Eine Prise Wahlkampf-Feeling
Das Frauenkomitee Kriens lud am Donnerstag zur Vorstellungsrunde der Regierungsratskandidatinnen. Die gestandenen Politikerinnen zeigten selten die Zähne, die Politik der Jungen spürte man noch zu wenig.
Es wäre wohl ein anderer Wahlkampf, würden alle bisherigen Regierungsräte weitermachen wollen. Da jedoch lediglich Reto Wyss (Die Mitte) und Fabian Peter (FDP) erneut kandidieren, wird von den potenziell Neuen etwas weniger Kritik an der bisherigen Regierung geübt. Drei Plätze sind frei geworden. Natürlich müssen auch Wyss und Peter zuerst bestätigt werden, es ist aber davon auszugehen, dass die neun Kandidat:innen – zwei Männer und sieben Frauen – die drei frei gewordenen Plätze unter sich ausmachen werden. Das Frauenkomitee Kriens stellte am Donnerstag die sieben Kandidatinnen vor.
Die politischen Visionen der drei jungen Kandidatinnen bekamen die Gäste im Kulturquadrat Schappe noch etwas wenig zu spüren. Es wäre interessant gewesen, hätte man auch von der 23-jährigen Andrea Kaufmann, die auf der Liegenschaftsverwaltung Neuenkirch arbeitet (Junge Mitte), der 22-jährigen politischen Sekretärin der Grünen, Chiara Peyer (Junge Grüne), und der 26-jährigen Medizinstudentin Zoé Stehlin (Juso) gehört, was sie als Regierungsrätin ändern würden oder was sie bewegt.
Fragen wie an Zoé Stehlin, ob ihre Eltern damit einverstanden wären, wenn sie ihr Medizinstudium unterbrechen würde, und ob die drei politische Themen wie die AHV auch in ihrem Freundeskreis diskutieren würden, drückte den dreien etwas stark den Aussenseiterinnenchancen-Stempel auf. Die Themen Sicherheit, Gleichstellung, Bildung und Umwelt, die im Nachgang bei den erfahrenen Politiker:innen Thema waren, wurden hier gänzlich ausgeblendet.
Die Moderatorin Diel Tatjana Schmid Meyer hatte zwar eingangs angesprochen, den Fokus auf den Menschen zu setzen, trotzdem war es eine verpasste Chance, hervorzuheben, weshalb gerade die drei jungen Politikerinnen in den Regierungsrat gehören und wie sie der grossen Aufgabe als unter 30-Jährige gerecht werden wollen.
Umwelt ist kaum ein Thema
Die etwas gestandenen Politikerinnen Ylfete Fanaj (SP), Christa Wenger (Grüne), Claudia Huser (GLP) und Michaela Tschuor (Die Mitte) hatten mehr die Gelegenheit, klarzustellen, wo ihr Fokus bei einem Regierungsratsamt liegen würde: Die Juristin und Gemeindepräsidentin von Wikon, Michaela Tschuor, erklärte dazu beispielsweise: «Mir ist es ein grosses Anliegen, dass der Kanton familienfreundlicher und moderner wird.» Claudia Huser: «Meine politischen Schwerpunkte sind klar in der Familienpolitik wie z. B. der Kinderbetreuung. Mir ist es auch wichtig, dass Frauen nach der Trennung nicht in Armut leben müssen.»
Ylfete Fanaj: «Die Lebenskosten steigen, das Thema der Kaufkraft ist enorm wichtig. Wir müssen dafür sorgen, dass es im Kanton allen gut geht», so die Sozialarbeiterin. Weitere Themen, die ihr wichtig sind, sind die Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. «Die SP ist die Partei, die dabei auch sehr konkret ist und die Kita-Initiative lancierte.»
Christa Wenger: «Ich setze mich dafür ein dass der Kanton für unsere Kinder und unsere Grosskinder lebenswerte und gesunde Umgebung bieten kann. Der Kanton habe gute Arbeit geleistet, beispielsweise mit der Klimastrategie. «Es ist aber noch kein einziges Klimagesetz umgesetzt, da müssen wir vorwärtsmachen.»
Die Polizeiaufstockung war bei allen gestandenen Politikerinnen ein Thema. Wo man eigentlich mehr hätte erwarten können, wäre aufgrund der Parteiangehörigkeit beim Thema Umwelt. Da war Christa Wenger die Einzige, die dies im Speziellen betonte. Fanaj und Huser erklärten zwar, die Umweltförderung sei wichtig, würde aber nicht zu ihren Kernthemen gehören. Praktisch inexistent war das Thema Strassenverkehr, auch dies wurde einzig von Wenger am Rande erwähnt.
«Ich versuche es etwas konkreter»
So etwas Wahlkampf-Feeling liess an diesem Abend nur Ylfete Fanaj hin und wieder aufblitzen. So als die Kandidatinnen zum Schluss gefragt wurden, was denn nach einem allfälligen Regierungsamt auf Wikipedia über sie zu lesen sein solle. Da meinte Claudia Huser: «Für mich ist wichtig, dass stehen würde, Claudia Huser hat sich für den Kanton eingesetzt und war ein verlässlicher Partner und hat es geschafft, Leute von unterschiedlichen Parteien, Gemeinden und Meinungen zusammenzubringen, und den Kanton einen grossen Schritt vorwärtsgebracht.» Ylfete Fanaj meinte darauf mit einem Seitenhieb in Richtung Huser: «Ich versuche es etwas konkreter. Je nach Departement, das ich geführt hätte, möchte ich lesen, dass man die Tagesstrukturen flächendeckend umgesetzt hat, dass für die Eltern Beruf und Familie besser vereinbarer ist und wir eine Chancengerechtigkeit erreicht haben und praktisch keine Armut mehr im Kanton haben.»
Marcel Habegger / Bruno Gisi