Drehtage bei minus 20 Grad

Die Luzernerin Dominique Devenport spielt in der neuen SRF-Serie eine Krankenschwester, die zwischen die Fronten der heimlich operierenden Spion:innen gerät. Die 27-Jährige blickt im Interview auf die Dreharbeiten zurück.

Davos 1917 Folge 1
Muss im Zimmer von Helen Taylor (Anna Holmes) spionieren: Dominique Devenport als Johanna Gabathuler. Copyright: SRF/Pascal Mora

Dominique Devenport, während der Dreharbeiten war es im letzten Winter teilweise sehr kalt. Erinnert Sie die aktuelle Kälte gerade speziell an die Dreharbeiten?

Es ist tatsächlich aktuell auch sehr kalt. Aber in Davos war es letzten Winter zum Teil schon sehr extrem. Wir haben teilweise bei minus 20 Grad gedreht, tagelang im Schnee. Das war tatsächlich noch etwas extremer als jetzt.

Wie kann man bei solchen Bedingungen noch gut schauspielern?

Wir hatten für mein Kostüm mehrere Ausführungen, damit ich auch wärmere Kleidung darunter tragen konnte. Und in Szenen, in denen man meine Füsse nicht sieht, hatte ich richtige Winterschuhe angezogen. Wir haben versucht, uns mit Tee und Suppe warmzuhalten, aber irgendwann ist man trotzdem durchgefroren. Da habe ich auch die Statisten am Set enorm bewundert, denn sie konnten sich fast nie ins Warme zurückziehen. Die ­haben teilweise bei wirklich harten Bedingungen tagelang draussen verharrt. Sie haben alle einen super Job gemacht. Das hat mich beeindruckt.

Es ist nach Sisi Ihre zweite historische Rolle, ist das Absicht?

(Lacht.) Nein, das fragen mich alle. Vielleicht wurden sie durch meine Rolle bei Sisi auf mich aufmerksam. Es ist tatsächlich Zufall. Historische Stoffe sind aktuell allerdings gerade sehr angesagt.

Wie haben Sie sich auf die Rolle der Krankenschwester Johanna Gabathuler vorbereitet?

Ich wusste bisher nicht sehr viel über die Schweizer Rolle im Ersten Weltkrieg. Meine Aufgabe war zuerst einmal, herauszufinden: Wie haben die Leute damals gelebt? Wie hätte ein Leben von einer Frau wie Johanna Gabathuler aussehen können? Was hätte eine Frau wie sie von ihrem Leben erwarten können? Was hätten ihre Träume sein können? Mit welch einem Frauenbild ist sie aufgewachsen, und auch welche Rechte hatten die Frauen damals? Dann gab es neben der Einarbeitung ins Drehbuch auch Reit- und Schiesstraining.

Johanna Gabathuler sieht man nicht oft lachen, sie wirkt belastet, bedrückt, auch ängstlich. Ihr Blick ist oft leer. Wie haben Sie es geschafft, jedes Mal wieder in die ­Rolle zu finden?

Die Bücher muss man sich richtig aneignen. Man dreht ja auch nicht chronologisch. Du musst also bereit sein, damit du dich in sehr kurzer Zeit in verschiedene Szenen versetzen kannst. Das ist effektiv ein grosser Teil der schauspielerischen Vorbereitung. Natürlich gibt es am Set auch verschiedene Leute, die einen dabei unterstützen.

Was waren die speziellen Herausforderungen bei diesem Dreh?

Speziell war einerseits natürlich der Bündnerdialekt. Für alle Szenen, die Schweizerdeutsch sind, musste ich das Bündnerdeutsch dazulernen. Es gibt Schauspielerinnen, die den Dialekt sehr schnell wechseln können, ich gehöre leider nicht dazu.

Was sonst noch?

Natürlich auch die ganze medizinische Geschichte. Johanna Gabathuler ist sowohl an der Front wie auch im Sanatorium bei Operationen dabei. Für die Vorbereitungen hatten wir eine Chirurgin am Set, die uns gezeigt hat, wie man am Operationstisch steht und wie die Abläufe aussehen.

Sie wohnen heute in Deutschland. Wie viel Luzern steckt noch in Ihnen?

Es ist immer noch mein Heimatort. Ich bin regelmässig dort und bin auch immer noch mit dem Schweizerdeutsch sehr verbunden.

Sie haben einen amerikanischen Vater. Ist eine Karriere in Übersee auch ein Thema?

Natürlich würde ich auch gerne einmal auf Englisch spielen, das habe ich bisher noch nie gemacht. Es würde mich interessieren, wie sich das anfühlt. Dementsprechend wäre ich nicht abgeneigt, aber es ist aktuell nicht mein Ziel, nach Amerika zu ziehen.

Wie geht es für Sie die nächsten Monate weiter?

Jetzt, am Sonntag (das Interview fand letzten Samstag statt, Anm. der Red.), ist die Premiere eines kleinen Theaterstücks in Rostock, das ich mit einer Kollegin produziert habe. Im Januar wird es auch nochmals zwei Vorstellungen geben. Und sonst kommen dann hoffentlich irgendwann die Weihnachtsferien. Weihnachten und Neujahr werde ich in der Schweiz verbringen.

Interview: Marcel Habegger

 

 

Zur Person:

Geboren in Luzern als Tochter eines Vaters aus Wisconsin (USA) und einer Schweizer Mutter. Im Schweizer Film «Nebelgrind» (2012) von Barbara Kulcsar verkörperte sie die Rolle der Toni. 2016–2017 absolvierte sie einen Intensivkurs an der Schauspielfabrik in Berlin. 2017–2021 studierte sie Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule in München. In der RTL+-Fernsehserie «Sisi», die 2021 beim Canneseries-Festival Premiere feierte, übernahm sie die Titelrolle als Elisabeth von Österreich-Ungarn, dafür wurde sie 2023 für den deutschen Fernsehpreis – «beste Schauspielerin» – nominiert. 2021/2022 wurde sie Ensemblemitglied am Volkstheater Rostock.

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