Ein langer Traum wird wahr

Gabriel Stucki hat Anfang April die Leitung des Grand Hotel National von Daniela Schelski übernommen. Der 30-jährige Zürcher mit Luzerner Wurzeln hat mit dem traditionsreichen Hotel einiges vor.

Gabriel Stucki will den Charakter des Grand Hotel National verändern. Bild: zvg

Der Urgrossvater von Gabriel Stucki (30) hatte vor vielen Jahren Delikatessen und Kaffee ins Hotel National geliefert. «Ihn selbst habe ich leider nicht mehr kennen gelernt, aber sehr viele Geschichten gehört», erzählt der neue General Manager bei einem Kaffee in der «National»-Bar, die noch an die Zeiten erinnert, als sein Urgrossvater mit dem Hotel verbunden war. Die Geschichten sind Stucki in Erinnerung geblieben, so auch der eigene Traum, beruflich einmal in diesem traditionsreichen Hotel aus dem Jahr 1870 tätig zu sein.

Trotz seines jungen Alters ist es bereits der dritte Hotelbetrieb, den der Zürcher aus Wiesendangen leitet. Nach der Hotelfachschule in Luzern konnte er in Adliswil gleich eine Mutterschaftsvertretung in einem Ibis-Hotel übernehmen. Weiter ging es nach Interlaken ins Hey Hotel, das er von einem Gruppenhotel zu einem Lifestylehotel umfunktionierte. «Als ich die Möglichkeit sah, die Leitung im Grand Hotel National zu übernehmen, musste ich die Gelegenheit beim Schopf packen», erzählt der Halbengländer, dessen Mutter und deren Eltern aus Luzern beziehungsweise der Region stammen.

 

Vergoldete Spiegel reichen nicht

Nun ist er seit wenigen Wochen da, und der frische Wind ist bereits zu spüren. Beim Hoteleingang sind an diesem Morgen Dreharbeiten für einen Werbefilm im Gange. Stucki möchte den Charakter des 5-Sterne-Hotels neu erfinden und zeigen. Gäste sollen hier ihren Alltag vergessen können. «Es reicht nicht mehr, wenn ein 5-Sterne-Hotel einen goldenen Spiegel und goldene Türgriffe hat. Fünf Sterne heisst heutzutage für mich, dass man abschalten und alles in unsere Hände abgeben kann», spricht er von seiner Vision. Dass Gäste an der Réception das Handy abgeben können, wenn dies gewünscht ist, und das Hotel als Sekretariat einspringt, nennt er als mögliches Beispiel. Gabriel Stucki spricht dabei immer wieder von «Service excellence», einer Individualität, bei der die Gäste beim Namen angesprochen werden und ihnen die Wünsche von den Lippen abgelesen werden. «Eigentlich das, was man von der Hotellerie immer hört, wir wollen es aber leben», betont er. «Weil heute in der Arbeitswelt so viel gefordert wird, ist es wichtig, dass man auch mal wohin gehen kann, wo man abschalten kann. Wir müssen unseren Kunden auch ganze Erlebnispakete anbieten, das Hotelzimmer an sich soll zwar einen hohen Standard bieten, jedoch mehr ein Nebenschauplatz sein.» 

Es ist genau das, was Stucki selbst beim Reisen schätzt: abschalten und geniessen. Als ihm die Arbeit vor eineinhalb Jahren in Interlaken über den Kopf wuchs, reiste er für einige Tage ohne Handy nach Stockholm. «Ich bin als anderer Mensch zurückgekommen und hatte wieder vielmehr Energie. Ich will, dass unsere Gäste das Gleiche erleben können.»

 

Dank Youtube ein besserer Koch

Die Wirkung des Abschaltens ist ihm geblieben. Trotz der neuen Aufgabe gibt es momentan selten 14-Stunden-Arbeitstage. «Gedanklich schon, da bin ich schon sehr verbunden», lacht er. Richtig abschalten kann er beim Kochen mit seiner Partnerin. «Ich bin nicht der Schnellkoch. Wenn ich koche, dauert es mindestens drei Stunden», erzählt der gelernte Restaurationsfachmann. Spricht er fasziniert von einem saftigen Apfel oder einem guten Stück Lachs, könnte man eher meinen, Stucki sei Koch. Diese Faszination hat er aber erst während eines Praktikums im Rahmen der Hotelfachschule im Restaurant des Schweizer Starkochs Anton Mosimann richtig entdeckt. «Ich habe eine Blindbewerbung geschrieben und wurde tatsächlich engagiert», berichtet er. «Ich konnte aber nicht wirklich gut kochen und habe mir in meinem WG-Zimmer nächtelang Youtube-Videos angeschaut, um besser zu werden.» 

Durch seine engagierte Art gelang es ihm, den Rückstand wettzumachen. Am Ende des Praktikums wurde ihm gar eine fixe Stelle angeboten, Stucki zog es aber doch wieder in die Schweiz zurück. 

 

Bisher der Schweiz treu geblieben

Während es andere junge Hoteliers ins Ausland zieht, ist er in der Schweiz geblieben. Ein längerer Abstecher nach Myanmar war zwar in Planung, scheiterte dann aber an Covid-19, weshalb Stucki nach Interlaken ins Hey Hotel wechselte. «Das Ausland kann für die persönliche Entwicklung sicher helfen. Als Hotelier muss man sich aber in ein Hotel und vor allem in die Szenerie verlieben.» Wenn man Gabriel Stucki über das Grand Hotel National reden hört, spürt man sofort, dass er sich in dieses Hotel definitiv verliebt hat.

Marcel Habegger

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