Fallzahlen nehmen zu

Letzte Woche präsentierte die Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern die Jahresstatistik 2022. Dabei zeigt sich: Die Fallzahlen haben um 12 Prozent zugenommen und bewegen sich auf Rekordniveau.

Mit über 51 000 neu eingegangenen Fällen im Jahr 2022 bewegen sich die Zahlen wieder nahezu auf dem Niveau des Rekordjahres 2017. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg von über 12 Prozent. Der Erledigungsquotient lag bei 95 Prozent. Der Falleingang bei der Staatsanwaltschaft war demnach höher als der Fallausgang, was längerfristig dazu führt, dass die Pendenzenzahlen bei den Staatsanwältinnen und Staatsanwälten kontinuierlich ansteigen.

Die Delikte-Statistik zeigt ein ähnliches Bild wie im letzten Jahr. Die Ausnahmen bilden Widerhandlungen im Strassenverkehr (+17 Prozent) und gegen das Übertretungsstrafgesetz (+13 Prozent). Im Übrigen gab es wie auch im letzten Berichtsjahr Schwankungen, die nicht signifikant sind.

Jugendkriminalität abnehmend

Im Bereich der Jugendkriminalität sind die Fallzahlen erneut zurückgegangen (–9%). Die Abnahme der Delikte hat jedoch keinen Trendcharakter. Die Fallzahlen bei den Jugendlichen sind in den einzelnen Deliktsbereichen sehr tief und sind stets grossen Veränderungen unterworfen. Die Gewaltkriminalität blieb bei den Jugendlichen auf tiefem Niveau und ist, entgegen dem Trend in andern Kantonen, nicht stark angestiegen.

Fehlende Ressourcen

Bei der Luzerner Staatsanwaltschaft hat sich der Arbeitsdruck im Berichtsjahr 2022 nochmals markant verschärft. Das Fallgerüst der intensiven und aufwendigen Untersuchungen blieb konstant hoch, was sich an der hohen Zahl der Gerichtsfälle zeigt. Mit den bestehenden Ressourcen kommt die Luzerner Staatsanwaltschaft insbesondere bei der Bewältigung von grossen Fallkomplexen an ihre Grenzen. «Kriminelle Organisationen nisten sich zunehmend auch in der Schweiz ein. Deren Bekämpfung ist eine Verbundaufgabe von Bund und Kantonen. Dazu muss auch der Kanton Luzern seinen Beitrag leisten», betont Daniel Burri, Oberstaatsanwalt des Kantons Luzern. Die Nord-Süd-Achse ist für kriminelle Banden aktuell attraktiv, weil sie hier wenig zu befürchten haben. In Basel und Zürich wird der Kampf gegen kriminelle Banden bereits verstärkt. Die Staatsanwaltschaft fordert daher für die nächsten Jahre ebenfalls mehr Ressourcen für die Bekämpfung der schweren Kriminalität. Sie muss sich im Gleichschritt mit der Polizei entwickeln, welche in diesem Bereich Personalaufstockungen umsetzen wird. Die Staatsanwaltschaft beschäftigt aktuell 159 Mitarbeitende. «Wenn der Strafverfolgungsdruck auf die Schwerstkriminellen nachlässt, wird dem organisierten Verbrechen Raum geboten, sich weiter auszubreiten», sagt Burri. 

Dem Ausbau der Polizei um 118 Vollzeitstellen hat der Kantonsrat bereits im Oktober 2022 zugestimmt. Nun geht es gemäss Daniel Burri darum, dass bei der Staatsanwaltschaft ähnliche Entwicklungen eingeleitet werden.

PD/Marcel Habegger

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