Jugend debattiert dieses Jahr virtuell
32 Schülerinnen und Schüler verschiedener Kantonsschulen debattierten am Samstag über aktuelle Themen wie den ÖV, das Handyverbot an Schulen, die Einführung des Blockunterrichts oder das Roadpricing in Schweizer Städten.
Der Samstag wäre für Parteiverantwortliche ein guter Tag gewesen, sich einige verheissungsvolle Namen für ihre Jungparteien zu notieren. Das wäre dieses Jahr gar vom Sofa aus möglich gewesen, denn der 8. Debattierwettbewerb der Kanti Reussbühl fand Corona-bedingt virtuell statt. In der Jury vertreten waren unter anderem die beiden Nationalräte Prisca Birrer-Heimo (SP) und Michael Töngi (Grüne). «Mir geht es nicht darum, junge Grüne anzuwerben. Debattieren ist auch in der Politik sehr wichtig, und es schärft den eigenen Geist, wenn man anderen zuhört – ganz unabhängig davon, wie alt sie sind», begründet Töngi seine Motivation.
Angetreten sind 32 Schülerinnen und Schüler der Kanti Reussbühl und Alpenquai, der Kantonsschule Zug sowie der Fachmittelschule Luzern. Dies jeweils in zwei Altersgruppen. Die besondere Herausforderung: Die Jugendlichen konnten nicht immer ihre eigene Meinung vertreten, die Pro- beziehungsweise die Contra-Rollen wurden den vier Gesprächspartnern zugeteilt. Wer es bis in den Final schaffen wollte, musste sich innert kurzer Zeit zu verschiedenen Themen Argumente zurechtlegen.
Knobel vertritt Luzern im Final
Salvina Knobel der KS Alpenquai deutete bereits in der ersten Runde, bei der Diskussion um das Handyverbot an Schulen, an, dass ihr Weg an diesem Tag wohl noch weit gehen würde: «Es macht keinen Sinn, alles zu tun, um ein digitales Medium wie das Notebook einzuführen, daneben ein bereits etabliertes Medium wie das Handy zu verbieten», so zum Beispiel eines ihrer Argumente. Sie vermochte sich mit Anton Kucera der Kantonsschule Reussbühl, der die Pro-Seite vertrat, für den Halbfinal zu qualifizieren, wo sie beide zum selben Thema die andere Seite zu vertreten hatten. Salvina Knobel fand auch hier die besten Argumente und konnte sich als einzige Luzernerin für den Final qualifizieren. Anton Kucera und John Riley (KS Alpenquai) blieben in diesem Halbfinal hängen.
Im Final traf Salvina Knobel beim Thema, ob der ÖV in den Städten Luzern und Zug für Jugendliche in Ausbildung gratis sein soll, auf starke Konkurrenz der KS Zug.
Enrico Steiner vertrat dort beispielsweise die Meinung, dass diese Einführung den Verkehr vermindern würde und entsprechend Parkplätze reduziert werden könnten. «In Tallinn hat dies bereits sehr gut funktioniert», argumentierte der Zuger. «Wenn du mit Tallinn kommst, komme ich mit Hasselt in Belgien. Dort musste dieses Projekt 2013 abgebrochen werden, weil man bis zu 50 zusätzliche Linien einführen musste und dies finanziell nicht mehr zu stemmen war», konterte Elena Schorn, die sich am Ende hinter Steiner den zweiten Platz sicherte. Salvina Knobel erreichte Rang vier.
Bei den Debatten der Schülerinnen und Schüler der Schulklassen 10 bis 12 behielten schliesslich die Luzernerinnen und Luzerner die Oberhand. «Zehn Minuten benötigen wir pro Lektion zum Aufwärmen, das ist bereits ein Viertel der aktuellen Unterrichtszeit, hätte man längere Blöcke, wäre dieser Anteil deutlich kleiner», meinte etwa Cedric Herbst der KS Reussbühl zum Thema, ob an den Schulen ein Fach gleich während mehrerer Stunden am Stück unterrichtet werden soll. «In 45 Minuten ist eine Vertiefung zu einem Thema kaum möglich, und auch auf Prüfungen bereitet man sich häufig mithilfe des Kurzzeitgedächtnisses vor», argumentierte auch Vera Herzog für die Einführung. Für den Final zu qualifizieren vermochte sich in diesem live übertragenen Halbfinal allerdings nur Cedric Herbst, nebst der Zugerin Sina Meyer.
Makellose Leistung von Fiona Jetzer
Aus dem zweiten Halbfinal, der nicht live übertragen wurde, schafften es mit Fiona Jetzer (KS Reussbühl) und Giuanna Largiadèr (KS Alpenquai) zwei weitere Luzernerinnen in die Endrunde. «Weniger Stau ist nicht das einzige Argument für Roadpricing, auch die CO2-Emissionen können erheblich gesenkt werden», erklärte hier Jetzer. Nach London und Stockholm sei es an der Zeit, dieses System auch in der Schweiz einzuführen. Giuanna Largiader hielt dagegen: «Sozial ist Roadpricing extrem ungerecht, es bevorzugt Wohlhabende.» Am Ende hinterliess Fiona Jetzer bei der Jury den stärkeren Eindruck, vor Giuanna Largiadèr, Cedric Herbst erreichte den vierten Rang.
Marcel Habegger