«Ich verstehe es nicht»

Der Stadtrat hat letzte Woche, noch bevor der Bundesrat die neuen Massnahmen verkündet hatte, die Sonntagsverkäufe in der Stadt Luzern gestrichen. Gewerbevertreter haben dafür kein Verständnis.

Der Präsident der City-Vereinigung befürchtet, dass sich die Weihnachtseinkäufe nun auf den Samstag konzentrieren. Bild: Bruno Gisi

Der Stadtrat fürchte die neusten Entwicklungen der Corona-Pandemie. Er sei in grosser Sorge, dass sich die Situation vor und über die Festtage weiter zuspitzen könnte, und wolle alles dafür tun, um die Risikogruppen zu schützen und um die Gesundheitsinstitutionen möglichst vor Kapazitätsengpässen zu bewahren, schrieb der Stadtrat in einer am Donnerstag veröffentlichten Medienmitteilung. Er hat an seiner Sitzung vom 9. Dezember die Verordnung über die Schliessungszeiten der Verkaufsgeschäfte in der Stadt Luzern vom 17. September 1997 geändert. Die Änderung tritt am 12. Dezember 2020 in Kraft. Die Konsequenz daraus: In Luzern gibt es dieses Jahr keine Sonntagsverkäufe im Dezember. «Sonntagsverkäufe werden als Event wahrgenommen, an denen zusätzliche Personen von weiter her angezogen werden», erklärt Stadtpräsident Beat Züsli. Die Luzerner Regierung will zusätzliche Ansammlungen verhindern und hofft, dass sich die Einkäuferinnen und Einkäufer auf mehrere andere Tage verteilen werden. Die Stadt Luzern entschied sich damit als erste Schweizer Stadt, auf die Sonntagsverkäufe zu verzichten.

 

30 Prozent des Jahresumsatzes

Der Stadtpräsident ist sich dessen bewusst, dass dies für die Detaillisten ein harter Entscheid ist, sagt aber: «Die Anzahl der mit Corona infizierten Personen ist noch immer viel zu hoch. Es ist sogar ein Trend zu einem erneuten Anstieg zu erkennen.» Neben den Sonntagsverkäufen ist auch der Handwerkermarkt vom 20. Dezember abgesagt. Bisher weiterhin gestattet ist der Weihnachtsbaumverkauf am Schweizerhofquai vom Sonntag, 20. Dezember.

Nach einem schwierigen Jahr hatten die Detaillisten im Dezember auf einen einigermassen versöhnlichen Jahresabschluss gehofft. Dieser droht nun ebenfalls zu scheitern. Rund 30 Prozent des Jahresumsatzes werden jährlich im Dezember generiert, die Sonntagsverkäufe bilden dabei besonders wichtige Verkaufstage. «Ich kann nicht verstehen, dass der Stadtrat noch vor dem Bundesratsentscheid zu solch harten Massnahmen greift», sagt Josef Williner, Präsident der City-Vereinigung Luzern. «Die Stadt Luzern gilt nicht als Corona-Hotspot, und es wurde bisher noch kein Ladenbesitzer bestraft, weil er die Schutzmassnahmen nicht eingehalten hätte», betont Williner. Der Wegfall von den beiden wichtigen Sonntagsverkäufe ist für das Gewerbe gravierend.  «Eigentlich sollten die Ladenöffnungszeiten erweitert und nicht reduziert werden, damit sich die Menschensammlungen besser verteilen können. Die Konzentration auf die übrigen Tage, vor allem der Samstag, wird zunehmen und die Ansteckungsgefahr dadurch erhöht», ist Williner überzeugt. Er appelliert an die Luzernerinnen und Luzerner. «Es ist nun ungemein wichtig, dass die Luzernerinnen und Luzerner das lokale Gewerbe unterstützen und ihre Geschenke an einem anderen Tag in Luzern besorgen.»

Marcel Habegger

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