Erklärung mit Fragezeichen
Das Astra, der Kanton Luzern, die Stadt Kriens und Luzern Plus suchen für die Überdachung zwischen dem Tunnel Schlund und dem Tunnelportal Süd des Bypasses gemeinsam eine Lösung – der VCS bleibt kritisch.
Gemeinsam posierten Astra-Direktor Jürg Röthlisberger, Regierungsrat Fabian Peter, Luzern-Plus-Präsident André Bachmann und die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann letzten Mittwoch vor dem Krienser Stadthaus. Es war der Tag, an dem die vier Parteien den Medien eine gemeinsame Absichtserklärung präsentierten. Die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann, «die Mitte», sprach von einem Meilenstein.
Das offen geführte Teilstück der Autobahn A2 zwischen dem Tunnel Schlund und dem Tunnelportal Süd des Bypasses beim Grosshof in Kriens soll siedlungsverträglicher ausgestaltet werden und so die Attraktivität des Lebens- und Arbeitsraums Luzern Süd steigern. Mittels einer Testplanung sollen die maximal mögliche Überdeckung bzw. Einhausung der Autobahn A2 und deren Umsetzung im erwähnten Gebiet geprüft werden. In der Absichtserklärung heisst es etwa: «Alle Beteiligten unterstützen Abklärungen, ob die Überdeckung der Nationalstrasse nutzbringend eingesetzt werden kann.» Es steht aber auch, das Bundesamt für Strassen (Astra) unterstütze die Einhausung nur, soweit sie technisch machbar und finanzierbar sei sowie einen sicheren und flüssigen Betrieb der Nationalstrasse ermögliche. Sicher ist also noch nichts, ausser dass die Planung des Haupttunnels des Bypasses weitergeht.
«Losgelöst ist es unzulässig»
Genau damit ist der VCS nicht einverstanden. So haben die beteiligten Parteien nämlich vereinbart, dass die Testplanung für die Überdachung und das eigentliche Bauprojekt Bypass parallel voneinander geführt werden. «Dass die Frage der Überdachung ‹losgelöst vom Projekt Bypass› geprüft werden soll, damit das Kernprojekt ‹nicht verzögert oder infrage gestellt› wird, ist unzulässig», schreibt der VCS in einer Mitteilung – und Nationalrat und VCS-Luzern-Präsident Michael Töngi (Grüne) ergänzt: «Eine mögliche Einhausung ist ganz klar ein Bestandteil des Bypass-Projekts und muss in die Gesamtbeurteilung des Projekts miteinbezogen werden.» Für André Bachmann, Präsident Luzern Plus, ist der eingeschlagene Weg alles andere als unzulässig, sondern zwingend. «Nur im Dialog lassen sich kommunale, regionale und überregionale Themen und Ziele aufeinander abstimmen und die Bestvariante erarbeiten. Bypass und Durchgangsbahnhof gemeinsam sind die Schlüsselprojekte für eine funktionierende Mobilität in der Zentralschweiz. In Varianten zu denken und diese vertieft zu prüfen, führt zu besseren Ergebnissen», zeigt sich Bachmann überzeugt.
Zeigt das Astra hier bei der Überdachung guten Willen und lässt dadurch die Kritiker:innen für das eigentliche Projekt verstummen? «Der grosse Erfolg dieser Absichtserklärung ist ja, dass wir jetzt gemeinsam am Tisch sitzen und Lösungen entwickeln», entgegnet Stadtpräsidentin Christine Kaufmann. «Dieser Schritt setzt voraus, dass alle Beteiligten die Probleme wie Lärmimmissionen in Wohnquartieren, Mehrverkehr und durchtrennte Quartierverbindungen erkennen», betont sie. Die Stadtpräsidentin von Kriens spricht von einer Chance, weil der nun begangene Weg auch helfe, die Akzeptanz für das Gesamtprojekt zu erhöhen. «Unsere Anliegen wurden gehört und ernst genommen. Dieser Schritt stärkt das Vertrauen», ist sie überzeugt. Christine Kaufmann stellt trotzdem klar, dass der Stadtrat seine Einsprache stehen lässt. «Diesen Auftrag haben wir auch von unserem Parlament. Sie betrifft das Planauflageverfahren. Mit der Testplanung für eine möglichst umfassende Einhausung werden jetzt Ideen entwickelt, die einigen der Einsprachepunkte entgegenkommen.
Kostenbeteiligung ist noch offen
Im losgelösten Verfahren sollen die technische und die zeitliche Machbarkeit sowie die finanziellen Konsequenzen für den Bau, den Betrieb und den Unterhalt für die Überdachung aufgezeigt werden. Die Kosten für die Testplanung in der Höhe von 0,5 bis 1 Million Franken werden zu gleichen Teilen von Astra, Kanton Luzern und Stadt Kriens getragen. Die Ergebnisse der Testplanung sollen bis Ende 2023 vorliegen. Würde tatsächlich das gesamte Teilstück überdacht, würden die Kosten für den Bypass deutlich höher als die bisher berechneten 1,8 Milliarden Franken ausfallen. Wie tief die Stadt Kriens und der Kanton Luzern bei einer allfälligen Überdachung in die Taschen greifen müssten, ist noch offen.
Marcel Habegger