiedlung von KMU-Betrieben. Man muss miteinander arbeiten und nicht versuchen, sich gegenseitig auszuspielen. Das ist ein Problem, das wir in der Stadt Luzern aktuell haben.

Was meinen Sie konkret?
Wir haben zwei Lager. Das eine Lager will beispielsweise nur Velos, die andere Seite nur Autos. Da möchte ich Akzente setzen, damit man gemeinsam Lösungen findet und nicht immer nur auf einer Möglichkeit beharrt. 

Das haben aber andere auch schon versucht. Wo liegt die Lösung bei diesem Problem?
Es muss von beiden Seiten ein Entgegenkommen sein. Ich glaube nicht, dass wir diejenigen sind, die nicht auf die anderen zugehen können.

Dabei sprechen Sie beispielsweise das Parkplatzreglement an, bei dem Sie an vorderster Front für das konstruktive Referendum kämpfen.
Wir brauchen auch in Zukunft die Möglichkeit, beispielsweise in einer Zone 3 attraktiven Wohnraum zu schaffen. Dort soll in der Zukunft nur noch die Hälfte der möglichen Parkplätze bewilligt werden dürfen.

Kritische Stimmen könnten Ihnen nun vorwerfen, Sie beharren auch auf Ihrem Punkt, die Mehrheit des Parlaments hat sich für eine erweiterte Variante des Parkplatzreglements entschieden ...
Mit dem Vorschlag des Stadtrates hätte man genau das erwirkt, was zielführend wäre, es war Konsens vorhanden. Nun versucht die Mehrheit im Parlament einen Schritt weiterzugehen. Man kann nicht immer die Eigeninteressen in den Vordergrund stellen. Die letzte Parlamentssitzung betreffend Schuldenbremse und Pilatus-Arena haben dies ziemlich verdeutlicht.

Sie sind in der Parteileitung der CVP Stadt Luzern. Befürchten Sie nicht, man könnte Ihnen parteipolitische Interessen vorwerfen?
Doch, das würde man ganz sicher. Deshalb gebe ich das Amt bei der CVP ab. Ich kann nicht WVL-Präsident sein und gleichzeitig in der Leitung einer Partei sitzen. 

Soll das Amt auch Ihren Bekanntheitsgrad für zukünftige Wahlen steigern?
Nein, ich konzentriere mich auf meine Arbeit bei der Asermo und die Aufgaben als WVL-Präsident. Meine persönliche politische Karriere ist auf Eis gelegt.

Ein wichtiges Thema ist auch die Tourismusstrategie. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Wichtig ist hier, dass wir alle vom Selben reden. Beispielsweise bei einem nachhaltigen Tourismus verstehen viele etwas anderes. Natürlich kann die Stadt bei der Entwicklung einen gewissen Einfluss nehmen. Es hat ja seine Gründe, weshalb so viele Asiaten nach Luzern reisen. Aber einfach wird dies nicht. Die Gruppenreisen werden wohl abnehmen, die Individualreisen zunehmen. Die qualitativen Touristen, diejenigen, die wir eigentlich wollen, kommen aber sicher auch nicht mit dem Zug oder dem Velo.

Haben Sie eine eigene Vision?
Ich muss ehrlich gesagt sagen, mich haben diese Touristen noch nie gestört. Ich hatte immer Freude, wenn ich Touristen gesehen habe, weil ich weiss, dass sie Umsatz generieren und die Marke Luzern fördern. Für mich wäre das Parkhaus Musegg eine ideale Lösung gewesen, um die Stadt Luzern attraktiver zu gestalten. Es wäre doch schön, wenn der Schwanenplatz begrünt und zum Verweilen einladen würde.

Die Generalversammlung vom 19. April wird nicht im gewohnten Rahmen stattfinden. Wann werden Sie offiziell gewählt? 
Wir hoffen immer noch, die GV physisch nachholen zu können. Neben Alexander Gonzalez haben auch die Vorstandsmitglieder Marcel Lingg und Martin Estermann eine würdige Verabschiedung verdient.

Marcel Habegger

 

Box: Zur Person
Benjamin Koch (44) lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Luzern. Seit September 2020 arbeitet er bei der Asermo AG als Senior-Kundenberater für Immobilien- und KMU-Finanzierungen sowie Vorsorge. Hobbys: Landhockey, Jassen, Reisen und Kochen.

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region26.02.2024

Adieu, «Anzeiger Luzern»

Vom englischen Königshaus, von einem Podium unter Polizeischutz, Weltstars wie Anne-Sophie Mutter oder Joss Stone bis zum «falschen» Barenboim: Nach vielen…
Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis
Region26.02.2024

Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis

Für das Jahr 2023 verzeichnet die Stadt Luzern einen Gewinn von 80 Mio. Franken, obwohl ein Verlust von 31,2 Mio. Franken budgetiert war.
Tourismus Luzern: fast komplette Erholung
Region26.02.2024

Tourismus Luzern: fast komplette Erholung

In der Stadt Luzern haben im Jahr 2023 20,8 Prozent mehr Gäste übernachtet als im Vorjahr und 3,9 Prozent weniger als 2019.