Einsamkeit und Zukunftsängste

Jugendliche und junge Erwachsene hätten auch ohne Corona schon grosse Herausforderungen zu bewältigen – die Pandemie schlägt zusätzlich auf die Psyche. Die Jugend- und Familienberatungsstelle Contact unterstützt Eltern und Jugendliche bei der Suche nach Lösungen.

Wohin führt die Zukunft? Aufgrund der Corona-Pandemie sehen sich Jugendliche und junge Erwachsene mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert. Bild: Stadt Luzern

«Jung, still und ‹lost›: Jugendliche leiden besonders unter der Corona-Krise. Jetzt sind die Erwachsenen gefragt», hat die NZZ neulich getitelt. Es sei ein Privileg der Jugend, den Erwachsenen auf die Nerven zu gehen. Doch in den letzten Monaten sei es still geworden um sie. «Das gibt Grund zur Sorge. Stille passt nicht zur Lebensphase von Pubertät und Party. Dabei hätten die Teenager unsere Achtung und Aufmerksamkeit mehr als verdient. Sie sind in der Pandemie gesundheitlich am wenigsten gefährdet – und doch hat die Krise den Jugendlichen prägende Momente ihrer Biografie gestohlen.»

Solidarisch im Rebellenalter


«Halten Sie Abstand und reduzieren Sie Ihre Kontakte»: Diese Massnahme ist für Jugendliche und junge Erwachsene eine grosse Herausforderung. So ist es sehr schwierig, neue Freundschaften zu schliessen oder eine (Liebes-)Beziehung einzugehen. Zusätzlich sind beinahe alle Treffpunkte nun ebenfalls tabu: kein gemeinsames Training mehr, Kinos, Bars oder Discos – alles zu. Auch in der Arbeitswelt zeigen sich speziell für Junge viele Schwierigkeiten. Dadurch fallen Sachen aus, die später vielleicht nicht nachgeholt werden können: ein Auslandsjahr machen, den Schulabschluss zelebrieren, den 18. Geburtstag feiern. «Die grosse Mehrheit hält sich trotzdem vorbildlich an die Regeln, ist solidarisch und rücksichtsvoll. Obwohl Rebellion zu diesem Alter gehört wie der erste Liebeskummer», fasst die NZZ zusammen. Doch Einsamkeit und Zukunftsängste sind die Folgen. Eine Umfrage der Universität Basel kam zu einem alarmierenden Resultat: Bei den 14- bis 24-Jährigen gab fast ein Drittel an, schwere depressive Symptome aufzuweisen.

Beratung für Familien, Jugendliche und junge Erwachsene


Bei der städtischen Jugend- und Familienberatung Contact zeigen sich vermehrte Anfragen zum Thema «Zusammenleben mit Jugendlichen». «Eltern suchen oft aktiv nach kreativen Ideen für ihre Familie und ihre Kinder», sagt Anja Meinetsberger, Leiterin der Jugend- und Familienberatung Contact. «Doch Jugendliche nehmen hier nicht so leicht Unterstützung an. Die Gefahr ist gross, dass sie sich verunsichert, ängstlich und alleine fühlen.» Das könne zu schwierigem Verhalten führen – und zu (mehr) Konflikten in der Familie. «In der Beratung gelingt es immer wieder, aufzuzeigen, wie gewisse Bedürfnisse der Jugendlichen trotz Einschränkungen befriedigt werden können. Einiges ist noch möglich – darauf wird in der Beratung fokussiert», sagt Meinetsberger. Mit kleinen Schritten könne so zu mehr Stabilität und Sicherheit gelangt werden. Es geht darum, gemeinsam herauszufinden, wie das Zusammenleben ohne Freizeitaktivitäten funktionieren kann, obwohl die Jugendlichen sich eigentlich von der Familie loslösen sollten. Oder wie sie mit ihren Freunden in Kontakt bleiben oder die Kollegin unterstützen können, die sich völlig zurückzieht.

Man müsse, schliesst der NZZ-Beitrag, ja nicht gleich so weit gehen wie im bayrischen Landkreis Coburg, wo kürzlich mehr als 250 Plakate aufgehängt wurden, um sich bei den Jugendlichen für ihre Solidarität zu bedanken. «Ein einfaches Danke zwischendurch und eine Extraportion Verständnis für ihre Sorgen und Probleme wären aber angebracht. Dann sind die Jungen im neuen Jahr vielleicht ein bisschen weniger ‹lost› als im vergangenen.»

Jugend- und Familienberatung Contact
Stadt Luzern

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