Detailhandel sorgt für Topergebnis
Guido Rast hat die Leitung der Migros Luzern in einem turbulenten Jahr übernommen. Trotzdem war das Jahr 2020 für die Migros sehr erfolgreich. Die Detailhandelssparte wuchs um 7,5 Prozent und vermochte Einbrüche in anderen Bereichen zu kompensieren.
Guido Rast, vor einem Jahr kam der Krisenstab der Migros Luzern täglich für zwei Stunden zusammen. Wie sieht die aktuelle Situation aus?
Die Arbeitsgruppe Corona tagt immer noch einmal pro Woche, und nach Bundesratsentscheiden haben wir auch noch einen Call.
Gab es mal Engpässe beim Personal?
Nein, das hatten wir nie. Wir hatten aber verschiedene Szenarien durchgespielt, auch Ersatzteams bereitgestellt, falls es an einem Ort zu Engpässen kommen würde. Wir hatten bis zu 500 Personen, die vom Lockdown betroffen waren, in anderen Geschäftsbereichen im Einsatz. Unsere Mitarbeitenden waren sehr flexibel und leisteten Grossartiges.
Wie sind Sie zufrieden mit dem Jahr 2020?
Nach dem ersten halben Jahr hätten wir nie erwartet, dass sich das zweite halbe Jahr so positiv entwickeln würde. Wir haben im Detailhandelbereich davon profitiert, dass die Leute zu Hause geblieben sind. Für die Fachmärkte war der Lockdown sehr schmerzhaft, sie konnten aber im zweiten halben Jahr profitieren. Bis auf wenige Prozent konnten wir im stationären Handel das Vorjahr erreichen. Nimmt man den Onlinehandel noch dazu, waren wir gar besser als im Vorjahr. Trotzdem ist es natürlich in der Gastronomie, im Fitnessbereich und für die Klubschule sehr ernüchternd. Aber insgesamt hatten wir finanziell ein sehr gutes Jahr und konnten im Kerngeschäft Marktanteile gewinnen.
Im Jahr 2019 hatten Sie ja Marktanteile verloren ...
Wir hatten im Jahr 2019 durch die Renovation im Surseepark und Preisreduktionen leichte Einbussen, konnten nun gegenüber dem Hauptkonkurrenten wieder stark zulegen (Marktanteile gibt die Migros keine bekannt, Anm. d. Red.).
Wie stark hat die Migros die Preissensibilität während Corona wahrgenommen?
Die Preissensibilität ist einerseits hoch, das haben wir auch beim Verkauf der M-Budget-Produkte gespürt. Andererseits haben wir auch ein höheres Bewusstsein für gesunde Ernährung festgestellt.
Inwiefern?
Zum einen haben wir beim Label «Aus der Region – für die Region» erstmals einen Umsatz über 150 Millionen Franken erzielt, und zum andern haben wir bei Bioprodukten rund 20 Prozent zugelegt. Das zeigt doch, dass sich die Leute etwas Gutes tun wollten.
Coop ist der Hauptkonkurrent. Wie stark spüren Sie aber Aldi und Lidl in dieser preissensiblen Zeit?
Im gesamten Lebensmittelhandel ist ein extremer Wettbewerb vorhanden. Jeder versucht, seine Vorteile zu generieren. Wenn wir die Gesamtwirkung betrachten, auch mit dem Wachstum der Supermärkte von 104 Millionen Franken, vermochten wir ein sehr gutes Resultat zu erzielen. Vor allem auch, weil die Kundinnen und Kunden auf die Qualität setzen und die Warenverfügbarkeit sehr schätzen.
Es wurde auch sehr viel umgebaut. Geht es 2021 in diesem Stil weiter?
2020 war ein Umbaujahr wie noch nie zuvor. 2021 und 2022 werden weitere Standorte eröffnet: Im Herbst wird der Standort Weinbergli eröffnet, und im Jahr 2022 kommt im Wesmeli eine VOI-Filiale. Aktuell wurde ja gerade die Bike-World auf 1000 m² in Ebikon eröffnet.
Bei der Migros Aare wurden Sparmassnahmen eingeführt. Hält man am Standort Luzern so fest?
Es war bereits die letzten Jahre ein grosser Vorteil von uns, dass wir schlank aufgestellt sind und laufend an unserer Effizienz gearbeitet haben. Das werden wir weiterhin tun. Unsere Nähe zur Zentralschweiz mit dem Geschäftssitz Dierikon ist auch zukünftig ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.
Im Kanton Zug wurde das Einkaufszentrum Herti erweitert und Ende 2020 eröffnet. Wie ist es angelaufen?
Das Center Herti ist extrem positiv gestartet, und wir haben auch keine Leerstände. In der ersten Phase der Pandemie hatten die grossen Standorte eher verloren. Die Metalli-Kunden sind eher auf kleinere Supermärkte wie eben beispielsweise das Herti ausgewichen. Bei den MMM-Filialen hat sich die Situation mittlerweile erholt, aber das Center Herti läuft immer noch sehr gut.
Gibt es 2021 im Kanton Zug Neueröffnungen?
In Hünenberg Dorf ist eine Filiale im Bau, sie wird aber erst im Jahr 2022 eröffnet.
Sie sind seit acht Monaten Geschäftsleiter der Migros Luzern. Worauf setzen Sie den Fokus in den nächsten Monaten?
Wir investieren weiter in die Qualität und in attraktive Preise und passen die Sortimente den Kundenbedürfnissen an. Daneben gilt unser Augenmerk der erfolgreichen Wiedereröffnung der vom Lockdown betroffenen Geschäftsbereiche.
Dann feiert die Migros Luzern auch noch ihr 80-Jahr-Jubiläum. Was ist geplant?
Wir haben verschiedene Aktivitäten während des ganzen Jahres für unsere Kunden und Mitarbeitenden geplant. Ein Schwerpunkt wird mit unseren Tourismus-Partnern wie der Rigi, der Schifffahrtsgesellschaft, dem Tierpark Goldau und dem Swiss Holiday Park sein. Zudem erhält jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter unter anderem an seinem Geburtstag einen Feiertag geschenkt.
Marcel Habegger