Ein Energielieferant – auch im Winter

Die CKW blickten letzte Woche an einer Pressekonferenz dem kommenden Winter entgegen. Zudem stellten sie ein neues Projekt vor: Sie planen in Inwil ein Geothermie-Kraftwerk, das Strom für rund 4000 und Wärme für rund 6500 Haushalte produzieren könnte.

Für die Energiegewinnung wird die Muschelkalkschicht anvisiert, welche in der Region Inwil in einer Tiefe ab etwa 3750 Metern unter dem Meeresspiegel liegt. Grafik: CKW

Letzten Herbst hatte man noch befürchtet, dass uns der Strom ausgehen wird. Diesen Herbst ist die Situation deutlich entspannter. «Wir gehen, Stand heute, nicht davon aus, dass es eine Mangellage geben wird», erklärte Martin Schwab, CEO der Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW), letzten Dienstag an einer Pressekonferenz. Dafür verantwortlich ist einerseits das Ersetzen des russischen Gases durch Flüssiggas. Die europäischen Gasspeicher sind gemäss Schwab zu 95 Prozent gefüllt.

Vor einem Jahr hatte man auch noch befürchtet, dass die Gasspeicher vor dem Winter 2023/24 nicht gefüllt sein könnten. «Gleichzeitig sind die französischen Kernkraftwerke, die im letzten Jahr Probleme hatten, zurück am Netz. Und auch die Speicherseen sind gut gefüllt», so Schwab.

Spannend sei aber natürlich nicht nur der kommende Winter, sondern wie es weitergehe. «Heute haben wir in der Schweiz etwa einen Produktion von 63 Terawattstunden (TWh), der ein Verbrauch von 62 TWh gegenübersteht. Im Jahr 2050 wird die Schweiz allerdings voraussichtlich aus der Kernkraft ausgestiegen sein. Das heisst 28 TWh wird man bis dahin etwa durch die Abschaltung der Kernkraftwerke verlieren, gleichzeitig sollen das Heizen und der Verkehr dekarbonisiert werden. Aufgrund dessen wird mit einem Anstieg des Energiebedarfs von rund 23 TWh im Vergleich zu heute gerechnet. Das heisst, die Schweiz muss bis 2050 noch rund 50 TWh zubauen. «Das ist eine gigantische Zahl», so Schwab. «Neben dem Ausbau werden wir auch effizienter werden müssen, sprich: weniger Strom nutzen», so Schwab.

Strom für rund 4000 Haushalte

An derselben Pressekonferenz stellten CKW eines ihrer neusten Projekte vor, das Geothermie-Kraftwerk in Inwil. «Geothermie ist eine ideale Technologie für die Schweizer Energieversorgung, weil sie auch im Winterhalbjahr Energie produziert, auch wenn kein Wind weht und die Sonneneinstrahlung zu schwach ist», sagt Schwab. Aktuell ist das Bewilligungsverfahren beim Kanton hängig. Für die Energiegewinnung müssten 3750 Meter gebohrt werden. Die in dieser Tiefe erwartete Wassertemperatur von rund 140 Grad ist für die Stromproduktion ausreichend. Mit dem geplanten Kraftwerk könnte Strom für zirka 4000 und Wärme für rund 6500 Haushalte produziert werden. Wo genau gebohrt werden würde, ist noch nicht klar, jedoch im Gebiet entlang der Autobahn A14, östlich der Autobahnraststätte St. Katharina. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Kehrichtverbrennungsanlage der Renergia. Von hier aus verlaufen Fernwärmenetze, welche bis nach Zug und Luzern reichen. Die aus natürlicher Quelle gewonnene Wärme könnte dort direkt in die bestehenden Fernwärmenetze abgegeben werden

Die CKW gehen für die Planungs-, Bewilligungs- und Realisierungsphase von etwa sechs Jahren aus und rechnen mit Investitionen von rund 70 Millionen Franken. Der Bund unterstützt Geothermieprojekte mit bis zu 60 Prozent der Kosten.

Technologie ist heute eine andere

Vor 12 Jahren hatte man bei den CKW bereits angedachte Projekte mit Geothermie, liess diese dann aber wegen Projekten, die in Basel und St. Gallen nicht funktioniert hatten, wieder fallen. «Heute sind die Technologien besser als damals. Deshalb ist nun ein guter Moment, ein solches Projekt zu starten», sagt Projektleiter Jost Bucher. «Im Raum München und Paris gibt es bereits etliche vergleichbare Geothermiewerke, die seit Jahren erfolgreich in Betrieb sind», so Bucher. CEO Martin Schwab betonte aber an der Pressekonferenz noch einen anderen Punkt. «Die Dringlichkeit ist heute auch viel grösser als vor 12 Jahren. Die Energiewende geht deutlich zu langsam», so Schwab. Und er brachte dazu auch gleich ein aktuelles Beispiel aus dem Kanton Luzern: «Bis das Kraftwerk Waldemme (siehe Text unten) gebaut war, dauerte es 19 Jahre. 17 Jahre dauerte das Bewilligungsverfahren, der eigentliche Bau lediglich 11⁄2 Jahre.»

Marcel Habegger

 

 

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region26.02.2024

Adieu, «Anzeiger Luzern»

Vom englischen Königshaus, von einem Podium unter Polizeischutz, Weltstars wie Anne-Sophie Mutter oder Joss Stone bis zum «falschen» Barenboim: Nach vielen…
Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis
Region26.02.2024

Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis

Für das Jahr 2023 verzeichnet die Stadt Luzern einen Gewinn von 80 Mio. Franken, obwohl ein Verlust von 31,2 Mio. Franken budgetiert war.
Tourismus Luzern: fast komplette Erholung
Region26.02.2024

Tourismus Luzern: fast komplette Erholung

In der Stadt Luzern haben im Jahr 2023 20,8 Prozent mehr Gäste übernachtet als im Vorjahr und 3,9 Prozent weniger als 2019.