«Ich habe den schönsten Beruf»

Diese Woche spricht der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli im Interview über seinen Führungsstil, darüber, was seine Mitarbeitenden über ihn sagen und welchen Beruf er ursprünglich erlernen wollte.

«Ich bin eher ungeduldig», sagt Beat Züsli zu seinen Schwächen. Bild: PD

Haben Sie Ihre berufliche Laufbahn von Anfang an vor sich gesehen?
Mein Interesse an planerischen, sozialen und ökologischen Themen war seit langem vorhanden. Es war aber nicht von Anfang an klar, wohin mich dies führt.

Was war Ihr erster Berufswunsch als Kind?
Da mich Geografie und technisches Zeichnen sehr interessierten, war Kartograf mein erster Berufswunsch. Es gab damals in der Schweiz nur sehr wenige Ausbildungsmöglichkeiten, was mich dann zur Architektur führte.

Worauf sind Sie in Ihrer Laufbahn besonders stolz?
Dass ich meine Interessen für soziale und ökologische Themen zum Nutzen der Gesellschaft einsetzen kann und damit eine sehr befriedigende Tätigkeit ausüben darf.

Ist kompetente Unternehmensführung erlernbar?
Ja, gemäss meiner Erfahrung hat in einem politischen Exekutivamt der Einbezug der verschiedensten Interessen nochmals einen deutlich höheren Stellenwert, was die Anforderungen an die Führung entsprechend beeinflusst. 

Wie lauten Ihre wichtigsten Führungsgrundsätze?
Nur mit einer auf Vertrauen basierenden Zusammenarbeit können gute Ergebnisse erzielt werden. Ein respektvoller Umgang mit den Mitarbeitenden ist zentral.

Haben sich Ihre Führungsprinzipien in den letzten Jahren verändert?
Bei meinem Wechsel von der Privatwirtschaft in die Stadtverwaltung lernte ich mich in diesem veränderten Umfeld zu bewegen, meine Grundsätze konnte ich jedoch beibehalten.

Darf ein Chef/eine Chefin auch Schwächen zeigen?
Selbstverständlich, warum nicht? Hierarchisch geprägte Führung, vermeintlich ohne Schwächen, ist sicherlich kein Zukunftsmodell.

Welche sind es bei Ihnen?
Vielleicht, dass ich eher ungeduldig bin, wenn ich die Möglichkeit für ein pragmatischeres, zügigeres Vorgehen zu erkennen glaube.

Was geht Ihnen auf die Nerven?
Wenn ich mit Partikularinteressen konfrontiert werde, welche jeglichen Blick auf die gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge vermissen lassen. 

Worüber können Sie herzlich lachen?
Guten Sprachwitz.

Was sagen Ihre Mitarbeitenden über Sie?
Dass ich sie ernst nehme, zuhöre und nach Möglichkeit auf ihre Anliegen eingehe. Genaueres und Kritisches müsste man wohl bei ihnen direkt abholen.

Wie reagieren Sie auf Kritik?
Kritik, die konstruktiv geäussert wird und die Zusammenhänge berücksichtigt, nehme ich gerne auf, da sie meine und unsere Arbeit verbessert.

Welchen Stellenwert haben für Sie soziale Netzwerke, beruflich und privat?
Die persönlichen, direkten, sozialen Netzwerke sind für meine politische Tätigkeit von zentralster Bedeutung. Die digitalen, sozialen Netzwerke dagegen spielen eine deutlich geringere Rolle.

Welches berufliche Erlebnis hat Sie am stärksten geprägt?
Für meine jetzige Tätigkeit war es sicherlich die erste Wahl in den Stadtrat und zum Stadtpräsidenten vor rund fünf Jahren.

Gibt es im Unternehmen spezielle Massnahmen zur Teamentwicklung?
Wir investieren viel in die Zusammenarbeitskultur, beispielsweise mit Anlässen auf der Ebene der Teams und Abteilungen, bis zu einem regelmässig stattfindenden Personalanlass für die gesamte Stadtverwaltung. Die neu eingeführten Führungs- und Verhaltensgrundsätze und spezifische Beratung unterstützen diese Zielsetzungen. 

Stellen Sie sich vor, Sie würden nochmals am Anfang Ihrer Karriere stehen: Würden Sie nochmals dasselbe erlernen oder studieren oder wäre es etwas anderes?
Da ich momentan den schönsten Beruf in der schönsten Stadt ausüben darf, würde ich alles genau gleich machen. Auch vor meiner Zeit im Stadtrat hatte ich zudem eine sehr interessante berufliche Tätigkeit.

Wann und wo können Sie wirklich abschalten?
Am besten in den Bergen auf einer Wanderung, beim Velofahren oder auf dem See. All dies ist in oder ganz nah von Luzern sehr gut möglich!

Elma Softic /Marcel Habegger

 

Box: Der Ausbildungsweg von Beat Züsli
Nach einer Lehre als Hochbauzeichner hat er die Ausbildung als Architekt und danach als Energie-Ingenieur abgeschlossen. Wie er erklärt, war für seine jetzige Tätigkeit zudem die parlamentarische Arbeit und die Tätigkeit in diversen Organisationen eine wichtige Basis.

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