Es gibt fast kein Entkommen
Die Krienserin Aline Schoch hat bei ihrem Bachelorabschluss mit dem Film einen kritischen Blick auf das Konsumverhalten geworfen. Nun feiert ihr Film am Filmfestival in Locarno Premiere.
Das Sprichwort «Kleider machen Leute» ist allgemein bekannt. Im Kurzfilm von Aline Schoch sind es nicht nur Kleider, sondern Produkte allgemein. Ihr vierminütiger Film «Megamall» spielt auf und unter den Rolltreppen. «Rolltreppen haben für mich etwas Faszinierendes», sagt Aline Schoch. «Ich beschäftige mich schon länger mit dem Konsum. Die Rolltreppen sind ein Sinnbild für das heutige Konsumverhalten der westlichen Welt – einerseits steckt da die Technisierung drin, andererseits symbolisiert die Rolltreppe das Fortlaufende.»
Gezeigt werden die Gestalten auf den Rolltreppen, die die Farben der Produkte, die sie auswählen, annehmen. Auf der anderen Seite spielt der Film in einer Parallelwelt, in die einige der Gestalten am Ende der Rolltreppen eingesogen werden. In dieser Parallelwelt ist alles zeitlos, es ist eine Gemeinschaft vorhanden, die Figuren definieren sich nicht mehr über die Produkte, gehen viel mehr spielerisch mit den Waren um. Soll der Film also aufzeigen, dass wir uns auf einem falschen Weg befinden? «Es geht mir nicht darum, den Mahnfinger zu erheben. Ich will nicht darüber urteilen, ob jemand zu viel konsumiert», sagt Aline Schoch. «Ich wünsche mir aber, dass sich die Leute Zeit nehmen, ihr Konsumverhalten zu hinterfragen.» Sie selbst versucht sich zwar möglichst dem Konsumdruck zu entziehen, ist aber auch davon überzeugt, dass es kein totales Entkommen aus der Konsumwelt gibt. Die Gestalten im Film entfliehen nicht nur der Realität, sie kommen auch wieder zurück und werden aufs Neue von der Vielzahl an Konsumgütern in den Bann gezogen. Aber auch in «Megamall» dringt zumindest die Möglichkeit durch, dass sich der Eine oder Andere gegen den Konsum entscheidet.
Für Locarno nominiert
Zum Lohn für ihre Arbeit darf die Absolventin der Hochschule Luzern ihren Film am Filmfest in Locarno (5. bis 15. August) zeigen. «Damit habe ich natürlich überhaupt nicht gerechnet. Es gibt mir aber die Gelegenheit, dass mein Film auch sein Publikum findet», freut sich die Krienserin. Neben Locarno wird ihr Film Anfang September auch am internationalen Filmfestival für Animationsfilme in Baden, am Fantoche, zu sehen sein.
Eine neue Idee für ihren nächsten Film ist sich bereits am Entwickeln. «Konkrete Ideen sind aber noch keine vorhanden», sagt sie. Nach den beiden Festivals wird sie sich deshalb zuerst einmal auf das Sounddesign konzentrieren. In diesem Bereich hatte sie bereits während des Studiums verschiedene Aufträge innegehabt.
Marcel Habegger