Fokus auf die Stadtpassage

Der Stadtrat hat den Strategieprozess Carregime abgeschlossen. Nach der Bewertung der vorliegenden Lösungsideen hat der Stadtrat entschieden, die Lösungsidee Stadtpassage weiterzuverfolgen.

Die Cars sollen in Zukunft beim Kantonsspital parkieren. Bild: Nadia Schärli / «Luzerner Zeitung»

Die Stadt Luzern gehört zu den Städten, die bis zu Beginn der Coronapandemie eine stetige Zunahme an Tourist:innen verzeichneten. Die damit verbundenen Carfahrten und Touristenströme wurden von der Bevölkerung teilweise als störend wahrgenommen. Es wurden Massnahmen zu einer Verbesserung der Situation gefordert und vorgeschlagen. Da keine der ­ursprünglich vorgeschlagenen Massnahmen eine Mehrheit fand, hat der Stadtrat 2019 je einen Strategieprozess für die ­beiden Themen Tourismus und Carregime ausgelöst.

59 Lösungsideen fachlich bewertet

Breite Kreise wünschen sich ein Car­regime, das möglichst wenig Verkehr verursacht, wenig negative Auswirkungen auf das direkte Umfeld hat und die Verkehrssicherheit im Umfeld von Caranhalte- und Carparkplätzen für alle Verkehrsteil­nehmenden gewährleistet. Die 59 vorgeschlagenen Lösungsideen wurden anhand ­dieses Zielsystems fachlich bewertet.

Unter Berücksichtigung weiterer Aspekte wie Chancen, Synergien, Risiken, Finanzierung und der politischen Vorgeschichte kommt der Stadtrat zum Schluss, dass die Carthematik langfristig mit einer Infrastrukturlösung angegangen werden soll. Ein solcher Ansatz erfüllt die partizipativ erarbeiteten Ziele und die Leitlinien zur Vision Tourismus am besten.

Stadtrat empfiehlt Stadtpassage

Konkret wird die Lösungsidee «Stadt­passage» zur weiteren Bearbeitung empfohlen. Dabei handelt es sich um die Lösungsidee einer privaten Interessen­gemeinschaft. Das Parkieren von Reisecars inklusive Aus- und Einsteigen der Gruppengäste soll künftig in einem zusätzlichen vierten Untergeschoss des geplanten Parkhauses des Luzerner Kantonsspitals erfolgen. Eine zirka 800 Meter lange, unterirdische Fussgängerpassage verbindet das Kantonsspital mit der Altstadt im Gebiet Hertensteinstrasse. Dieser Fussgängertunnel soll öffentlich zugänglich sein und könnte mit Rollbändern sowie weiteren Zugängen ausgestattet werden. Je nach Dimensionierung ist auch eine Öffnung für das Velo denkbar. Die Zufahrt für die Reisecars zum Parkhaus soll über einen neuen, unterirdischen, zirka 200 Meter langen Strassentunnel aus dem Friedental im Gebiet des Abzweigers Riedstrasse erfolgen.

Die Zeit drängt

Für die Lösungsidee spricht gemäss dem Stadtrat, dass die Gruppengäste die Innenstadt ab dem Aussteigeort weiterhin direkt zu Fuss erreichen können. Die Zahl der Carfahrten ins Zentrum der Stadt Luzern wird massiv reduziert. Der Schwanenplatz und der Löwenplatz werden frei für andere Nutzungen und können städtebaulich aufgewertet werden. Auch wenn die Prognosen für den Gruppentourismus ungewiss sind, will der Stadtrat die Lösungsidee «Stadt­passage» nun eingehend prüfen. Es geht zum jetzigen Zeitpunkt nicht um den Realisierungsentscheid, sondern darum, sich diese einmalige Gelegenheit nicht zu verbauen. Denn die Stadtpassage steht in einer engen zeitlichen Abhängigkeit zu den geplanten Neubauten des Luzerner Kantonsspitals, was einen Vorentscheid bis Ende Jahr erfordert.

In einem ersten Schritt will der Stadtrat die Machbarkeit weiter vertiefen und das Projekt konkretisieren. Neben der Klärung der technischen Machbarkeit sollen die verkehrlichen Auswirkungen aufgezeigt, die Projektkosten genauer geschätzt, die Synergien aus Sicht des Kantons, der Stadt und der privaten Investoren konkretisiert und daraus Überlegungen zur Trägerschaft und zum Kostenteiler abgeleitet werden. Der Stadtrat wird die Resultate dem Parlament mit einem Antrag zum weiteren Vorgehen unterbreiten.

Der Stadtrat hat die Resultate des par­tizipativen Prozesses und seine Schlussfolgerungen dazu in einem Bericht und Antrag zuhanden des Grossen Stadtrates zusammengefasst. Mit diesem soll der Strategieprozess abgeschlossen und zustimmend zur Kenntnis genommen werden. Der Grosse Stadtrat wird den Bericht und Antrag voraussichtlich an seiner Sitzung vom 22. September beraten.

Da die Stadtpassage frühestens gegen 2030 in Betrieb genommen werden könnte, strebt der Stadtrat mit einem Übergangsregime ein effizientes Management der Cars in räumlicher und zeitlicher Hinsicht an. Zentrales Element ist dabei ein sogenanntes Slotmanagement, welches ermöglicht, dass die Caranhalteplätze in Zukunft elektronisch reserviert und bezahlt werden können.

Mitte Juni 2022 haben auf dem Areal Rösslimatt vis-à-vis dem Südpol die Bauarbeiten für einen temporären Carparkplatz begonnen. Er soll bis zu einer de­finitiven Lösung maximal zehn Jahre in Betrieb sein. Auf dem heute ungenutzten Areal in Kriens entstehen 28 Parkplätze für Reisecars.

Bei den Initianten des Parkhauses Musegg nimmt man zwar positiv zur Kenntnis, dass der Stadtrat den Cartourismus weiter als wichtig erachtet. Bei der Wahl des Projektes, das man weiterverfolgen will, kann man dann weniger Zustimmung ausdrücken. «Dass der Stadtrat einzig das Projekt ‹Stadtpassage› für eine weitere Bearbeitung zuhanden des politischen Prozesses portiert, verwundert sehr und ist schwer nachvollziehbar», sagt Fritz Studer, Präsident Musegg Parking AG. «Es setzen beide Projekte inhaltlich auf eine unterirdische Erschliessung, um den innerstädtischen Raum vom Reisebusaufkommen zu entlasten. Anders als das Projekt im Musegghügel steckt das Projekt ‹Stadtpassage› in den Belangen der baulichen und finanziellen Machbarkeit noch in den Anfängen, die Kosten für die Überprüfung der Machbarkeit des notabene privat angestossenen Projektes gehen nun vollumfänglich zu Lasten der Allgemeinheit», führt Studer weiter aus.

PD

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