Ein Minus von 65 Prozent in Luzern
Die Übernachtungszahlen sind brutal: Der Schweizer Markt ging lediglich 7,7 Prozent zurück, bei den Gästen aus den USA gab es fast einen Totalausfall. Einen Lichtblick gab es: Aus der Romandie fanden mehr Leute den Weg in die Zentralschweiz.
Gemäss Bundesamt für Statistik wurden im vergangenen Jahr in der Stadt Luzern 484 891 Übernachtungen gezählt, was einen immenser Rückgang von 64,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die Gesamtregion Luzern-Vierwaldstättersee – die Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Obwalden und Nidwalden verzeichnete 2 139 580 Logiernächte. Dies sind 45,3 Prozent weniger als im Jahr 2019. Am Freitag hat BAK Economics die aktuellen Rankings der Studie zu den 150 wichtigsten Tourismusdestinationen des Alpenraums publiziert (Zahlenbasis 2019). Ein schwacher Trost: Luzern rangiert unten den Sommerdestinationen auf Rang 1 und im Ranking der Ganzjahresdestinationen auf dem ebenfalls ausgezeichneten Rang 3.
Marcel Perren, Direktor Luzern Tourismus, ist denn auch zuversichtlich, dass sich der Tourismus wieder erholt, wenn auch nur langsam: «Mit einem Einbruch der Logiernächtezahlen in diesem Ausmass haben wir gerechnet. Wie die internationale Benchmark-Studie aufzeigt, ist unsere Tourismusregion aber sehr gut aufgestellt, und wir rechnen mit einer langsamen Erholung der Logiernächte ab dem kommenden Sommer.»
Kleiner Rückgang beim Heimmarkt
Wie jedes Jahr stammten auch im Jahr 2020 die mit Abstand meisten Logiernächte aus dem Heimmarkt Schweiz. Es wurden 292 131 Logiernächte gezählt, was einen vergleichsweise kleinen Rückgang von 7,7 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Von Juli bis Oktober haben gar mehr Schweizerinnen und Schweizer in der Stadt übernachtet als im Jahr 2019. Durch diese den Umständen entsprechend guten Resultate und den markanten Rückgängen aus den Auslandmärkten stieg der Marktanteil des Heimmarktes somit von 23 Prozent auf 60 Prozent.
Die Zahlen aus den ausländischen Märkten sind dagegen markant zurückgegangen. Von den Reiseeinschränkungen vergleichsweise am wenigsten betroffen waren die Europa-Märkte, die mit einem Minus von 54,6 Prozent abgeschlossen haben. Von den wichtigsten Märkten waren vor allem Italien (–59,8 Prozent), Grossbritannien (–80,3 Prozent) und Spanien (–82,6 Prozent) betroffen, was auf die pandemische Situation in diesen Quellmärkten und auf die Aus- und Einreiseeinschränkungen zurückzuführen ist. Auch die Gäste aus Deutschland, der wichtigste Europa-Markt, haben mit einem Minus von 37,7 Prozent viel weniger in Luzern übernachtet. Die üblicherweise wichtigsten ausländischen Gäste, aus den USA, blieben fast vollständig fern. Lediglich rund 15 000 Nächte im Vergleich zu 266 000 im Vorjahr wurden gezählt. Dies bedeutet ein Minus von 94,3 Prozent. Auch für die asiatischen Gäste waren Reisen nach Europa während eines Grossteils des Jahres 2020 nicht möglich, was in einem Minus von 90,2 Prozent resultierte.
196 Millionen Franken weniger
Das Geschäftsjahr 2020 war geprägt von sich ständig ändernden Vorschriften und Massnahmen und einer grossen Planungsunsicherheit. Insbesondere die Stadthotellerie und Anbieter mit Fokus auf Gruppen, Gäste aus Fernmärkten oder den Geschäftstourismus leiden bis heute unter der Situation. Durch die ausbleibenden Gäste wurde auch markant weniger Wertschöpfung durch den Tourismus generiert. Allein durch die direkte touristische Wertschöpfung von Gästen aus Amerika oder Asien, die deutlich ausgabefreudiger sind als die Schweizer und europäischen Gäste, resultierten Mindereinnahmen von 196 Millionen in der Stadt.
Durch die weltweiten Reiserestriktionen gab es durchaus auch kleine Lichtblicke: So haben vor allem im Sommer und im Herbst mehr Schweizer Gäste als üblich den Weg in die Region gefunden, und es konnten neue Gäste hinzugewonnen werden. Insbesondere Gäste aus der Romandie haben die Region als neues Ziel für Ferien, Wochenend- und Tagesausflüge entdeckt. In den ländlichen Gebieten und den Bergregionen gab es auch einzelne Leistungsträger, die vor allem im Sommer aufgrund der neuen Gästestruktur eine ausgezeichnete Performance und teils gar Rekordzahlen verzeichneten.
PD