«Es ist für mich eine Ehre»

Davide Morandi ist der neue Trainer des SC Kriens. Im Interview mit dem «Anzeiger» spricht er über seine Motivation, die Mannschaft, seine Ziele und weshalb der Spass im Zentrum steht.

Davide Morandi will jungen Spielern beim SCK mehr Verantwortung übertragen. Bild: SC Kriens

Davide Morandi, letzten Donnerstag leiteten Sie das erste Training beim SC Kriens, was für eine Mannschaft haben Sie vorgefunden?
Eine Mannschaft mit wertvollen Spielern. Es ist aber noch nicht das Kader, das am 25. Juli gegen Schaffhausen die Meisterschaft beginnen wird. Es sind ja auch noch drei Spieler verletzt, die sicher bis Ende August fehlen werden. Ich war aber zufrieden mit dem, was ich gesehen habe.

Wird demnach das Kader noch erweitert? 
Ja, das Kader ist wohl noch nicht komplett. In der aktuellen Situation, aufgrund der Pandemie, muss man auch geduldig bleiben. Es hat gerade sehr viele junge, gute Spieler auf dem Markt.

Was hat Sie dazu bewogen, in Kriens zu unterschrieben?
Bruno Galliker (Sportchef beim SC Kriens, Anm. der Red.) hat mich angerufen. Ich kenne ihn schon seit 14 Jahren. Dass man mir hier das Vertrauen ausspricht, ist eine Ehre. Als Tessiner ist es speziell hier zu arbeiten. Fussball ist seit 50 Jahren mein Leben. Ich habe die Vor- und Nachteile abgewogen, habe aber fast nur Vorteile gesehen bei diesem Engagement. Ich hatte sehr gute Gespräche mit dem Sportchef und dem Präsidenten. Wir waren uns in allen Punkten einig.

Was sprach besonders für Kriens?
Der SC Kriens ist eine Familie. Speziell die letzten Jahre hat man hier die Leute mit Respekt behandelt. Das habe ich sofort gespürt. Auch für mich sind Respekt und Loyalität sehr wichtig. 

Sie waren bereits einmal Trainer des FC Lugano. Wollen Sie via Kriens Ihre Karriere neu lancieren?
Nein, für mich muss Kriens nicht als Sprungbrett für ein Engagement bei einem Super-League-Club dienen. Kriens ist nun ein neuer Lebensabschnitt und für diesen will ich mich zu 100 Prozent einsetzen. 

Welcher Charakter soll die Mannschaft unter Ihrer Führung erhalten?
Spass ist sehr zentral. Die Spieler müssen mit Freude zum Training kommen. Ich bin ein Trainer, der viel mit dem Ball arbeitet, aber ich bin auch ein Trainer, dem es wichtig ist, dass die Spieler zufrieden sind.

Welchen Charakter hat Ihr Spiel?
Die Spieler müssen wissen: Wenn sie etwas versuchen und es misslingt, ist es halb so schlimm. Aber wenn sie nichts riskieren, wird es Gespräche mit mir geben. Das Wichtigste für mich ist, dass der Spieler Engagement zeigt und sich entwickeln will. Sie müssen sich jeden Tag zeigen. Das Team in Kriens hat das bereits nach zwei Trainings verstanden.

Sie haben auch das U18-Team von Ticino trainiert. Werden unter Ihrer Leitung jüngere Spieler mehr Verantwortung erhalten?
Ja, das ist mir wichtig. Die Jahrgänge 91/92 waren damals bei Ticino Jahrgänge, mit sehr starken Spielern. 17 des damaligen Teams wurden Profi-Fussballer. Ich wechselte von Ticino zu Locarno und nahm sieben Spieler mit – alle waren in Locarno von Beginn Stammspieler – ich habe keine Angst dieses Risiko einzugehen.

Am Mittwoch spielt der SC Kriens gegen den FC Luzern. Welche Erwartungen haben Sie an Ihre Spieler?
Nicht die spielerischen Qualitäten werden für mich im Vordergrund stehen, sondern der Wille. Luzern hatte mit dem Cupsieg einen guten Saisonabschluss und wird die gute Form sicher über die Pause hinweg konserviert haben. Es wird sicher ein schwieriges Spiel für uns. Wir müssen aber nicht am Mittwoch, sondern am 25. Juli, zum Saisonstart bereit sein.

Wo wollen Sie Ende Saison mit dem SC Kriens stehen?
Weiterhin in der Challenge League. Kriens hat das als Club verdient und ich will den Ligaerhalt mit dem Verein unbedingt schaffen.

Interview Marcel Habegger

 

Box: Zur Person
Als Spieler war Davide Morandi beim FC Locarno und beim FC Chiasso in der Nationalliga A und B aktiv. Während seiner Trainerkarriere leitete er unter anderem die U18 des Teams Ticino und übernahm im Sommer 2010 den FC Locarno in der Challenge League. Dort blieb er während zweier Jahre, bevor er im Sommer 2012 als Trainer des FC Lugano vorgestellt wurde und bei Lugano eine Saison lang an der Seitenlinie stand. Danach arbeitete er während dreier Jahre als technischer Direktor des Tessiner Fussballverbandes. Im September 2020 übernahm er das Traineramt bei der AC Bellinzona in der Promotion League.

Abseits des Fussballfeldes ist Davide Morandi als Fussballexperte für das Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI) tätig. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Söhnen. 

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