Ein emotionaler Abend
Sieben Künstler:innen interpretieren bei «Sing meinen Song» jeweils einen Song der Kollegen:innen – unter ihnen die Weggiserin Caroline Chevin.
Im Jahr 2009 begrüsste die in Eurosong-Kreisen bekannte Edsilia Rombley erstmals niederländische Gesangskolleg:innen auf Ibiza. «Beste Zangers» hiess und heisst die Sendung. Dieses Jahr wird die 15. Staffel im holländischen TV zu sehen sein. Ein Quotenhit. Zehn weitere Länder liessen sich davon überzeugen, darunter hierzulande TV 24 respektive seit diesem Jahr 3+ (beide zur CH-Media-Gruppe gehörend, die auch diese Zeitung herausgibt). Seit letzter Woche läuft die dritte, helvetische Staffel, gedreht im Spätsommer 2021 auf Gran Canaria. Als Gastgeber fungiert R & B- und Soulsänger Seven.
Erfrischend eloquent
Manche TV-Grössen sollten den Interviewstil von Seven alias Jan Dettwyler studieren, denn dem Wahl-Luzerner nimmt man die ausgestrahlte Empathie ab. Er weiss situativ passend Emotionen zu wecken, ohne sein Gegenüber blosszustellen. Dieses Feingefühl, gepaart mit einer erfrischenden Eloquenz, macht die Interviewpassagen, trotz manchmal zerrendem und bewegtem Gefühlsausdruck, zu interessanten Momenten. Ein Alleinstellungsmerkmal im Zirkel der Musiksendungen. Natürlich schüren auch die Biografien der geladenen Künstler:innen das Interesse. Die Auslese 2022 verspricht da vieles, treffen sich doch auf dem Sofa der «Casa Leon» Persönlichkeiten verschiedenster Prägung und Musikgenres: Dabu Bucher, der Frontsänger der Mundartband Dabu Fantastic, Noah Veraguth, der Frontmann von Pegasus, R & B-Interpretin Naomi Lareine, Melanie Oesch, die Zungenschlag-Jodlerin von «Oesch’s die Dritten», Caroline Chevin, Soulsängerin aus Weggis, und Stress, der erfolgreichste Schweizer Rapper. «Der hat sein Haus mit Swiss-Music-Awards-Trophäen gebaut», meinte dazu Noah Veraguth, auf die Ziegelsteinform der Preise anspielend. Stress, bürgerlich Andres Andrekson, war denn auch im Fokus der Eröffnungssendung. Stress «rappt sein Tagebuch, trägt seine Wunden wie Trophäen», beschrieb Seven die Texte des Künstlers. Dieser liess auch in der Sendung in seinen Erzählungen nicht viel Privates im Dunklen.
Musikalische Leckerbissen
Seine künstlerischen Mitstreiter:innen bedienten sich in der ersten Sendung vom letzten Mittwoch am Hitportfolio des Westschweizers mit estnischen Wurzeln. Sie arrangierten und interpretierten die Songs gemäss eigenen Vorstellungen. Dabei entstanden musikalische Leckerbissen, begleitet von einer exzellenten Liveband. Highlights: Naomi Lareine machte aus dem Superhit «Libéré» eine deftige Rocknummer. Caroline Chevin transformierte gesangsstark und mit viel Emotion den dunklen Rap «Terre brulée» in eine ergreifende Rockballade. Einen anderen Weg ging Noah Veraguth: Aus der gesellschaftskritischen Nummer «Sans profit» machte er einen smoothen Popsong. Für die grösste musikalische Überraschung sorgten «Oesch’s die Dritten», die zum Schluss der Sendung in Komplettbesetzung aus «Rester sois-même» einen swingend-jazzigen Song formten. Die Künstler:innen entliessen die Zuschauenden, nach doch viel düsteren Episoden aus dem Leben von Stress, beschwingt in die Nacht. «Sing meinen Song»: Eine grossartige Erfindung der Holländer, von Schweizern toll adaptiert, ist diese Woche am Mittwoch wieder auf 3+ mit Melanie Oesch im Mittelpunkt zu sehen. Am 30. März ist Caroline Chevin Star des Abends.
Andréas Härry
Sendungshinweis: «Sing meinen Song» jeweils mittwochs um 20.15 Uhr auf 3+.