«Einige Geschichten gehen einem nah»
Im Kanton Luzern fahren derzeit rund 170 Freiwillige des Roten Kreuz Kundinnen und Kunden von ihrem Zuhause zum Arzt, ins Spital oder an einen anderen Termin. Alois Herzog ist seit seiner Pensionierung Chauffeur und hat dabei schon einiges erlebt.
Alois Herzog fährt seit 13 Jahren für den Rotkreuz-Fahrdienst Personen von A nach B. «Ich suchte nach der Pension eine Beschäftigung», erzählt der ehemalige Inhaber eines Luzerner Sanitärunternehmens. Ein Inserat brachte ihn auf die Idee, Leute an Arzttermine, zur Therapie, ins Spital oder zum Einkaufen zu fahren. Anfangs waren es lediglich zwei Tage, heute ist Herzog einer derjenigen Chauffeure, die die ganze Woche im Einsatz stehen, oftmals auch am Sonntag.
Der Rotkreuz-Fahrdienst hat eine lange Tradition – seit 1968 – aktuell stehen rund 170 Fahrerinnen und Fahrer im Kanton Luzern im Einsatz. Pro Kilometer erhalten die Freiwilligen eine Spesenvergütung. Die Dienstleistung kostet die Kunden eine Grundpauschale von acht Franken pro Fahrt sowie 85 Rappen pro Kilometer.
Einführung und Testfahrt
Bevor die Freiwilligen für den Fahrdienst im Einsatz stehen, erhalten sie eine Einführung, begleiten eine aktive Fahrerin oder einen aktiven Fahrer und ihr eigenes Fahrverhalten wird geprüft. Ab 75 Jahren geschieht dies alljährlich, um sicherzustellen, dass die Freiwilligen sich sicher im Strassenverkehr bewegen. Für Alois Herzog eine gute Sache: «Diese Kontrolle ist auch für mich ein Gewinn. Ich erhalte so die Bestätigung, dass ich noch fähig bin, Auto zu fahren», sagt der heute 78-Jährige. Ein Engagement ist bis zum 80. Lebensjahr möglich.
Dank seiner 13 Jahre als Freiwilliger beim Fahrdienst hat er natürlich unzählige Geschichten zu erzählen. «Gerade wenn man einen Fahrgast mehrmals fährt, entsteht ein Vertrauensverhältnis», erzählt er. Der Luzerner fährt oft Patientinnen und Patienten zu Dialyse-Termine. Oft sind es auch weitere Strecken, in die Uni-Kliniken nach Basel, Bern oder Zürich, die er zurücklegt. Manchmal fährt der Pensionär die Fahrgäste auch an ein Konzert oder andere Freizeitbeschäftigungen, das hat aber aktuell wegen der Pandemie eher Seltenheitscharakter. Neben älteren oder kranken Personen fährt der Rotkreuz-Fahrdienst auch Kinder in eine Sonderschule, Mitarbeitende im Rollstuhlauto zur Arbeit oder Menschen mit einer Demenzerkrankung in eine Tagesstruktur.
Mehrheitlich sind es bei Alois Herzog, der vor allem in Luzern und Umgebung fährt, Fahrten zu Arztterminen – nicht selten sind es tragische Schicksalsschläge, die die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer mitbekommen. «Natürlich berühren einen die Geschichten, aber man muss versuchen, sie nicht immer an sich heranzulassen», spricht Alois Herzog über seine Erfahrungen. Es gibt aber auch schöne Geschichten, die ihn berühren. «Kürzlich habe ich eine Frau regelmässig zu einem Arzttermin gefahren. Jedes Mal wenn ich sie zurückgebracht habe, war ein Familienmitglied da und hat auf sie gewartet. Ihr inniges Familienverhältnis hat mich sehr berührt», erzählt Herzog.
Kooperation mit dem Kantonsspital
Seit kurzer Zeit hat der Rotkreuz-Fahrdienst eine Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Luzern. Ein flexibler Fahrerpool kann Patienten/Patientinnen nach ihrem Austritt nach Hause fahren. In Luzern wurde das Angebot bereits lanciert, in Sursee ist es im Aufbau. Das Angebot des SRK-Fahrdienstes steht an 365 Tagen im Jahr all jenen Menschen offen, die nicht mehr selber fahren können. In der Region Luzern sucht das Rote Kreuz weitere freiwillige Fahrerinnen und Fahrer.