Einen Schritt nach vorne gemacht
Nadine Fähndrich ist am Wochenende in Schweden in die Saison gestartet. Die 26-jährige Luzernerin blickt der Olympiasaison optimistisch entgegen. Die Leistungstests vom Herbst lassen auf jeden Fall auf einen erfolgreichen Winter hoffen.
Nadine Fähndrich ist am letzten Wochenende im hohen Norden in die Saison gestartet. Am schwedischen Cup in Gällivare (SWE) fanden drei Vorbereitungsrennen statt, der Weltcup wird erst am kommenden Freitag mit dem klassischen Sprint in Ruka (FIN) lanciert.
Während die amerikanischen Athletinnen vor wenigen Tagen erst die Rollski in den Keller gestellt hatten und nach Europa reisten, hat die Luzernerin schon deutlich mehr Schneetage hinter sich. Auf Trainingstage in der Skihalle in Oberhof (DE) folgten zehn Trainingstage auf dem Schnee in Davos. Nun ist sie mit dem Schweizer Team seit einer Woche in Schweden. «Ich hatte eigentlich einen guten Sommer, ohne grössere Probleme», fasst die 26-Jährige ihre Vorbereitung zusammen.
Ein erster Richtwert
Wo sie im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz steht, wurde ihr in Gällivare ein erstes Mal aufgezeigt, auch wenn diese Resultate noch nicht sehr aussagekräftig sind. «Hier geht es mir vor allem darum, mich an die nordischen Schneeverhältnisse zu gewöhnen», hatte sie vor den Rennen gesagt. Der 4. Rang im Sprint vom Freitag ist aber sicher positiv zu werten. Zumal der Konkurrenzkampf um Weltcup-Startplätze im schwedischen Lager bereits im vollen Gange ist. Ein Stolperer in einem Aufstieg verhinderte eine noch bessere Platzierung der Schweizerin. Anders Blomquist, Experte beim schwedischen Fernsehen SVT, erwartet gerade von Jonna Sundling eine starke Saison. «Sie hat bereits im letzten Winter gezeigt, dass sie bereit ist, wenn es wirklich zählt», sagte Blomquist im schwedischen Fernsehen über die Sprint-Weltmeisterin der letzten Saison. Nach einem Sturz im Halbfinal wurde Sundling für weitere Abklärungen ins Spital gefahren. Zu Fähndrichs Hauptkonkurrentinnen werden neben Sundling auch diese Saison Anamarija Lampic (SLO), Maja Dahlqvist, Anna Dyvik und Johanna Hagström (alle SWE) sowie Maiken Caspersen Falla (NOR) und Jessie Diggins (USA) zählen.
Heimrennen und Olympia im Fokus
Richtig bereit sein will Fähndrich für die Weltcuprennen von 11. und 12. Dezember in Davos, am 28. und 29. Dezember in der Lenzerheide sowie an den Olympischen Spielen in Peking (5. bis 20. Februar 2022).«Das sind in dieser Saison meine Hauptziele», erklärt sie. Was dies bedeutet, ist klar: In diesen Rennen will Fähndrich aufs Podest laufen. Die Luzernerin ist aber genug erfahren, dies nicht so deutlich auszusprechen, denn die 26-Jährige weiss: In ihrer Paradedisziplin, dem Sprint, kann sehr viel passieren. Bereits in Halbfinalläufen muss oft eine Podestläuferin die Segel streichen. Dass mit der Schwedin Linn Svahn eine der Hauptkonkurrentinnen wegen einer Schulteroperation die gesamte Olympiasaison verpassen wird, macht die Situation zumindest nicht schwieriger. Trotzdem will Fähndrich den zweiten Platz in der Sprint-Gesamtwertung in der vergangenen Saison nicht zu hoch werten. «Im letzten Jahr waren auch einige Läuferinnen nicht immer am Start», sagt sie. Beispielsweise die Schwedinnen und die Norwegerinnen hatten aus Angst vor einer Covid-Infektion auf einige Rennen verzichtet.«Um meine Bestleistung abzurufen, kann ich mir nur selbst im Weg stehen», sagt Fähndrich auf die Frage, wer ihre härteste Konkurrenz sei. Die Resultate der Leistungstests im Herbst dürfen sie zuversichtlich stimmen. «Ich konnte nochmals einen Schritt nach vorne machen und habe trainiert, um auf das Podest laufen zu können. Man muss es dann aber immer noch in die Loipe bringen können.»
An Details gearbeitet
Nach der erfolgreichen vergangenen Saison 2020/2021 gab es vor dem Olympiawinter für die Luzernerin keinen Grund, an den Vorbereitungen etwas zu ändern. «Wir haben an Details gearbeitet», erklärt Fähndrich. Konkret heisst dies: Es wurden längere Intervalleinheiten eingelegt, an der Rumpfstabilität gearbeitet, die Arbeit aus den Beinen verbessert und an der klassischen Technik gefeilt, bei der sie gegen Ende der letzten Saison etwas Mühe bekundet hatte.
Auch die Strecke an den Olympischen Spielen von Peking ist bereits im Hinterkopf. Der eher längere Sprint und der leichte Aufstieg vor dem Ziel kommen der Schweizerin eher entgegen, mögliche weiche Verhältnisse würden allerdings eher gegen die Chancen von Nadine Fähndrich sprechen. Am 8. Februar 2022 wird sich zeigen, ob es ihr gelingt, ihr ganzes Potenzial im wichtigsten Rennen der Saison in die Spur zu legen.
Marcel Habegger