Ein Karneval als Alternative?

Die Meinungen zu einer 24-Stunden-Fasnacht im Sommer gehen weit auseinander. Noch hat niemand richtig das Zepter in die Hand genommen, Unterstützer sind aber definitiv vorhanden.

Auch an der eigentlichen Fasnacht ist manchmal schon fast T-Shirt-Wetter. Ob es diesen Sommer einen Fasnachtstag geben soll, ist umstritten. Bild: Bruno Gisi

Verschiedentlich hat in den letzten Wochen die Idee einer kurzen Sommerfasnacht kursiert. Eine 24-Stunden-Fasnacht – eine veritable Alternative oder wird da etwas erzwungen? Für Robert Marty, Präsident von «die Vereinigte», eine klare Sache: «Eine Fasnacht ist nicht verschiebbar, sie geht bis und mit der Alten Fasnacht», findet er deutliche Worte. Auch für die Wey-Zunft ist es gemäss Präsident Bruno Spörri keine Option. «Das bräuchte eine Vorbereitungszeit, und die ist wegen der Schutzmassnahmen nicht möglich», erklärt Bruno Spörri.

Eine Fasnacht nachzuholen, ist zwar für die Wey-Zunft keine Option, eigene Veranstaltungen aber nachträglich durchzuführen, durchaus. So kann sich Spörri etwa vorstellen, das Frühstück, das sonst jeweils am Güdismontag stattfindet, in den Sommermonaten nachzuholen. Auch müssen die Neuzünftler der Wey-Zunft noch vereidigt werden. «Nach Möglichkeit werden wir diese Veranstaltungen nachholen», stellt Spörri in Aussicht. Auf Knopfdruck eine Fasnacht im Sommer aus dem Hut zu zaubern, hält der Wey-Zunft-Präsident aber nicht für möglich. Und auch die Maskenliebhaber (MLG) sehen dies eher kritisch: «Wir haben vollstes Verständnis für alle, die auf kreative Art und Weise eine Fasnacht im Jahr 2021 durchführen möchten», sagt MLG-Präsident Pascal Lüthi-Keller. «Für die MLG ist aber eine 24-Stunden-Fasnacht im Sommer nicht der optimale Weg, sind doch zwei der Hintergründe der Fasnacht das Winteraustreiben und die anschliessende Fastenzeit», begründet er. «Wenn ein umfassendes Konzept für eine spannende Veranstaltung vorliegt, wird sich die MLG gerne mit den Verantwortlichen treffen», stellt Lüthi aber in Aussicht.

 

In Vollmontur oder gar nicht

Sabina Koch ist begeistert von der Idee. Sie ist seit 2006 Tambourmajorin bei Bohème Luzern. «Ich habe dies noch nicht mit dem Vorstand besprochen, aber ich wäre auf jeden Fall dabei», sagt sie. Also für einmal ein Umzug in leichter Kleidung? «Nein, wenn, dann verkleidet und mit Grend», so die Bedingung von Sabina Koch.

Support gibt es auch von Daniel Medici, dem aktuellen Fritschivater und Zunftmeister zu Safran. «Für die Zunft zu Safran wäre dies sicher nichts, wir konzentrieren uns entsprechend unserer Satzungen auf den Schmutzigen Donnerstag, und der ist terminlich definiert», stellt Medici klar. «Ich finde die Idee aber durchaus sympathisch», meint er und hält es für möglich, dass sich am runden Tisch der verschiedenen Fasnachtsorganisationen einige Verbündete als Initianten finden lassen würden.

Zumindest kein kategorisches Nein gibt es auch von Peti Federer, Mediensprecher des Lozärner Fasnachtskomitees (LFK). «Grundsätzlich hält sich das LFK an den Grundsatz: ‹Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, auch wenn die Fasnacht nur zur Fasnachtszeit stattfindet›. Falls bis im Sommer tatsächlich Volksfeste möglich sein sollten, wäre es schön, wenn wir wieder feiern und geniessen könnten», meint er. «Vielleicht wäre es dann einfach ein ‹karnevalistisches Altstadtfest›.» 

Der eingefleischte Fasnächtler, Mitorganisator des Fasnachtsballs Gisela und Ruedi und Kreativkopf Marco Thomann hat für diese Idee wenig übrig. «Die ganzen Emotionen der Fasnacht kann man nicht in den Sommer transferieren», ist Thomann überzeugt. «Die Fasnacht 2021 ist verloren, aber es kommt die nächste», sagt er. Thomann sagt einer Sommerausgabe schon jetzt klar ab: «Mich würde man dort nicht antreffen.»

 

Ein Warm-up für 2022

Die Rahmenbedingungen müssten auf jeden Fall noch geklärt werden. So befürchten einige, dass eine Fasnacht im Sommer noch mehr Barbetreiber, wie sie jeweils an der Bahnhofstrasse zu finden sind, anlocken würde. Eine 24-Stunden-Fasnacht, an der also Musik aus den Boxen verboten wäre? Beat Felder, Fasnachtsurgestein und Mitorganisator und Organisator des Münzgasse-Fasnachtsspektakels, wäre auch dabei. «Die Brasilianer feiern ja auch im Sommer Fasnacht. Weshalb sollten wir das nicht auch können?», ist er positiv gestimmt. Er würde das als ideales Warm-up zur Vorbereitung für die Fasnacht 2022 sehen.

Marcel Habegger

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region26.02.2024

Adieu, «Anzeiger Luzern»

Vom englischen Königshaus, von einem Podium unter Polizeischutz, Weltstars wie Anne-Sophie Mutter oder Joss Stone bis zum «falschen» Barenboim: Nach vielen…
Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis
Region26.02.2024

Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis

Für das Jahr 2023 verzeichnet die Stadt Luzern einen Gewinn von 80 Mio. Franken, obwohl ein Verlust von 31,2 Mio. Franken budgetiert war.
Tourismus Luzern: fast komplette Erholung
Region26.02.2024

Tourismus Luzern: fast komplette Erholung

In der Stadt Luzern haben im Jahr 2023 20,8 Prozent mehr Gäste übernachtet als im Vorjahr und 3,9 Prozent weniger als 2019.