Hühnerhaut-Momente
Das kantonale Musikfest 2022 startet am 10. Juni in Emmen. Der Anlass soll ein freudevolles, gesellschaftliches Happening werden und der Blasmusk-Szene insgesamt Auftrieb verleihen.
Über eine gute Projektidee sollte man immer eine Nacht schlafen. Wenn die Idee am nächsten Tag immer noch überzeugt, kann man sie getrost anpacken. Nimmt man diesen Vorsatz als Richtschnur, wird das kommende Kantonal-Musikfest in Emmen das beste aller Zeiten. Das 50-köpfige ehrenamtliche Organisationskomitee konnte Hunderte Nächte über das Konzept sinnieren, war es doch schon im Frühjahr 2020 auf der Zielgerade für den Anlass im Frühsommer. Was folgte, ist bekannt und blieb nicht ohne Folgen für die Blasmusik-Szene. «Aufgrund des zeitweiligen Probeverbots und des eingeschränkten Betriebs haben einige Musikvereine Besetzungsprobleme», sagt Tanja Steger, Vizepräsidentin des OK. «Die Leute sind in der Pandemiezeit auf andere Hobbys ausgewichen. Deshalb ist es wichtig, jetzt das Luzerner Musikfest so richtig zu feiern, damit alte und neue Mitglieder in die Musikvereine zurückfinden.»
Blasmusik-Hochburg
Die Anmeldezahlen für den Anlass stimmen zuversichtlich: Bei den Erwachsenen haben sich 72 Vereine angemeldet, bei den Jugendlichen 39 Formationen. Das ergibt rund 4500 Musikant:innen an vier Konzerttagen. Das Ganze ist als Wettbewerb angelegt. Eine Jury beurteilt die Leistungen der Formationen, ohne die Musizierenden zu sehen. «Das ist nötig, denn der Kanton Luzern ist schweizweit eine Blasmusik-Hochburg», sagt Tanja Steger, «man kennt sich (zu) gut.» Die Wettbewerbsvorträge sind öffentlich, die Schulanlage Gersag und das Le Théâtre sind Konzertlokale. Nebst diesem Pflichtprogramm gibt’s «Specials» an diesem 30. Jubiläumsmusikfest. So wird im Rahmen der Eröffnung die neue Fahne des Luzerner Kantonal-Blasmusikverbands gesegnet. Über 400 Veteranen nehmen an dieser eindrücklichen Zeremonie teil, begleitet von einem 500-köpfigen Gesamtkorps. «Das gibt einen Hühnerhaut-Moment», ist Tanja Steger überzeugt. Es ist das dritte Kantonal-Musikfest nach 1922 und 1960, das in Emmen stattfindet. «Aller guten Dinge sind drei», meint die Vizepräsidentin.
«Mer wend Musig ond Fäscht» ist das Submotto der Ausgabe 2022. Nach zwei Jahren Pandemie ist der Nachholbedarf nach sozialen Festkontakten gross. Dementsprechend imposant präsentiert sich das ein Quadratkilometer grosse Festgelände. Vom Le Théâtre über die gesamte Schul- und Sportanlage Gersag bis zur Dreifachhalle Rossmoos erstreckt sich der Eventperimeter. Eine umfangreiche Gastronomie im Street-Food-Style wird aufgebaut. 35 Musikformationen sorgen in den verschiedenen Festzelten für Ausgelassenheit. Von Blaskapellensound über Jazz, Rock, Country bis DJ-Sound ist jeder Stil vertreten.
Helfer:innen gesucht
Ein Riesenfest soll es geben, doch das OK hat auch noch übergeordnete Ziele: «Wir wollen das falsche Image einer verstaubten Blasmusik ändern», sagt OK-Präsident Franz Räber. Mit allen Programmpunkten soll der Event ein jugendliches, dynamisches Bild in die Öffentlichkeit hinaustragen. «Leider fehlt es an allen Ecken an jungem Nachwuchs», sagt Franz Räber. «Deshalb ist es wichtig, dass junge Menschen wieder an das schöne Hobby des Zusammenmusizierens herangeführt werden.» Für dieses Ziel wird grosser Einsatz geleistet. «Das finanzielle Risiko des Anlasses trägt allein ein ehrenamtlicher Verein, es gibt keine bequeme Defizitgarantie», bestätigt Franz Räber. Damit das Fest funktioniert, sind 1200 Helfer:innen notwendig. Es sind über die ganze Festdauer 1800 Einsätze geplant. Angesprochen für die Aufgaben in der Logistik und der Gastronomie des Musikfestes sind Turnvereine, Musikvereine, Jodler:innen, Guuggenmusigen und Einzelhelfer:innen. Aktuell ist deren Rekrutierung die grösste Herausforderung des OK. «Im Moment fehlen noch zirka 350 bis 450 Helfer:innen, die bereit sind, kräftig anzupacken», sagt Franz Räber. Interessierte können sich über die Website melden.
«1104 Tage ohne Kantonal-Musiktag und ohne Musikfest haben wir am 10. Juni hinter uns, eine so grosse Zeitspanne zwischen zwei Luzerner Musikwettbewerben hat es im Kanton seit den Weltkriegen nie mehr gegeben», sagt Franz Räber. Die Vorfreude ist entsprechend gross.
Andréas Härry
Mehr Infos auf: www.musikfest2022.ch