Die «Stadtpassage» ist dem Stadtrat zu teuer

Zwar zeige die Machbarkeitsstudie, dass die Stadtpassage machbar sei, die Kosten sind dem Stadtrat aber zu hoch. Er will deshalb die Projektidee nicht weiterverfolgen.

Im Herbst 2022 hat der Grosse Stadtrat den Bericht und Antrag des Stadtrates zum zukünftigen Carregime gutgeheissen. Grundlage für dieses war ein Strategieprozess, in dem 59 Ideen für eine langfristige Lösung der Carparkierung in der Stadt Luzern diskutiert und bewertet wurden. Der Stadtrat hatte aufgrund dieses Prozesses die Projektidee «Stadtpassage» zur Weiterbearbeitung empfohlen. Sie wurde von einer privaten Interessengemeinschaft entwickelt. Das Parkieren von Reisecars inklusive Aus- und Einsteigen der Gruppengäste soll künftig in einem zusätzlichen vierten Untergeschoss des geplanten Parkhauses des Luzerner Kantonsspitals (Luks) erfolgen. Eine rund 800 Meter lange, unterirdische Fussgängerverbindung verbindet das Luks mit der Altstadt im Gebiet Hertensteinstrasse. Die Zufahrt für die Reisecars zum Parkhaus soll direkt über einen neuen, unterirdischen Strassentunnel aus dem Friedental im Gebiet des Abzweigers Riedstrasse erfolgen.

Für die Stadtpassage spricht gemäss dem Stadtrat, dass die Gruppengäste die Innenstadt ab dem Aussteigeort weiterhin direkt zu Fuss erreichen können. Die Zahl der Carfahrten ins Zentrum der Stadt Luzern würde massiv reduziert. Der Schwanenplatz und der Löwenplatz würden frei für andere Nutzungen und könnten städtebaulich aufgewertet werden.

Machbar, aber sehr anspruchsvoll

Der Stadtrat hat danach eine Machbarkeitsstudie für die Stadtpassage in Auftrag gegeben: Es sollte die technische Machbarkeit geprüft, Projektkosten genauer geschätzt und Überlegungen zu möglichen Finanzierungen gemacht werden.

Die Studie zeigt, dass die Stadtpassage technisch machbar, aber auch ein sehr anspruchsvolles Infrastrukturvorhaben mit zahlreichen Abhängigkeiten und Risiken ist. Die Synergien mit der baulichen Erneuerung des Luks seien weniger gross als angenommen, schreibt der Stadtrat in einer Mittelung. Ein Grund ist, dass der Bau der Stadtpassage während der zweiten Erneuerungsetappe des Kantonsspitals nicht realistisch ist. Der Baubeginn wäre wahrscheinlich erst in der dritten Etappe und nicht vor 2029 möglich. Dadurch verändert sich gegenüber den ursprünglichen Plänen der Grundriss der Parkierungsanlage. Zudem müsste der Tunnel in die Altstadt um rund 150 Meter verlängert werden.

Sehr hohe Kosten

Die Parkierungsanlage könnte laut Studie Platz für bis zu zirka 55 Cars und vier Fernbusterminals bieten. Für rund 12 Millionen Franken wäre ein zusätzliches Parkdeck für bis zu 365 Autoparkplätzen denkbar. Je nach Ausgestaltung und Dimensionierung ist mit Investitionskosten zwischen 270 und 340 Millionen Franken zu rechnen. Die grosse Spannbreite erklärt sich vor allem mit dem Transportsystem im Tunnel zur Altstadt. In der Studie wird aufgezeigt, dass die hohen Investitions- und Betriebskosten nicht über die Parkierungsgebühren refinanziert werden können. Um die Anlage wirtschaftlich zu betreiben, wären Beiträge der öffentlichen Hand von 80 bis 190 Millionen Franken nötig. Der Stadtrat ist aufgrund der Resultate der Studie nicht bereit, das Projekt weiterzuverfolgen. Die Investitions- und Betriebskosten für die Stadtpassage seien insgesamt zu hoch.

Übergangsregime umsetzen

Der Stadtrat wird dem Grossen Stadtrat im Winter 2023/2024 einen Bericht und Antrag mit dem weiteren Vorgehen zum Carregime vorlegen. Kurz- bis mittelfristig will er das Übergangsregime umsetzen. Dieses sieht vor, auf dem Schwanen- und dem Löwenplatz eine Anhaltegebühr für Reisecars einzuführen.

Zur Regulierung und Lenkung der Anhaltebewegungen wird zudem ein Slotmanagement mit einem Reservationssystem eingeführt. Dank dem Übergangsregime soll das Caraufkommen besser gesteuert und damit die Innenstadt entlastet werden.

PD

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