Ein kluger Schachzug
Mit dem Abgang von André Bachmann verlor die City-Vereinigung anfangs September eine treibende Kraft. Mit Lucas Zurkirchen folgt einer, der dem Vorstand jedoch neue Impulse geben kann.
Als kompromisslos hatte ihn der ehemalige Vorsitzende des Detaillistenverbandes, Heinz Bossert bei den Verhandlungen für liberalere Ladenöffnungszeiten einmal bezeichnet. André Bachmann eckte hier und da an, er wurde aber in der Öffentlichkeit als Leiter des Ressorts Politik als die treibende Kraft der City-Vereinigung wahrgenommen. Ein Alphatier sei er, sagt auch Josef Williner, aktueller Präsident der City-Vereinigung. An der Generalversammlung der City-Vereinigung gab er nun das Amt nach zehn Jahren im Vorstand ab. «Es ist jetzt Zeit für frische, jüngere Kräfte», kommentiert er seinen Rücktritt. «Nun stehen junge Themen an, es ist deshalb an der Zeit, dass jüngere Personen ihre Stadt gestalten.»
Diese Verjüngung hat die City-Vereinigung in Lucas Zurkirchen gefunden. Der 28-Jährige ist Luzerner durch und durch. Geboren im Würzenbach, aufgewachsen im Obergütsch, wohnt er mit seiner Frau nun im Bramberg. Anders als André Bachmann ist Zurkirchen kein Unternehmer, sondern Politiker. Der Betriebsökonom ist seit 2017 bei der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz für die Wirtschaftspolitik zuständig. Für André Bachmann ein wichtiger Aspekt. «Lucas ist ein Luzerner, der über die Stadtgrenzen hinaus denkt, etwas, das viele in der Luzerner Politik leider noch nicht tun.»
Eine Chance für den Verein
Bis vor wenigen Monaten war Zurkirchen Präsident der Jungfreisinnigen der Stadt Luzern. Bei den Grossstadtratswahlen im März schaffte er es auf den vierten Ersatzplatz der FDP-Fraktion. «Ich bin mit diesem Resultat zufrieden. Es wäre vermessen gewesen, wenn ich dieses Jahr gleich den Sprung ins Parlament erwartet hätte», sagt er zu seinem Abschneiden.
Der Umstand, dass die City-Vereinigung mit dem 28-Jährigen nun einen aus einer jüngeren Generation mit politischem Hintergrund im Vorstand hat, könnte für zukünftige Projekte durchaus ein intelligenter Schachzug sein, denn dies fehlte dem Verband zuletzt. So beispielsweise bei der Behandlung des Unterstützungspakets für den Detailhandel, das vom städtischen Parlament letzten Juni abgelehnt wurde. Aus dem Parlament kam damals der Vorwurf, man habe zu wenig gewusst, was hinter der Taskforce Detailhandel stecke. Zurkirchen könnte die Person sein, die diese Brücke zwischen der Vereinigung und der Politik besser schlagen kann. Wird die City-Vereinigung also nun parteipolitisch agieren? «Ich werde wie bisher Sachpolitik betreiben und für diejenigen Dinge einstehen, die ich für richtig halte», so Zurkirchen. In Bezug auf die Ladenöffnungszeiten deutet er auch gleich an, dass er dies tatsächlich macht: «Die Anpassung der Öffnungszeiten war wichtig, ich persönlich würde mir aber noch eine liberalere Haltung bei den Öffnungszeiten vorstellen», sagt er. Nur so könne man langfristig im Kampf gegen den Onlinehandel bestehen.
Ein weiteres wichtiges Thema sei für ihn der Durchgangsbahnhof. «Das Grossprojekt wird auch die Mobilitätsflüsse in der Stadt verändern. Der neue Bahnhof ist eine grosse Chance, zugleich aber auch eine Herausforderung, dass die Stadt attraktiv bleibt.»
Homeoffice wegen wichtigem Tag
Für den Sport hatte der Hobby-Fussballer, der die kompletten Juniorenstufen beim Luzerner Sportclub durchlaufen hat, nur noch selten Zeit, zu oft ist er an Wirtschaftsanlässen eingebunden. Zuletzt hat er allerdings an den Podiumsdiskussionen mit Bundesrätin Keller-Sutter zur Begrenzungsinitiative und am Zentralschweizer Wirtschaftsforum gefehlt und arbeitet nur noch im Homeoffice. Zurkirchen versucht momentan mit so wenigen Personen in Kontakt zu kommen wie möglich – der Grund: Lucas Zurkirchen wird am kommenden Wochenende kirchlich heiraten und will vermeiden, dass Covid-19 ihm und seiner Frau einen Strich durch die Rechnung macht.
Marcel Habegger