«Die Beratung ist effizienter»
Ein Geschäftsführer mit Visionen und Optimismus übernimmt am 1. Juni das Traditionsunternehmen. Thomas Müllers Analysen zur Zukunft definieren die Chancen des klassischen Detailhandels.
Das holed mer bim von Moos.» Es gibt sie noch, die Geschäfte in der Stadt, die seit Generationen in den Köpfen dermassen fest verankert sind, dass es keinen Zweifel darüber gibt, wo man entsprechenden Warenbedarf abdeckt. Für alles, was draussen passiert, von der Schraube über die Giesskanne bis zum Gasgrill und den Wanderschuhen, ist die Firma ein Fixpunkt für viele Luzernerinnen und Luzerner. Das Geschäft am Kasernenplatz gehört zu den ältesten Unternehmen der Stadt. Der von Moos-Eisenwarenhandel wurde bereits im Jahr 1680 schriftlich erwähnt, eine 341-jährige Tradition. Bis 1999 war das Unternehmen eine Tochter von Swiss Steel, wurde dann zur selbstständigen Aktiengesellschaft durch ein Management-Buy-Out. Per 1. Juni 2021 folgt nun ein Generationenwechsel. Als Nachfolger von Jörg Moll wurde Thomas Müller gewählt, ein «von-Möösler» durch und durch. 2009 machte er seinen Lehrabschluss in der Sportabteilung. Er war Verkaufsberater, Hartwarenverantwortlicher, Stellvertreter der Sportabteilung, IT-Verantwortlicher, absolvierte viele Weiterbildungen und avanciert nun zum Geschäftsführer.
Fühlen und ausprobieren
In einer Zeit, wo die Prognosen für den stationären Handel meist bewölkte Bilder zeichnen, erfrischt der neue Chef mit Optimismus. «Ich bin fest vom klassischen Detailhandel überzeugt.» Die unendliche Vielfalt der Online-Welt mache Kaufentscheidungen sehr schwer. «Wir können auf Bedürfnisse eingehen und kompetent beraten», sagt Thomas Müller. Die Ware kann angefasst werden, die Kundin, der Kunde kann die Produkte vor Ort ausprobieren und fühlen. Zudem betont Müller die Vorzüge des Verkaufsberaters. «Eine hilfsbereite Ansprechperson vereinfacht einiges.» Die vermeintliche Zeitersparnis durch Online-Bestellungen bezweifelt der Geschäftsführer. Die persönliche Beratung ist effizienter, «wir gewinnen für den Kunden Zeit». Dazu kommen das Einkaufserlebnis und die Möglichkeit, das Produkt «gleich unter den Arm zu nehmen». Dennoch entzieht sich auch die von Moos Sport + Hobby AG nicht dem Online-Geschäft – ein Blick auf die Website zeigt die Möglichkeiten des Hauses. «Wir sind fest davon überzeugt, dass eine Mischung aus beidem der richtige Weg ist.»
Über das zukünftige Marktpotenzial des Sortiments macht sich Thomas Müller keine Sorgen, «der Trend zum Naturgenuss ist ungebrochen». Freizeit spielt sich auch im Bildschirm-Zeitalter vor allem draussen ab, «der Garten wird zum zweiten Wohnzimmer». Das Volks-Hobby Wandern, auch unterstützt durch die Pandemie, beschert Rekordumsätze. Der Heimwerker-Boom ist ungebrochen. «Viele entdecken die eigenen vier Wände neu, sind voller Tatendrang, diese aufzuwerten.» Dazu kommen positive Trends seitens der Lieferanten: «Viele Materialien haben sich verbessert in den letzten Jahren, die Sortimente sind vielseitiger geworden und die Verfügbarkeit sowie die Lieferfristen haben sich verbessert», betont Thomas Müller. Herausforderungen für die Branche sind der immer schnellere Wechsel der Produktegenerationen, die starke Preisfokussierung der Kundschaft und die «Beratungsausnutzung», sprich das Einholen von Fachwissen im Geschäft und anschliessender Bestellung im Internet.
20 Jahre im Rayon
Dagegen setzt von Moos Sport + Hobby seinen Ruf als verlässliches, lokales Unternehmen mit langjährigen und somit souverän-kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es gibt mehrere Detailhandelsfachleute, die ihre Rayons schon seit mehr als 20 Jahren bewirtschaften. Für Nachwuchs wird auch gesorgt. Vor vier Jahren wurde von Moos durch die Förderstiftung Polaris als «Bester Ausbildungsbetrieb 2016» ausgezeichnet.
Die aktuelle Pandemie-Lage hat dem Betrieb natürlich einiges abverlangt, «viele Sitzungen, unruhige Momente, kopfzerbrechende Tage und Ungewissheit», erklärt Thomas Müller. Der neue Geschäftsführer ist aber erfüllt von Dankbarkeit, «dass wir alle gesund sind» und dass die Kundschaft dem Unternehmen auch in schwieriger Zeit treu geblieben ist. «Chum, mer göhnd zum von Moos» gehört in Luzern halt zur Umgangssprache.
Andréas Härry