Frauen sind anders vom Klimawandel betroffen

Wer an den Klima­gesprächen teilnimmt, verringert in der Folge seinen CO2-Fussabdruck massgeblich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Uni Bern. In Luzern starten die neuen Gespräche am 25. August.

Pascale Schnyder, Sie sind verantwortlich für die Klimagespräche der Fastenaktion. Seit 2019 haben 460 Personen an diesen Klimagesprächen teilgenommen. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Anzahl?

Bei Gruppengrössen von durchschnittlich 8 Personen bedeutet das, dass bislang 57 öffentliche Gesprächsgruppen stattgefunden haben. Nicht mitgezählt sind hier die Gesprächsgruppen in Unternehmen und Schulen, die wir ebenfalls durchgeführt haben. Angesichts der Tatsache, dass wir ein kleines Team mit beschränkten Kapazitäten sind und wir mit den Corona-Jahren ein sehr schwieriges Setting hatten, sind wir zufrieden. Was uns sehr freut, ist die Tatsache, dass sich inzwischen rund 80 ehemalige Teilnehmer:innen zu Moderator:in haben ausbilden lassen und die Klimagespräche ehrenamtlich moderieren. Damit erreichen wir immer wieder neue Menschen in der ganzen Deutschschweiz.

Da nehmen aber wohl ohnehin eher Personen teil, die sich bereits mit dem Thema beschäftigen.

Ja, das ist sicherlich zu einem grossen Teil so. Wer sich vier Abende lang Zeit nimmt, um sich mit sich selber und dem Klima zu befassen, gehört sicherlich nicht zu den Menschen, die das Thema erfolgreich von sich fernhalten. Doch obwohl viele Teilnehmende bereits informiert und sensibilisiert für Klimafragen sind, zeigte die CDE-Studie, dass sie signifikante Veränderungen in verschiedenen Verhaltensbereichen im Vergleich zur Kontrollgruppe erzielen konnten.

Was erhalten Sie für Rückmeldungen von Gesprächsteilnehmenden?

Die Rückmeldungen zeigen auf, dass die Teilnehmer:innen neue Erkenntnisse in den Gesprächen gewinnen. Und was uns sehr wichtig ist, ist auch die Tatsache, dass der gemeinsame Austausch den Teilnehmenden hilft, aus der Resignation und teilweise der Verzweiflung herauszufinden.

Hat die Sensibilisierung der Teilnehmenden Auswirkungen auf die Art des Kurses?

Die Tatsache, dass wir sehr viele bereits sensibilisierte Personen in den Gesprächen haben, hat uns auch dazu veranlasst, die Gewichtung der Gespräche etwas anzupassen. So geht es nicht mehr nur um das eigene Verhalten, sondern auch darum, wie ich mit anderen Personen konstruktive Gespräche zu Klimafragen führen und wie ich mich über mein eigenes Verhalten hinaus für Klimaschutz engagieren kann.

Wie holen Sie die anderen ab?

Diese Tatsache hat uns dazu veranlasst, vermehrt Klimagespräche für Unternehmen und Institutionen oder auch für Schulen und die Jugendarbeit anzubieten. Hier erreichen wir effektiv viele Menschen, die sich bislang noch nicht vertieft mit Klimafragen auseinandergesetzt haben.

Was sollen die Gespräche bewirken?

Mit den Klimagesprächen wollen Fastenaktion und Heks einen Beitrag leisten zur Klimasensibilisierung in der Schweiz und Menschen dabei unterstützen, vom Wissen ins Handeln zu kommen.

Wo liegt die grösste Herausforderung?

Beinahe täglich sind wir mit neuen Informationen und Fakten zur Klimakrise konfrontiert. Dennoch fällt es den meisten Menschen, aber auch Nationen sehr schwer, ihr Verhalten klimafreundlich zu gestalten. Warum das so ist, hat sehr viel mit Psychologie zu tun. Es gibt zahlreiche psychologische Mechanismen, die uns dabei «behilflich» sind, schmerzhafte Themen wie die Klimakrise in irgendeine untere Schublade unseres Bewusstseins zu stopfen, damit wir so weitermachen können wie bisher.

Sie sehen sich als Schubladenöffnerin?

Ja, genau. Diese Schublade möchten wir mit den Klimagesprächen wieder öffnen und Menschen dabei unterstützen, sich mit der Klimakrise auseinanderzusetzen und ihre eigene Antwort darauf zu finden, die sich auch im Handeln niederschlägt. Hier hilft der offene und nicht wertende Austausch in der Gruppe enorm. Durch das Erkennen von persönlichen Hebeln zur CO2-Reduktion sowie die Auseinandersetzung mit Motivation, Widerständen und Hindernissen wird das komplexe Thema auf individuell gangbare Wege heruntergebrochen.

Kann man auch nur zuhören, oder müssen sich die Teilnehmenden aktiv am Gespräch beteiligen?

Das Format lebt vom Austausch und von der Diskussion der Teilnehmenden. Deshalb ist nur eine aktive Teilnahme möglich.

Die neue Gesprächsrunde beginnt am 25. August, allerdings lediglich für Frauen. Weshalb?

Die Moderatorinnen haben dieses Gespräch exklusiv für Frauen ausgeschrieben und möchten Erfahrung sammeln, inwiefern sich dies auf die Gespräche auswirkt. Die anderen Gesprächsrunden sind aber offen für alle.

Inwiefern betrifft der Klimawandel die Frauen anders?

Der Klimawandel betrifft jeden, aber nicht alle gleichermassen. So sind etwa ärmere und ältere Menschen in Ländern des Südens, aber auch bei uns, stärker vom Klimawandel betroffen. Dies aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten, ihrer Wohnsituation, ihrer Gesundheit und oftmals auch aufgrund der Arbeit, der sie nachgehen. Es macht einen grossen Unterschied, ob ich bei 32 Grad Celsius in einem gekühlten Büro am Computer sitze oder ob ich den ganzen Tag auf einer überhitzten Baustelle oder in einem Altersheim tätig bin, wo Hitze zu vielen gesundheitlichen Komplikationen bei vielen Bewohner:innen führt und noch mehr Arbeit ­verursacht.

Und in der Schweiz?

In der Schweiz sind Frauen insofern besonders betroffen oder in einer «Schlüsselposition», als dass viele Entscheide im Bereich von Haushalt und Familie durch sie getroffen werden und sie da einerseits viel Gestaltungsmöglichkeiten haben, aber auch eine überproportionale Verantwortung tragen. Die Moderator:innen interessieren sich dafür, diesen Aspekten und Verantwortlichkeiten in einem «geschützten» Rahmen etwas mehr auf den Grund zu gehen.

Wer darf an den Gesprächen teilnehmen?

Die Klimagespräche sind für alle Teilnehmenden offen. Wir empfehlen ein Mindestalter von 18 Jahren. Wichtig ist, dass die ­Angemeldeten an allen vier Abenden teilnehmen, denn nur so kann eine Dynamik entstehen – sowohl in der Gruppe als auch bei den Personen selbst. Die Teilnahme an den Gesprächen kostet 60 Franken.

PD

Alle aktuellen Daten sind auf der Website www.klimagespraeche.ch zu finden. Auch die Anmeldung für die einzelnen Gespräche findet über diese Website statt.

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