Die Kinder sagen, wie’s läuft bei den Gaguggern

Seit 70 Jahren gibt es die Gagugger Lozärn. Aus der einst grössten Guuggenmusig der Zentralschweiz wurde 2018 ein Familienprojekt.

Die Familienmusig Gagugger an der Fasnacht 2022. Bild: zvg

Im Jahre 1953 gründete Erwin Schürch die Gagugger. Die Guuggenmusig bestand aus Künstlern und Kulturschaffenden. 1961 nahmen sie die erste Guuggenmusig-Platte der Welt auf. Drei Jahre später waren die Gagugger mit 168 Mitgliedern die grösste Guuggenmusig aller Zeiten. Die Idee, Samba-Rhythmen in Luzern zu spielen, stammt ebenfalls aus deren Küche. Fasnachtszeitungen, Kostümbälle sowie Jazz-Veranstaltungen finden sich in der Biografie der Gagugger. Nach dem Tod des Gründers Erwin Schürch im Jahr 2013 übernahm Tochter Marlene das Zepter. Sie übergab dieses fünf Jahre später begeisterten Fasnächtlern rund um Sämi Deubelbeiss. Diese Wiedergeburt der Gagugger wurde zum Erfolg. Die Familien-Guuggenmusig wird an der Fasnacht 2023 mit rund 80 Erwachsenen und Kindern das 70-Jahr-Jubiläum feiern. Mit dem Sujet «Zirkus» wird die Formation am Rüüdige Samschtig und am Güdiszyschtig unterwegs sein. Ein fixer Auftritt am Rüsa ist um 15.30 Uhr im Münzgässli. Präsident Sämi Deubelbeiss erzählt über die Entwicklung «seiner Musig».

Sämi Deubelbeiss, die meisten Guuggenmusigen verlieren Mitglieder, die Gagugger wachsen: Euer Erfolgsgeheimnis?

Die Gagugger bestehen aus vielen langjährigen Fasnächtler:innen, die jetzt fast alle Kinder haben und sagen: «Das mache ich jetzt noch!» Wir sind eine Familienmusig. Der Aufwand hält sich in Grenzen. Wir starten jeweils erst im neuen Jahr mit vier Proben. Alle Mitglieder gestalten ihr Kostüm und ihren Grend selbst, wir geben lediglich ein Sujetmotto bekannt. Man geht in den Keller und stellt etwas zusammen.

Mit wie vielen Mitgliedern haben Sie die Guuggenmusig im Jahr 2018 übernommen?

Null! Ich habe alle meine Kollegen und Kolleginnen, die nicht mehr aktiv waren, angeschrieben. Es gab ein Gründungstreffen in einer Garage im Oktober. Zirka 15 Personen waren anwesend. Es sind fast alle eingestiegen. Die weitere Entwicklung war ein Selbstläufer.

Was sind eure Zukunftsambitionen?

Keine. So bleiben wir, wie wir sind. Wir suchen aktuell nicht mehr aktiv nach weiteren Mitgliedern – wenn jemand eintritt, dann gibt es persönliche Bezüge zu bestehenden Musiker:innen. Wir sind aktuell rund 45 Erwachsene und 35 Kinder.

Wie muss man sich das Musizieren mit so vielen Kindern vorstellen?

Das ist nicht so einfach. Als wir starteten, waren viele Kinder ein-, zwei-, dreijährig, die an den Plastiktrömmeli oder gar nicht musizierten. Die sind jetzt fünfjährig oder älter, die Pauke oder Trommel spielen. So klingt es dieses Jahr erstmals richtig anspruchsvoll. Wir brauchen jetzt einen Tambourmajor, der das Ganze koordiniert. Wir werden zweifellos an der letzten Probe vor der Fasnacht jemanden erfolgreich «überschnorre».

Muss man musikalisch auf die Kinder Rücksicht nehmen?

Überhaupt nicht. Als geschichtsträchtige Musik spielen wir vor allem traditionelle, einfache Stücke wie «Den Sempacher» oder «Auf dem Mond». Da können Kinder bald einmal mitspielen. «Megahärzig» sind die Grösseren, die in einer Reihe dastehen und das Spiel der Erwachsenen nachmachen. Das tönt zum Teil perfekt.

Die Kinder sind also voll integriert in die Musig, nicht «nur ein Teil davon».

Wir machen es ja für sie! Wir Erwachsenen haben in unserem Leben genug Guuggenmusig gemacht. Die Jungen sollen entscheiden, wie es mit den Gaguggern weitergehen soll. Auch bei der Sujetwahl sind die Kinder massgebend.

Ihr persönlicher Nachwuchs ist auch dabei?

Natürlich! Unsere Sarah spielte zwei Jahre lang auf einer Plastiktrommel. Dieses Jahr ist sie mit der Tschinelle dabei. Grosse Freude haben unsere Jüngsten, wenn sie am «Chendermonschter» am Güdiszyschtig den Kindern am Strassenrand Süssigkeiten verteilen können.

Interview Andréas

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