«Die Klima- und Energiestrategie gibt uns Planungs- und Investitionssicherheit»
Am 25. September 2022 wird in der Stadt Luzern über die ambitionierte Klima- und Energiestrategie abgestimmt. Der Ausgang der Abstimmung ist auch für EWL Energie Wasser Luzern von grosser Bedeutung. Im Interview nimmt Patrik Rust, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Stellung zu den wichtigsten Fragen.
Patrik Rust, am 25. September 2022 stimmt die Stadtbevölkerung über die ambitionierte Klima- und Energiestrategie der Stadt Luzern ab. Wie steht EWL energie wasser luzern dazu?
Patrik Rust: Wir als EWL haben ein klares Ziel: eine klimaneutrale Zukunft. Deshalb unterstützen wir die Klima- und Energiestrategie der Stadt Luzern. Die Umsetzung ist für uns als Energiedienstleisterin herausfordernd, aber machbar. Wir waren bei der Erarbeitung miteinbezogen und haben mit bereits getätigten Investitionen in erneuerbare Wärme- und Kältetechnologien wie Fernwärme und See-Energie wichtige Pflöcke eingeschlagen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Versorgungssicherheit ist die Strategie dringend notwendig. Die Energieversorgung der Stadt Luzern ist heute zu einem grossen Teil vom Ausland abhängig. Dies gilt vor allem für das Erdgas und das Heizöl. Beim Strom sieht es viel besser aus: Erfreulicherweise beziehen 90 Prozent der Stadtbevölkerung erneuerbaren Strom, der fast ausschliesslich aus der Schweiz stammt.
Welche Aufgaben kommen bei einem Ja an der Urne auf EWL zu?
Im Wärmebereich verlangt die Klima- und Energiestrategie die vollständige Abkehr von den fossilen Energieträgern Erdöl und Erdgas bis im Jahr 2040. Im Strombereich ist der Ausstieg aus der Atomenergie schon länger beschlossen. EWL hat also die herausfordernde, aber spannende Aufgabe, die Stadt Luzern zukünftig mit 100 Prozent erneuerbarer Energie zu versorgen. Den Weg dorthin hat EWL bereits vor Jahren eingeschlagen, wir wollen entscheidend zur Klimawende in Luzern beitragen. Das gelingt jedoch nur, wenn wir alle zusammen auf die Klimaziele hinarbeiten. Die Klima- und Energiestrategie hilft uns auf diesem Weg und gibt EWL Planungs- und Investitionssicherheit.
Welche Rolle will oder kann EWL bei der Versorgung mit erneuerbarer Wärme einnehmen?
Wir übernehmen hier eine Schlüsselrolle. Heute beruht die Wärmeversorgung für Heizung, Warmwasser und gewerblich-industrielle Prozesse noch zu einem grossen Teil auf den fossilen Energieträgern Erdöl und Erdgas. Bis im Jahr 2040 will EWL ihre Kundinnen und Kunden mit 100 Prozent erneuerbarer Wärme versorgen. Im Ortsteil Littau steht bereits heute Fernwärme von der Kehrichtverbrennungsanlage Renergia und von Steeltec zur Verfügung. So können wir mit industrieller Abwärme Gebäude umweltschonend heizen und Warmwasser aufbereiten. In Luzern ist der Aufbau eines See-Energie-Netzes in vollem Gang. Diese Wärmenetze wollen wir ausbauen und weitere Technologien prüfen.
Wo sind in Zukunft individuelle Lösungen notwendig oder sinnvoll?
Wärmenetze können nur in dicht besiedelten Gebieten wirtschaftlich betrieben werden. In wenig dicht besiedelten Quartieren der Stadt stehen deshalb individuelle Lösungen mit Erdsonden- oder Luft-Wasser-Wärmepumpen im Vordergrund. Gegenwärtig erarbeiten die Stadt Luzern und EWL aufeinander abgestimmt eine Energieplanung und eine Zielnetzplanung für Gas. Bis im nächsten Frühjahr liegen detaillierte Erkenntnisse darüber vor, wo in Zukunft welche Energieträger infrage kommen beziehungsweise angeboten werden sollen.
Wo wird EWL in Zukunft noch Gas als Brennstoff anbieten?
Ganz ohne Gas geht es auch mit dem grossflächigen Ausbau der erneuerbaren Wärme nicht. Denn gewisse Industrie- und Gewerbebetriebe benötigen für ihre Produktionsprozesse hohe Temperaturen. Ziel ist, das Gasnetz in Zukunft ausschliesslich mit erneuerbaren Gasen (Biogas, synthetische Gase) oder mit Wasserstoff zu betreiben.
Was kostet der Umbau der Wärmeversorgung?
Wir rechnen mit Investitionen von 1,1 Milliarden Franken für den Umbau der Wärmeversorgung. Insgesamt hat EWL bereits 330 Millionen Franken investiert.
Am 25. September 2022 gelangen zwei Varianten der Klima- und Energiestrategie zur Abstimmung: die Fassung des Stadtparlaments und ein Gegenvorschlag von FDP/Die Mitte. Wie stellt sich EWL dazu?
Die beiden Abstimmungsvarianten unterscheiden sich bezüglich ihrer Auswirkungen auf EWL kaum. Beide Varianten unterstützen die strategischen Zielsetzungen von EWL und eröffnen dem Unternehmen Chancen für eine Energieversorgung auf Basis von erneuerbaren und lokal verfügbaren Energieträgern. Ich hoffe deshalb, dass beide Vorlagen angenommen werden. Welcher Variante die Stimmberechtigten mittels Stichfrage den Vorzug geben, ist für uns
weniger relevant.
Hinweis
– Alle Infos seitens der Stadt Luzern: www.klima.stadtluzern.ch
– Alle Infos seitens des Komitees Pro-Stadtparlament-Vorlage: www.klimaschutz-lu.ch
– Alle Infos seitens des Komitees Gegenvorschlag FDP/Die Mitte: www.gegenvorschlaglu.ch
Kommunikation, Stadt Luzern