Keine Entspannung in Sicht

Jedes fünfte Zentralschweizer Unternehmen meldet eine weitere Verschlechterung der Unternehmenssituation. Als Kernprobleme stehen Absatzschwierigkeiten im Ausland und die stark steigenden Liquidationsengpässe im Fokus.

Exportfirmen wie etwa die Swiss Steel in Emmenbrücke sind von der Corona-Krise stärker betroffen als andere Branchen. Bild: Bruno Gisi

Nachdem in der letzten Umfrage durchschnittlich 43 Prozent der Zentralschweizer Unternehmen eine Negativentwicklung gemeldet haben, liegt der Wert per September 2020 bei 21 Prozent. «Die Situation bleibt jedoch nicht nur für die Tourismus-, Gastro- und Eventbranche, sondern auch für die exportorientierten Branchen angespannt», sagt IHZ-Direktor Adrian Derungs. Die Absatzschwierigkeiten im Ausland bleiben für diese wie bereits in den vorangehenden Umfragen ein Kernproblem.

81 Prozent melden diesbezügliche Schwierigkeiten, was einem 3 Prozent höheren Wert als in der letzten Umfrage entspricht. Besonders auffallend ist der Anstieg der Liquiditätsprobleme. Die Zahl Exportunternehmen, welche aktuell eine kritische Liquiditätssituation aufweisen, hat sich von 11 auf 24 Prozent mehr als verdoppelt.

 

Liquidität als Kernproblem

Wirft man einen Blick in die nahe Zukunft, sind drei Hauptproblemfelder zu erkennen. Erstens spitzt sich die Liquiditätssituation weiter zu. «Sind es heute im Durchschnitt 12 Prozent aller  Unternehmen, welche Probleme melden, darf man davon ausgehen, dass in zwei Monaten rund jedes vierte Unternehmen Liquiditätsengpässe ausweisen wird», sagt Adrian Derungs. Zweitens melden 47 Prozent der Unternehmen, dass sie in zwei Monaten von einem zu hohen Personalbestand ausgehen. 18 Prozent erwarten einen Stellenabbau. Drittens sind die Absatzschwierigkeiten im Ausland für Unternehmen der Exportbranche weiterhin markant. 81 Prozent vermelden zurzeit Absatzprobleme im Ausland, 76 Prozent erwarten auch bis in zwei Monaten grosse Herausforderungen.

Auch ein zu hoher Personalbestand ist eine oft genannte Herausforderung. Im Durchschnitt rechnen 33 Prozent damit, dass jene Arbeitnehmenden, welche aktuell in Kurzarbeit sind, bis Ende 2020 wieder ordentlich beschäftigt werden können. In der Exportbranche sind es 38 Prozent. Für das Ende des Jahres 2021 gehen in der Zentralschweiz im Durchschnitt 35 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass lediglich 50 Prozent oder weniger der Mitarbeiter in Kurzarbeit wieder ordentlich angestellt sein werden. Entlassungen sind wahrscheinlich.

 

Normalisierung verzögert sich

Mitte April 2020 ist man von einer Erholungsphase von sieben Monaten ausgegangen. «Diese Zeitspanne hat sich seither kontinuierlich verlängert. Vieles hängt von den Entwicklungen in den kommenden Wochen und Monaten ab», so Adrian Derungs. Die Unternehmen äussern vermehrt Skepsis, dies zeigt die sich stetig verlängernde Normalisierungsphase der Geschäftstätigkeit. Aktuell erwarten die Zentralschweizer Unternehmerinnen und Unternehmer im Durchschnitt keine Normalisierung vor November 2021. Für 63 Prozent aller befragten Unternehmen in der Region hat der Geschäftsbetrieb aktuell noch nicht zur gewohnten Normalität zurückgefunden.

PD

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