Kein runder, nur ein Infotisch
Am 25. Januar hat ein runder Tisch zwischen den Fasnachtsorganisationen, der Stadt und dem Kanton stattgefunden. Ein Austausch war es wohl, entschieden war die Sache aber bereits.
Ein runder Tisch ist ein Tisch, an dem verhandelt und gemeinsam Lösungen gesucht werden. Ein prominenter runder Tisch war beispielsweise derjenige zwischen der DDR-Regierung und Oppositionsgruppen im Jahr 1989.
Damit zu vergleichen ist der runde Tisch, der zwischen Fasnachtsorganisationen und den Luzerner Behörden letzten Dienstag stattgefunden hat, schon rein von der Brisanz her nicht. Und trotzdem war es eines runden Tisches nicht würdig, denn verhandelt wurde an diesem Dienstagabend im «Schweizerhof» nicht. Vielmehr war es eine Informationsveranstaltung von Stadt und Kanton für die Fasnachtsverantwortlichen oder eine Fragerunde, denn es wurde nicht gemeinsam nach Lösungen gesucht, die Behörden hatten bereits entschieden, was an der Lozärner Fasnacht 2022 möglich beziehungsweise erlaubt sein würde. «Um 20 Uhr wurde der runde Tisch abrupt beendet, wenige Minuten später folgte bereits die Medienmitteilung», bedauert Peti Federer, Sprecher des Lozärner Fasnachtskomitees.
Dass nicht ein Verwaltungsmitarbeiter oder eine Verwaltungsmitarbeiterin während des runden Tisches mitschrieb, zeigen die Daten des Dokuments. Die Medienmitteilung wurde um 17.30 Uhr abgespeichert. Peti Federer: «Das überrascht mich nicht. Man hat bereits während der Gespräche gespürt, dass die Meinungen gemacht sind.»
Eine Nachfrage bei Stadtrat Borgula zeigt aber auf, dass die Fasnächtler wohl mit falschen Erwartungen zum Treffen gekommen waren. «Die rechtlichen Beurteilungen und Rahmenbedingungen waren mit dem Kanton gemeinsam erarbeitet worden, fanden Eingang in die Antworten auf die dringlichen Vorstösse im Kantonsrat und wurden von uns stadtseitig auf die konkreten Verhältnisse der Luzerner Fasnacht heruntergebrochen», erklärt Borgula. «Dafür müssen ja auch wir Behörden die Verantwortung übernehmen. Dieser Prozess hatte mit dem runden Tisch eigentlich wenig zu tun. Uns war wichtig, die Rahmenbedingungen zuerst den Fasnachtsorganisationen klar aufzuzeigen. Anschliessend haben wir uns mit den Fasnachtsorganisationen im Sinne des runden Tisches offen über die möglichen Umsetzungen ausgetauscht.»
Ronfäger schreiben Konzept
Nun wird die Beizenfasnacht also wohl der Höhepunkt der diesjährigen Fasnacht. Vor zwei Jahren, als Peti Federer, Kurt Sidler und Herbert Gut die Värslibrönzlete lancierten, meinten einige mit Hohn, eine Beizenfasnacht sei keine richtige Fasnacht, nun werden die Restaurants von Anfragen überrannt. «Unser Restaurant war für die Värslibrönzlete praktisch kurz nach dem Vorverkaufsstart ausgebucht», sagt Ferdinand Zehnder des Restaurants Lapin. «Es bestand ein riesiger Run auf die Tickets, nun haben wir rund 30 Personen auf der Warteliste», erzählt er.
Aber auch im Freien haben Organisatoren die Fasnacht zumindest noch nicht aufgegeben. Die Ronfäger versuchen, die Guuggenmusig-Auftritte in der Münzgasse auch unter Auflagen durchzuführen. Lediglich 300 Personen sollen reingelassen werden, damit auf jegliche Zertifikate verzichtet werden kann. Bisher haben lediglich einzelne Guuggenmusigen abgesagt, die anderen hoffen weiter auf eine Durchführung.
Marcel Habegger