Eine seekranke Ruderin will den Pazifik überqueren

Den Atlantik hat Marina Hunziker aus Meggen bereits rudernd überquert. Nun folgt der Pazifik: Die 32-Jährige geht im Juni in einem Viererteam an der Pacific Challenge an den Start.

Marina Hunziker (rechts) während der Atlantik-Überquerung im Dezember 2021. Bild: Atlantic Campaigns

Marina Hunziker (rechts) während der Atlantik-Überquerung im Dezember 2021. Bild: Atlantic Campaigns

Die Meggenerin Marina Hunziker. Bild: zvg

Die Meggenerin Marina Hunziker. Bild: zvg

500 Kilometer in einem kleinen Boot auf dem offenen Meer und nichts als Wasser, Wind und Wetter. Zwei Stunden rudern, zwei Stunden Zeit, um zu essen, sich und das Boot zu pflegen und um zu schlafen, dann alles wieder von vorn – gut 45 Tage lang. Zu viert auf engstem Raum, kaum Privatsphäre und ausser einem Satellitentelefon keine Verbindung zur Aussenwelt. Klingt wie ein Gefängnis auf hoher See, für Marina Hunziker bedeutet es «grenzenlose Freiheit», wie sie sagt. Und das erwartet die Meggenerin im Juni an der Pacific Challenge. Gestartet wird im kalifornischen Monterey, erwartet werden die Ruderboote in Kauai (Hawaii).

Zusammen mit den beiden Amerikanern Paul Lore (Skipper) und Mat Steinlin sowie der Holländerin Iris Noordzij wird Marina Hunziker als Team «Ohana» dieses 2800 Seemeilen lange Abenteuer wagen. Alle vier haben bereits den Atlantik überrudert, so auch hat sich das Quartett kennen gelernt. «Es entstand eine tiefe Freundschaft», sagt Hunziker. Und so wurde aus «nach dem Atlantik» quasi «vor dem Pazifik».

«Eine Lösung findet man immer»

Obwohl sie als Team gemeinsam unterwegs sein werden, verlief der grösste Teil der Vorbereitung individuell. Rudern, Schwimmen, Krafttraining, Yoga und Elektrostimulation stehen da auf Hunzikers Wochenplanung. Aber auch Kurse in Erster Hilfe, Meteorologie, Survival, Navigation oder Bootsfunktionen musste sie absolvieren, um am Rennen überhaupt zugelassen zu sein. Man lerne viel, in der Hoffnung, es dann aber nicht brauchen zu müssen, sagt Hunziker und weist somit auch auf den grössten Gegner hin: die Natur. «Daran», sagt sie, «kann man nichts ändern.» Sowieso spiele sich auf hoher See in der Praxis so vieles anders ab, fügt sie an. «Während der Atlantik-Überquerung gab es schon die eine oder andere Situation, bei der wir merken mussten, dass wir eigentlich keine Ahnung hatten.» Aber aussichtslos sei es nie gewesen. «Eine Lösung findet man immer», fügt sie an.

Gelöst werden muss nach dem Startschuss dann auch laut Hunziker die schwierigste Phase des Rennens: das Wegkommen von der Küste. Strömung, die geologischen Gegebenheiten durch die aufeinandertreffenden Kontinentalplatten, Wind – «da wird alles gegen uns arbeiten», bringt es die Meggenerin auf den Punkt. Und nicht zuletzt muss sie selbst ihre Seekrankheit während der ersten Tage überwinden. Hart und fastplatten, Wind – «da wird alles gegen uns arbeiten», bringt es die Meggenerin auf den Punkt. Und nicht zuletzt muss sie selbst ihre Seekrankheit während der ersten Tage überwinden. Hart und fast unerträglich werde dies, blickt Hunziker voraus. Stugeron-Tabletten sowie Scopadern-Patches verwendet sie dagegen. «Die helfen ganz gut, weg ist die Seekrankheit aber nicht», sagt sie. Und zum Essen müsse sie sich zwingen. Ohnehin ist die Nahrungsaufnahme während der Zeit auf dem Boot elementar. Gut 5000 Kalorien muss ein jeder täglich einnehmen. Getrocknete Fertigspeisen, die mit Wasser angerührt werden können, Landjäger, Energieriegel, Proteinshakes oder auch getrocknete Früchte gibt es für die Ruderer:innen. Essen, um zu funktionieren, um die körperlichen Strapazen ertragen zu können. Essen, um zu geniessen? Hunziker winkt ab: «Irgendwann schmeckt alles gleich.»

Am 12. Juni geht es los

Ganze 13 Kilogramm hatte sie während der Atlantiküberquerung verloren. So versteht sich, dass die Nahrungsaufnahme auch in der Vorbereitungsphase eine elementare Rolle spielt und der Muskelaufbau möglichst unterstützt werden soll. Gut zwei Monate bleiben Hunziker und ihrem Team dafür noch. Mitte Mai schon wird Hunziker nach Florida fliegen, wo sich ihr Boot derzeit befindet. Danach wird das gesamte Team nach Kalifornien weiterreisen. Während dieser Zeit findet die letzte Phase der Teambildung statt, bevor es dann ab dem 12. Juni ernst gilt und die grenzenlose Freiheit auf offener See auf Marina Hunziker wartet.

Daniela Zeman

 

Box: Pacific Challenge

Der Startschuss für die Pacific Challenge findet am 12. Juni im kalifornischen Monterey statt. Gemeldet sind 14 Boote, die 2800 Seemeilen bewältigen müssen und in Kauai, Hawaii, im Ziel erwartet werden. Marina Hunziker bildet gemeinsam mit Paul Lore (USA), Mat Steinlin (USA) und Iris Noordzij (Ho) das Team «Ohana». Mit ihrem Projekt wollen sie die beiden Organisationen «K9’s for Warriors» und «Children’s Tumor Foundation» unterstützen.

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