Die IG erlebt ein Déjà-vu

Das Komitee hat letzte Woche seine Argumente für die Määs-Initiative vorgestellt. Bis am 24. Mai werden Unterschriften für die Initiative gesammelt. Die IG Herbstmesse und Märkte erlebt derzeit ein Déjà-vu.

Das Initiativkomitee (von links): Andreas Felder, Grossstadtrat (Die Mitte), Lisa Zanolla, Vereinigter Schaustellerverband Schweiz, Thomas Gfeller, Grossstadtrat (SVP), Marija Bucher (FDP Stadt Luzern), Rico De Bona, IG Luzerner Herbstmesse und Märkte. Bild: Bruno Gisi

Die IG Herbstmesse und Märkte wurde vor 50 Jahren gegründet, weil damals der Stadtrat beschlossen hatte, die Määs auf die Allmend zu verbannen. «Das war für die Schausteller, die Markthändler und die Öffentlichkeit keine Lösung – heute sind wir wieder am selben Punkt», sagte der IG-Präsident Rico De Bona am Dienstag an der Pressekonferenz des Initiativkomitees «Die Määs muss auf dem Inseli blieben!». Damals war der Umzug beschlossene Sache, doch aufgrund der Empörung aus der Bevölkerung revidierte der Stadtrat seinen Entscheid. Wird dies 50 Jahre später nochmals passieren? 

Die Initiant:innen fordern genau dies mit ihrer Initiative – sie fordern, dass der Stadtrat sein Wort hält. Im Abstimmungskampf rund um die Juso-Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» hatte die Regierung mehrmals betont, die Määs könne auch bei einer Annahme wie bisher auf dem Inseli stattfinden. Eine Machbarkeitsstudie der Stadt hat aufgezeigt, dass ein grünes Inseli ohne Einschränkungen für die Määs und mit bis zu sechs Halteplätzen für Reisecars nicht möglich ist. Eine Variante würde eine reine grüne Parkanlage vorsehen, die anderen zwei Varianten sehen eine Kombination aus Lunapark und Grünfläche. Nun will der Stadtrat wie zuletzt kommuniziert jedoch eine komplette Begrünung durchsetzen, weshalb zumindest für den Lunapark ein anderer Standort gefunden werden müsste. Brisant ist an der Sache, dass die Juso-Initiative keine komplette Begrünung fordert.

 

Gründe nicht nachvollziehbar

In seinen Argumenten, weshalb man für die Määs einen neuen Standort suchen solle, hatte der Stadtrat unter anderem den Bau des Durchgangsbahnhofs ab 2030 genannt. Er erklärte einerseits, dass während der zehnjährigen Bauphase keine Grossveranstaltungen in der Umgebung des Bahnhofs stattfinden könnten, und andererseits, dass er der Bevölkerung zumindest das Inseli als Erholungszone erhalten lassen wolle. «Das ist für uns ein Widerspruch. Wenn das Inseli als Naherholungsgebiet genutzt werden kann, kann auch während 16 Tagen die Määs darauf stattfinden», sagt Marija Bucher, Co-Präsidentin FDP Stadt Luzern und Mitglied des Initiativkomitees. «Heisst das: Es gibt während zehn Jahren keinen Fasnachtsumzug und keinen Määrt?», stellt Bucher die Frage. «Der Stadtrat hat sich bisher nicht dazu geäussert, weshalb während der zehn Baujahre keine Grossveranstaltungen in der Nähe des Bahnhofs stattfinden können. Auch für Josef Moser, der als Schausteller-Vertreter bei den Verhandlungen mit der Stadt dabei war, ist klar: «Wenn beim Bahnhofplatz gebaut wird, ist logisch, dass da keine Bahnen aufgestellt werden können. Uns geht es um den Bereich Europaplatz und Inseli.» Schaustellerin und Kantonsrätin Lisa Zanolla betonte auch, dass es während der Bauarbeiten der Zentralbahn auf der Allmend auch zu Anpassungen beim Lunapark während der Luga gekommen sei. «Solchen Anpassungen stehen wir ja auch nicht im Wege.» Für sie ist aber klar: «Die Warenmesse und der Lunapark der Määs sind unzertrennlich», so Zanolla, die als Delegierte Luzern, Vereinigter Schaustellerverband Schweiz, dem Komitee angehört. «Dieses Ambiente mit See und Bergen ist einzigartig, das Zusammenspiel ist einmalig. Die Schausteller:innen sind ja auch weiterhin bereit, eine Verkleinerung des Lunaparks auf dem Inseli hinzunehmen, aber das wird nun ignoriert», so Marija Bucher weiter. 

Sie betonte an der Pressekonferenz, dass die Määs-Initiant:innen nicht beabsichtigen, die Inseli-Initiative zu revidieren. «Ich glaube, niemand von uns hat etwas gegen Grünfläche. Es geht darum, die Zusicherungen, die damals vom Stadtrat gemacht wurden, einzufordern.»

Die Initiative geniesst eine breite Unterstützung, nicht nur von bürgerlicher Seite, sondern auch von Verbänden und Kulturschaffenden. «Absolut niemand, nicht mal die Initiant:innen, wollte die Määs vom Inseli verbannen», so Bucher.

 

3500 Unterschriften zum Ziel gesetzt

Thomas Gfeller (SVP) stellt auch den neuen Terminplan des Stadtrats infrage, den er Mitte März präsentiert hat. Dabei hatte er kommuniziert, dass er den Kredit für die Projektierung des Inselis nicht wie angekündigt im Juni 2022, sondern erst Anfang 2023 beim Grossen Stadtrat beantragen will. Dies eröffne dem Stadtrat die Möglichkeit, in der Zwischenzeit in zwei separaten Projekten Standorte für die Määs und für die weiterhin benötigten Haltekanten für Reisecars zu suchen, hatte die Regierung kommuniziert. «Weder einzelne Parlamentarier noch das Initiativkomitee sind über den neuen Terminplan informiert worden. Der Stadtrat muss keinen neuen Standort suchen, er soll ermöglichen, was er versprochen hat», sagt der SVP-Politiker. Bis am 24. Mai wollen die Initiant:innen 3500 Unterschriften für die Initiative sammeln, 800 sind für die Entstehung notwendig.

Marcel Habegger

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