«Es ist wie bei Migros oder Coop»

Die Stadt Luzern will in den nächsten Jahren Viva Luzern und Spitex Stadt Luzern zusammenführen. Stadtrat Martin Merki erklärt im Interview, welche Auswirkungen dies für die Luzerner:innen hat.

Durch die Zusammenführung der Spitex Luzern und Viva Luzern sollen Kund:innen in Zukunft nicht mehr für jede Dienstleistung eine andere Ansprechpartnerin haben. Bild: Dominik Wunderli / «Luzerner Zeitung»

Durch die Zusammenführung der Spitex Luzern und Viva Luzern sollen Kund:innen in Zukunft nicht mehr für jede Dienstleistung eine andere Ansprechpartnerin haben. Bild: Dominik Wunderli / «Luzerner Zeitung»

Durch die Zusammenführung der Spitex Luzern und Viva Luzern sollen Kund:innen in Zukunft nicht mehr für jede Dienstleistung eine andere Ansprechpartnerin haben. Bild: Pius Amrein / «Luzerner Zeitung»

Durch die Zusammenführung der Spitex Luzern und Viva Luzern sollen Kund:innen in Zukunft nicht mehr für jede Dienstleistung eine andere Ansprechpartnerin haben. Bild: Pius Amrein / «Luzerner Zeitung»

Martin Merki, die Stadt plant die Zusammenführung von Viva Luzern und der Spitex. Ganz kurz, weshalb eigentlich?

Wir können damit für die Bevölkerung und für die beiden Organisationen einen Mehrwert erzielen. Für die älteren Menschen entsteht ein umfassendes Angebot für alle Lebenssituationen in einer lückenlosen Versorgungskette. Die beiden Organisationen profitieren von Synergien, zum Beispiel in den Bereichen Informatik, Einkauf und Logistik, Infrastruktur oder Marketing. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsteht eine breitere Palette von Arbeitsbereichen. Das ergibt interessante neue Perspektiven für die eigene Berufslaufbahn, was in einer Zeit des Pflegepersonalmangels von hoher Bedeutung ist.

Nun, grössere Organisationen haben nicht gerade den Ruf, persönlicher als kleinere zu sein. Sollte es aber dies nicht gerade bei Senior:innen unbedingt sein?

Die Angebote sind bereits heute nahe bei den Menschen. Daran wird sich nichts ändern. Es wird auch weiterhin für die ambulante Versorgung Standorte in den Quartieren geben, wie sie von der Spitex heute betrieben werden. Ein Angebot, das laufend nach Bedarf ausgebaut wird. Und die Pflegeheime mit ihren stationären Angeboten sind ebenfalls auf die ganze Stadt verteilt in den Quartieren, also nahe bei den Menschen. Es ist wie bei Migros oder Coop: Für die Menschen ist das Angebot in ihrem Quartier massgebend und nicht die Struktur des Gesamtunternehmens.

Was wird sich für die Betroffenen ändern?

Sie werden die Möglichkeit erhalten, die Leistungen, die sie brauchen, von einer Organisation zu beziehen, während sie heute dafür mit verschiedene Organisationen in Kontakt sind. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Eine ältere Person nimmt heute in ihrem Zuhause vielleicht zuerst eine Einkaufshilfe in Anspruch, danach für einige Jahre die Spitex und tritt schliesslich bei einer schwerer werdenden Demenzerkrankung in ein Pflegeheim von Viva ein. Mit jeder Dienstleistung hat die Kundin oder der Kunde einen anderen Ansprechpartner. Durch die Zusammenführung von Spitex und Viva können all diese Leistungen aus einer Hand bezogen werden, was eine Erleichterung und Vereinfachung ist.

Sie wollen die Versorgung stärken. Wo ist dies denn aus Ihrer Sicht am dringendsten notwendig?

Unser oberstes Ziel ist es, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause leben können, wie es dem Wunsch der meisten entspricht. Die Unterstützung, die ältere Menschen brauchen, soll auf ihren persönlichen Bedarf zugeschnitten sein. Mit einer integrierten Versorgung, das heisst einem guten Zusammenspiel der Dienstleister, kann dies verbessert werden. Das wollen wir in der Stadt Luzern stärken.

Welchen Einfluss hat dies beispiels-weise auf die städtischen Alterswohnungen? Könnte da plötzlich der Preis ansteigen?

Nein, das hat keinen Einfluss auf die Wohnungspreise. Mietzinse können steigen, wenn grössere Sanierungsarbeiten notwendig sind. Dem Stadtrat ist es jedoch ein Anliegen, dass auch Menschen, die Ergänzungsleistungen beziehen, in eine betreute Alterswohnung wechseln können, wenn es angezeigt ist. Er will daher prüfen, wie die Stadt hier mit gezielter finanzieller Unterstützung helfen kann.

Kann sich die Stadt da an guten Beispielen in anderen Städten orientieren, oder leistet man da Pionierarbeit?

Es sind in der ganzen Schweiz immer mehr engere Kooperationen oder Zusammenschlüsse der ambulanten und der stationären Versorgung zu beobachten. Die Stadt Luzern steht mit dem ­Vorhaben also nicht alleine da, aber jedes Projekt hat seine Eigenheiten je nach lokalen Gegebenheiten. Im Kanton Luzern haben die drei – kleineren – Gemeinden Malters, Schötz und Escholzmatt-Marbach den Schritt der Zusammenführung gemacht. Bei den grösseren Städten ist es Bern, wo sich die Spitex Bern und Domicil unter dem Dach einer gemeinnützigen Unternehmensgruppe zusammengeschlossen haben.

Sie haben ja nicht gestern mit der Zusammenführung begonnen. Wie weit sind Sie denn? Kommen Sie voran wie geplant?

Wir werden dem Parlament im Dezember 2024 einen Bericht unterbreiten zur Rechtsform des neuen Unternehmens. Es soll eine Aktiengesellschaft werden. Bis zur tatsächlichen Realisierung der Zusammenführung müssen noch vertiefte Analysen durchgeführt werden. Bei der Zusammenführung von zwei Betrieben handelt es sich um einen anspruchsvollen Prozess, bei dem auch das Personal einzubeziehen ist. Wir kommen gut voran. Doch es braucht seine Zeit, ein so grosses Projekt mit der dafür notwendigen Sorgfalt durchzuführen.

Eine Zusammenführung ist oft mit Kündigungen verbunden. Ist das hier auch so?

Kündigungen sind keine vorgesehen. Viva und Spitex haben sehr gutes Personal, das gebraucht wird.

Wann sollte das Projekt abgeschlossen sein?

Nach unserer Planung soll das im Jahr 2026 sein.

Interview: Marcel Habegger

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