Glücksgefühle in Kriens

Nach vielen finanziell schwierigen Jahren darf die Stadt Kriens für das Jahr 2024 ein Plus von 15 Millionen Franken ankünden. Die Schulden können um rund 10 Millionen reduziert werden.

Der Mattenhof zieht neue Firmen und neue Einwohner:innen an. Das gute Ergebnis von Kriens hat aber wohl doch andere Gründe.Bild: Andréas Härry
Der Mattenhof zieht neue Firmen und neue Einwohner:innen an. Das gute Ergebnis von Kriens hat aber wohl doch andere Gründe. Bild: Andréas Härry

Das Bild auf der Titelseite des Aufgaben- und Finanzplans (AFP) 2024–2028 der Stadt Kriens lässt auf einen schönen Tag hoffen. In Bezug auf die Krienser Finanzen könnte auch von Licht am Ende des Tunnels gesprochen werden. Es ist ein Bild, das in Bälde den Sonnenaufgang erwaten lässt, es sind zahlreiche Baukräne zu ­sehen.

Die Jahresrechnung 2023 wird Kriens deutlich besser abschliessen als erwartet. An der Pressekonferenz vom letzten Mittwoch kündeten Stadtpräsidentin Christine Kaufmann und Finanzdirektor Roger Erni nun für das Jahr 2024 sogar einen Gewinn von 15 Millionen Franken an. Die Kennzahlen stehen für das Jahr 2024 ebenfalls auf Grün. «Wenn mir das jemand vor drei Jahren gesagt hätte, hätte ich das nicht für möglich gehalten», sagte Roger Erni. Und er meinte schon fast etwas euphorisch: «Ende 2024 werden wir keine arme, sondern eine relativ reiche Gemeinde sein.»

Vieles hat mit Glück zu tun

Hat der neue Stadtrat von Kriens nun so viele Dinge besser gemacht als der alte? «Wie viel Prozent Anteil wir an diesem Erfolg haben, habe ich noch nicht ausgerechnet», meinte Erni scherzhaft. Es seien sicher hie und da einige 10 000 Franken, bei denen sie besser hingeschaut hätten. «Man hat aber auch bereits im letzten Jahr des alten Stadtrats gesehen, dass sich eine Wende ankündigt», meinte Erni ehrlicherweise.

Das 15-Millionen-Franken-Plus konnte aber dennoch nicht erwartet werden. Am Mittwoch sprach der Finanzdirektor auch öfters von Glück, dem das gute Budget 2024 zu verdanken sei. «Ohne dieses Glück hätten wir wohl ein Budget mit einem Überschuss von 5 bis 8 Millionen Franken», so Erni. Stadtpräsidentin Christine Kaufmann nannte es ein Geschenk. Einerseits habe es Firmen gegeben, die auch von Corona profitiert hätten, meinte sie, das Geschenk soll aber andererseits aktuell auch der Mattenhof sein. «Der Mattenhof wird dank seiner Toperschliessung von internationalen bis mittleren und kleinen Unternehmen geschätzt», rührte Christine Kaufmann die Werbetrommel für den Platz Kriens. Auch habe dies finanzkräftigere Einwohner:innen angezogen, war an der Pressekonferenz zu hören. Punkto Steuereinnahmen hat sich hier aber nicht viel getan. 2024 werden trotz zunehmender Bevölkerung praktisch gleich viele Steuereinnahmen erwartet wie 2023.

Gewinnsteuern sinken wieder

Der genauere Blick in den Aufgaben- und Finanzplan lässt dann doch vermuten, dass für die Mehrerträge bei den juristischen Personen vor allem einige wenige Firmen verantwortlich sind. In Bezug auf Kaufmanns Äusserung betreffend Corona müsste dies unter anderem die Firma MSD Merck Sharp & Dohme (MSD) sein, die in der Entdeckung und der Entwicklung wichtiger Medikamente und Impfstoffe tätig ist.

Der Fiskalertrag stieg vom Budget 2023 von 93 Millionen auf 116 Millionen Franken (Budget 2024). Im Detail sind die Gewinnsteuern der juristischen Personen von 8,6 Millionen auf 28,7 Millionen gestiegen. Im Jahr 2025 wird bei den Gewinnsteuern jedoch bereits wieder mit 19 Millionen Franken weniger gerechnet. Kaum möglich also, dass der grosse Teil Zuwanderungen von Firmen zu verdanken ist.

Quellwolken am Aufziehen

Auf dem frühmorgendlichen Bild auf dem Aufgaben- und Finanzplan sind eben auch bereits Quellwolken zu sehen. Roger Erni blickte dementsprechend auch demütig in die Zukunft. Denn Gemeinden, die gute Ergebnisse erzielen, können beim Kanton nicht mehr die hohle Hand machen, sondern werden selbst zur Kasse gebeten. Im Jahr 2022 hat die Stadt Kriens vom Finanzausgleich mit 400 000 Franken profitiert, im Jahr 2023 waren es 2,4 Millionen, 2024 werden es 6,8 Millionen sein. Kriens wird 2024 trotz des positiven Ergebnisses Geld erhalten, weil der Kanton zur Errechnung frühere Jahre hinzuzieht. Zur Kasse gebeten wird Kriens erst später. 2026 erwartet Roger Erni eine Rechnung von 3 Millionen, in den Jahren 2027 und 2028 könnten es je 5 Millionen Franken sein. «Es kommen wieder härtere Zeiten. Wir müssen vorsichtig sein», mahnte Erni entsprechend. Für die Jahre 2026 und 2027 rechnet die Gemeinde auch gesamthaft bereits wieder mit einem Minus von je über 9,5 Millionen Franken. Die Verschuldung reduziert die Gemeinde allerdings um 10 Millionen Franken, bis 2028 soll die Verschuldung gar unter 150 Millionen Franken sinken.

7,5 Stellen mehr im Budget

Gute Ergebnisse geben auch die Gelegenheit, Personalaufstockungen zu beantragen. Die Verwaltung soll um 7,5 Stellen aufgestockt werden. Beim Präsidialdepartement von Christine Kaufmann sollen es 1,5 Stellen, beim Baudepartement von Maurus Frey 2, bei Roger Ernis Finanz­departement 1, bei der Bildung von Marco Frauenknecht 1 Stelle und bei Cla Büchis Sozialdepartement 2 Stellen sein. «Wir fahren damit ein bisschen der Realität hinterher», so Erni. «Denn Wachstum muss auch verarbeitet werden», begründet er die Aufstockung. Der Einwohnerrat wird den Aufgaben- und Finanzplan und das Budget 2024 am 2. November behandeln.

Marcel Habegger

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