Ein Macher als Übergangslösung?

Der Entwicklungsträger Luzern Plus will seine Strukturen überprüfen. Bis diese geklärt sind, ist André Bachmann der Präsident. Das Amt lediglich verwalten will der 49-Jährige aber nicht.

Noch ist unklar, ob André Bachmann auch langfristig als Präsident von Luzern Plus zur Verfügung steht. Bild: PD

André Bachmann, im Sommer sind Sie aus dem Vorstand der City-Vereinigung getreten, nun haben Sie bereits ein neues Amt bei Luzern Plus – wurde Ihnen langweilig?
Es ist wichtig, dass man Verantwortung übernimmt, wenn es notwendig ist. Deshalb habe ich mich zur Verfügung gestellt, dieses Amt ad interim zu übernehmen.

Aber die Delegierten haben Sie nun zum Präsidenten gewählt ...
Die Funktion ad interim gibt es in den Statuten von Luzern Plus nicht. Deshalb war diese Wahl notwendig, damit wir handlungsfähig bleiben. Man hat aber eine Findungskommission eingesetzt, die nach möglichen Kandidatinnen und Kandidaten sucht.

Wäre dieses Amt denn nichts Langfristiges für Sie?
Bei den aktuellen Strukturen nicht. Es ist ein zu grosses Teilpensum, aber zu klein, um nur als Präsident von Luzern Plus tätig zu sein. Neben meiner Familie und meinen beruflichen Aufgaben wäre dies zu viel.

Aber es ist ja schon ein Amt, das Sie reizt ...
Klar, mich interessieren der regionale und der vernetzte Aspekt. Ich bin jemand, der hilft, Brücken zu bauen und Konsens zu finden. Das liegt mir und ist daher eine auf mich zugeschnittene Aufgabe.

Sie sind aber auch einer, der hin und wieder mit seinen Äusserungen aneckt ...
Das ist so. Aber eine klare Position zu haben, wenn man in eine Diskussion einsteigt, ist nicht dasselbe, wie die eigene Position durchzusetzen. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich hart argumentiere, aber durchaus zu Kompromissen bereit bin.

Auf welche Projekte legen Sie den Fokus?
Auf Luzern kommen richtungsweisende Projekte zu wie der Durchgangsbahnhof, die regionale Kulturförderung oder auch Nachfolgeprojekte der gescheiterten Spange Nord. Das benötigt eine überregionale Betrachtungsweise und die Bereitschaft zu Kompromissen. Die Stadt spricht beim Durchgangsbahnhof von einer grossen städtebaulichen Jahrhundertchance. Das ist aber nur die Optik der Stadt Luzern. Natürlich gilt es, diese Chance zu packen, aber die Wirkung betrifft ganz Luzern beziehungsweise sogar die Zentralschweiz. Auch der Durchgangsbahnhof hat negative Auswirkungen – wie auch der motorisierte Individualverkehr und der ÖV. Es gibt nicht nur Gewinner, aber es müssen möglichst viele Gewinner sein, und diejenigen, die keine Gewinner sind, müssen auch an einer Chance partizipieren können. 

Sie haben es angesprochen: Es geht nicht nur um die Wünsche der Stadt. Sie sind ein Städter. Haben für Sie nicht automatisch städtische Wünsche Vorrang?
Luzern ist natürlich, gemeinsam mit den vier grossen Gemeinden um Luzern, sehr wichtig. Ich hatte aber auch bei meinen Mitgliedschaften bei anderen städtischen Organisationen nicht nur den städtischen Blick. Beispielsweise bei der Debatte um die Spange Nord war mir sehr wohl bewusst, dass diese nur schwer in einem städtischen Kontext umzusetzen ist. Aber gleichzeitig habe ich auch immer auf die Wichtigkeit hingewiesen, dass die Erreichbarkeit für alle sichergestellt ist. Mit der Arbeit bei Luzern Plus freue ich mich, «von Amtes wegen» die Interessen aller Verbandsgemeinden einzubinden.

Dass Raumkonzepte von Luzern Plus plötzlich eine verbindliche Wirkung hatten, kam nicht nur positiv an. Einigen wurde der Einfluss von Luzern Plus zu gross.
Wir haben als regionaler Entwicklungsträger einen Auftrag vom Kanton. Als Gemeindeverband erlässt Luzern Plus regionale Teilrichtpläne und Konzepte gemäss Planungs- und Bauverordnung des Kantons Luzern. Der Bevölkerung ist ein sorgsamer Umgang mit dem Boden sehr wichtig. Das Volk will, dass wir nachhaltig mit dem wertvollen Gut umgehen. Diese Aufgabe nehmen wir sehr ernst, was manchmal auch dazu führen kann, dass die Standortgemeinde eines Projektes und der Entwicklungsträger unterschiedlicher Meinung sind. Wir fällen unsere Entscheide selbstverständlich nach rechtlich verbindlichen Kriterien und mit transparenten Prozessen. Oberstes Entscheidungsgremium sind die Delegierten von Luzern Plus, also die Gemeinden.  

Neben dem Durchgangsbahnhof warten auch bei der Kulturförderung grosse Aufgaben auf Sie ...
Da sind wir aktuell in einer schwierigen Situation, weil sich verschiedene Gemeinden aus der Regionalkonferenz Kultur verabschieden. Hier müssen wir ein neues, tragfähiges Modell finden, das die wichtige Aufgabe der Kulturförderung sicherstellt. Es muss uns gelingen, dass sich die Gemeinden solidarisch an der Aufgabe beteiligen und alle den Mehrwert wiedererkennen.

Luzern Plus verfolgt die Strategie mit der Hauptentwicklung der Y-Achse, also von Luzern in Richtung Zug und Sursee. Auch hier ist viel Vermittlungsarbeit gefragt.
Wir wollen die Zersiedelung stoppen und die Verdichtung lenken, also müssen wir uns vor allem entlang dieser Achse entwickeln, aber wir dürfen auch die Entwicklung von Luzern West und Luzern Ost nicht vernachlässigen. Das ist mir ein grosses Anliegen.

Wie lange bleiben Sie Präsident?
Die Findungskommission für eine potenzielle Nachfolge ist per sofort eingesetzt. Für die Delegiertenversammlung vom Frühling ist sicher die Ersatzwahl von Matthias Senn geplant. Auf den Frühling oder den Herbst soll auch die Strukturfrage geklärt sein. Ich bin nicht befristet gewählt.

Werden Sie auch zur Wahl stehen?
Diese Frage werde ich erst nach Klärung der Verbandsstrukturen und einer beruflichen wie privaten Reflexion beantworten können. Mit den aktuellen Strukturen wäre dies aus den genannten Gründen kein Thema.

Marcel Habegger

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