Er will die Leute begeistern

Leo Grüter, Mitglied der Geschäftsleitung bei der LUKB und Leiter des Departements Firmenkunden und Private Banking, gibt einen persönlichen Eindruck in seinen Führungsstil und seine Laufbahn.

Leo Grüter hatte zuerst ein Medizinstudium begonnen, wechselte dann an die HSG. Bild: PD

Leo Grüter, was ist Ihre berufliche Ausbildung?
Ich habe an der HSG St. Gallen Betriebswirtschaft studiert.
 
Haben Sie Ihre berufliche Laufbahn von Anfang an vor sich gesehen?
Ehrlich gesagt – überhaupt nicht. Ich hätte auch in den elterlichen Betrieb einsteigen können, jedoch hat mich die Finanzindustrie immer schon fasziniert. Ich habe dann mit einem Medizinstudium gestartet, die Materie konnte mich aber zu wenig faszinieren und so habe ich an die HSG St. Gallen gewechselt. Was ich von Anfang an wusste, ist, dass ich in irgendeiner Art mit Menschen zusammenarbeiten wollte. 
 
Was war Ihr erster Berufswunsch als Kind?
Ich wollte Pilot werden. Leider hat das nicht geklappt, da ich bis zum Zeitpunkt des Vorschulungskurses eine Brille tragen musste. Das war dannzumal ein Ausschlusskriterium.
 
Worauf sind Sie in Ihrer Laufbahn besonders stolz?
Ich habe nicht immer sofort das lukrativste Jobangebot angenommen, sondern für mich waren die Freude an der Arbeit und das Umfeld, mit dem ich zu tun hatte, immer wichtiger. Ich war nie ein «Jobhopper», sondern ich wollte immer zuerst meine Aufgabe zu Ende bringen, dann war ich reif für einen Wechsel.
 
Ist kompetente Unternehmensführung erlernbar?
Es gibt sicher Menschen, die haben mehr Talent zum Führen als andere. Es ist auch eine Frage der Freude am Führen und am Umgang mit den Mitarbeitenden eines Unternehmens. Neben der notwendigen Empathie ist gute Führung bis zu einem gewissen Grad erlernbar. Die eigenen Erfahrungen und mögliche Weiterbildungen helfen, die Führung laufend zu verbessern.
 
Darf ein Chef/eine Chefin auch Schwächen zeigen?
Unbedingt! Das macht sie menschlich und authentisch. Wer Schwächen zeigen kann, der kann auch besser und natürlicher mit seinen Stärken umgehen.

Welche Schwächen haben Sie?
Ich war früher viel geduldiger als heute.Wenn ich etwas Neues erklärt oder vorgestellt bekomme, fange ich oft zu schnell Feuer für diese Idee. Ich will dann zu viel aufs Mal.

Was geht Ihnen auf die Nerven?
Menschen, die auf Kosten anderer persönlichen Profit schlagen, oder auch die sogenannten Besserwisser ... und wenn ich ein technisches Gerät in die Finger nehme, und es dann ausgerechnet bei mir nicht funktioniert … kommt leider des Öfteren vor. 
 
Worüber können Sie herzhaft lachen?
Über ungewöhnliche und lustige Situationen aus dem Leben. Auch das herzliche Lachen eines anderen Menschen kann mich anstecken.
 
Was sagen Ihre Mitarbeitenden über Sie?
Ich habe die Gabe, auf Menschen zuzugehen, sie für eine bestimmte Sache zu begeistern. Ich kann gut zuhören und nehme die Anliegen anderer sehr ernst. 
 
Wie reagieren Sie auf Kritik?
Ich finde es sehr wichtig, dass wir an anderen Menschen offen Kritik üben und auch entgegennehmen können. Trotzdem geht es mir so, dass ich jede Kritik zuerst verarbeiten muss. Ich nehme Kritik sehr ernst und versuche, das Gesagte richtig einzuordnen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Einiges macht mich ja aber gerade zu dem, was ich bin. Dann kann ich die Kritik gut erdulden.   
 
Welchen Stellenwert haben für Sie soziale Netzwerke, beruflich und privat?
Gehört meiner Meinung nach heute einfach dazu. Ich will am Ball bleiben und mich nicht vor Neuem verschliessen. Beruflich sicher sehr nützlich, um eine grosse Community zu erreichen. Privat sicher spannend, um zu erfahren, was in meinem Umfeld alles so läuft – just for fun.

Welches berufliche Erlebnis hat Sie am stärksten geprägt?
Als junger Kundenberater war ich mit zwei Kollegen bei einem sehr grossen Kunden in einem schwierigen Gespräch. Plötzlich hat dieser uns gebeten, sein Besprechungszimmer zu verlassen. Mir hat er beim Verlassen des Raumes ins Ohr geflüstert: «Sie sind auf dem richtigen Weg.» Da wusste ich, dass ich es richtig mache.
 
Wie lauten Ihre wichtigsten Führungsgrundsätze?
Ich will die Menschen mit auf eine Reise nehmen, sie für eine Sache begeistern. Gemeinsam ein gestecktes Unternehmensziel erreichen und dabei die diversen Charaktere in unterschiedlichen Situationen optimal einsetzen. Mit den richtigen Instrumenten und Prozessen die Zielerreichung unterstützen. Dabei ist das Gespräch ein wesentliches Hilfsmittel.

Haben sich Ihre Führungsprinzipien in den letzten Jahren verändert?
Im Grundsatz nicht. Sicher habe ich in all den Jahren dazugelernt und meine verschiedenen Erfahrungen für die Optimierung meiner Prinzipien genutzt. 
 
Gibt es im Unternehmen spezielle Massnahmen zur Team-Entwicklung?
Wir haben für die Führung spezielle Management-Trainings. Selbstverständlich legen wir auch grossen Wert auf die Team-Entwicklung und bieten – wenn nötig oder gefordert – auch individuelle Massnahmen an. 

Stellen Sie sich vor, Sie würden nochmals am Anfang Ihrer Karriere stehen: Würden Sie nochmals dasselbe erlernen oder studieren, oder wäre es etwas anderes?
Ich glaube ja. Das Studium war eine gute Grundausbildung. Dann folgten die Umsetzung und die Weiterentwicklung in der Praxis. Das passt so.
 
Wann und wo können Sie wirklich abschalten?
Wenn ich mit meiner Familie oder mit lieben Freunden die Freizeit geniessen darf, bei der Arbeit im Garten oder wenn ich mich handwerklich betätigen kann.

Marcel Habegger / Elma Softic

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