Den Seriensieger verfolgen

Seit letzter Woche ist die Sonderausstellung «Altitude – Höchstleistung am Berg» eröffnet. Dank einem Simulator können sich die Besucher auf die Verfolgung des sechsfachen Red Bull X-Alps-Siegers machen.

Dank VR-Technik werden die Besucherinnen und Besucher im Verkehrshaus zu Gleitschirmpilotinnen und -piloten. Bilder: Armon Ruetz

Dank VR-Technik werden die Besucherinnen und Besucher im Verkehrshaus zu Gleitschirmpilotinnen und -piloten. Bilder: Armon Ruetz

Christian «Chrigel» Maurer (links) und Patrick von Känel.

Christian «Chrigel» Maurer (links) und Patrick von Känel.

Die Red Bull X-Alps gelten als die inoffiziellen Weltmeisterschaften der Gleitschirmpiloten. Innerhalb elf Tage gilt es, fliegend oder zu Fuss, von Salzburg (Ö) zwölf Wendepunkte in der Schweiz, Frankreich und Italien zu passieren, ehe die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Zell am See (Ö) das Ziel anfliegen. In der Schweiz werden zuerst der Säntis und Fiesch angeflogen, nach dem Mont Blanc (F) wird auch noch der Piz Palü passiert. Ziel ist, möglichst viele Kilometer in der Luft zurückzulegen, lässt das Wetter keinen Flug zu, werden die Kilometer zu Fuss bewältigt.

Der Adelbodner (BE) Christian «Chrigel» Maurer hat das Rennen bereits sechsmal gewonnen und gehört auch in diesem Jahr zu den Topfavoriten. Patrick von Känel (Frutigen/BE) wird zum zweiten Mal dabei sein. 2019 schaffte er es auf den 8. Rang.

 

Den Seriensieger verfolgen

Einen Monat vor den Red Bull X-Alps eröffneten die zwei mit den beiden Debütanten Yael Margelisch (30) aus Verbier (VS) und Hanes Kämpf (23) aus Tschingel ob Gunten (BE) die Sonderausstellung «Altitude – Höchstleistung am Berg» im Verkehrshaus.

Neben der Beschreibung der Red Bull X-Alps erhalten die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, Chrigel Maurer auf einem virtuellen Flug über den Eiger zu folgen. Dabei müssen ebenfalls mehrere Markierungen passiert werden. Den 38-jährigen Berner nicht aus den Augen zu verlieren, ist dabei nicht wirklich einfach. So ergeht es auch Konkurrenten wie Patrick von Känel in der Realität. «Bei den Red Bull X-Alps macht es allerdings gar keinen Sinn zu versuchen, Chrigel zu folgen, da sich die Bedingungen sehr schnell verändern können und man wenige Minuten später an derselben Stelle nicht mehr die gleichen Verhältnisse vorfinden könnte», erklärt der Berner von Känel. Gerade vor seiner Premiere vor zwei Jahren hat ihm sein Kollege aber doch einige Tipps mit auf den Weg gegeben.

 

Acht Paar Schuhe dabei

Auf einen Wettkampf wie die Red Bull X-Alps bereitet sich jeder und jede akribisch vor. Patrick von Känel aber vielleicht noch ein bisschen mehr. Acht Paar Lauf- und Wanderschuhe wird er im Gepäck haben. Natürlich nicht in der Luft, diese werden von seinem Team transportiert, das ihm als Support zur Seite steht. 

Andi Jäggi, der die Ausstellungseröffnung im ersten Stock des Verkehrshauses moderiert und Patrick von Känel an den Red Bull X-Alps als Supporter und Ratgeber zur Seite stehen wird, spricht je nach Wetter von einem täglichen Marathonlauf zu Fuss – mit der rund sieben kiloschweren Ausrüstung am Rücken. «Das Supportteam ist enorm wichtig, aber am Ende muss ich die Entscheidung fällen, ob ich abhebe oder die ersten Kilometer zu Fuss zurücklege», erklärt Patrick von Känel. Genau diese mentale Herausforderung in einem Wettkampf waren für ihn vor zwei Jahren Neuland. «Eine solche Belastung kannst du nicht im Training simulieren. Die Erfahrungen aus dem Jahr 2019 werden mir dieses Jahr helfen», ist von Känel überzeugt. Kämpfen also vielleicht gar die zwei Schweizer um den Sieg? «Ich will mich nicht auf einen Schlussrang festlegen, sonst kommt es meiner Erfahrung nach nicht gut heraus.»

 

Beide früh begonnen

Sowohl Maurer wie von Känel haben bereits in jungen Jahren die ersten Startversuche unternommen. Die Gleitschirmprüfung darf allerdings erst mit 16 abgelegt werden. Patrick von Känel war trotzdem bereits mit 14 Jahren in der Luft. Er überzeugte seine Eltern, die in den 80er-Jahren zu den Pionieren des Gleitschirmfliegens in der Schweiz gehörten, ihm den Schirm für einige Übungen am Boden zu überlassen. Von Känel fasste sich aber ein Herz und hob ohne das Einverständnis der Eltern richtig ab. Bei seiner Harakiri-Aktion wurde er von mehreren Personen beobachtet. «Die Mutter wollte mir daraufhin das Fliegen generell verbieten, der Vater überzeugte sie, dass es besser sei, wenn ich Unterricht nehme», erzählt von Känel. Heute testet er für eine Produktionsfirma neue Gleitschirme, darf seine Passion demnach auch beruflich ausführen. 2021 hat er es wie Chrigel Maurer bereits auf über 200 Stunden in der Luft gebracht, normale Piloten fliegen pro Jahr rund 50 Stunden. Die Besucherinnen und Besucher haben nun im Verkehrshaus der Schweiz zumindest für einige Minuten die Gelegenheit, die Abenteuer der beiden nachzuempfinden.

Marcel Habegger

 

Box: Der Wettkampf 2021
Von Salzburg aus werden 33 Athleten aus 17 Nationen die 1238 Kilometer lange Strecke über die Alpen und zurück nur zu Fuss und mit dem Paragleiter bestreiten. Die Red Bull X-Alps findet seit 2003 alle zwei Jahre statt und wurde bisher immer von Schweizern gewonnen. 

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