Den Pilzen ist es zu trocken

Seit letzter Woche kann man sich beinahe jeden Montag im Natur-Museum wieder die selbst gesammelten Pilze kontrollieren lassen. Nun müssen die Pilze nur noch wachsen.

Renato Zollet und Rina Cohen waren in der Krienseregg auf Pilzsuche und am Abend bei der Pilzkontrolle im Natur-Museum Luzern. Bild: Bruno Gisi

Pilzkontrolleur:innen untersuchen bis Ende Oktober im Natur-Museum im ­Auftrag der Stadt Luzern regelmässig am Montag die Pilzsammlungen der Luzerner:innen. Das Angebot ist kostenlos.

Letzte Woche erschienen nur gerade zwei Personen zur kostenlosen Pilzkontrolle. Der Grund dafür ist nicht etwa, weil sich die Luzerner:innen besonders fahrlässig verhalten und die Pilze unkontrolliert konsumieren würden – es fehlen aktuell die Pilze, die man kontrollieren lassen könnte. Die Freude über die sonnigen Tage ist auf der anderen Seite das Leid der Pilzsammler:innen. Ohne Regen sind fast keine zu finden.

Leute, die Pilze sammeln würden, gäbe es genug. «Da erleben wir momentan einen ziemlichen Boom», sagt Nadine Staub, die seit über zehn Jahren für die Stadt Luzern Pilze kontrolliert. Waren es früher eher ­ältere Personen, die sich für Pilze interessierten, sind nun zahlreiche 20- bis 30-Jährige dazugekommen.

Das wärmere Klima hat auch Auswirkungen auf die Vielfalt der Pilze. Arten, die ­früher im südlicheren Gebiet zu Hause ­waren, wurden nun auch schon in unseren Regionen entdeckt. Auch halten sich die Pilze nicht mehr an den Kalender. Spätherbstpilze wachsen heute teilweise bereits im Juli.

Pilzapps und -bücher helfen einem, die Pilze zu erkennen. Nadine Staub warnt aber davor, sich auf die digitalen Hilfen zu verlassen, denn bisher hat sie noch keine App gesehen, die immer richtigliegt. «Manchmal zeigen sie einem den richtigen Pilz, manchmal aber auch den komplett falschen an», weiss sie. Als Nachschlagewerk empfiehlt sie die App «Pilze 123», die sehr umfangreich sei.

Oft sind es Nuancen, die die Pilzarten unterscheiden. Ein Stockschwämmchen und ein Gifthäubling sehen sich sehr ähnlich. Nur ist der erste ein feiner Speisepilz, der andere fast so giftig wie der Grüne Knollenblätterpilz, der giftigste Pilz.

Generell hat jeder Pilz mindestens zehn Merkmale. Das Stockschwämmchen hat beispielsweise ein Ringchen am Stiel und darunter stielabwärts ganz feine Schüppchen. Der Gifthäubling dagegen hat am Stiel unterhalb des Rings silbrige Fäserchen. «Das Problem ist: Wenn es geregnet hat oder wenn man den Stil schon angefasst hat, sieht man den Unterschied nicht mehr», sagt Nadine Staub. In diesem Fall lässt auch Staub die Finger davon.

Statt dass man auf eine App vertraut, rät Nadine Staub, einem Pilzverein beizutreten. Dort kann man unter fachkundiger Anleitung regelmässig neue Pilze kennen lernen. «Es braucht ein jahrelanges Training, damit man sich wirklich auskennt», erklärt Staub. «Es gibt eine Faustregel, die besagt: Kennt man pro ­Saison von einem zusätzlichen Pilz die Merkmale, ist man gut unterwegs.»

2,5 Kilogramm waren tödlich

Weil sich die Pilze manchmal so wenig unterscheiden, ist es auch wichtig, dass die Sammler:innen den ganzen Pilz zur Kon­trolle mitbringen. «Grundsätzlich macht es Sinn, wenn man den Pilz mit verschiedenen Bildern und Beschreibungen vergleicht», rät die Expertin. Wichtig ist auch, dass die Pilzsammler:innen ihre Funde nicht alle in denselben Korb werfen. Entpuppt sich an der Kontrolle einer als ein giftiger Pilz, muss sonst die gesamte Sammlung entsorgt werden.

Wie die Stadt Luzern in einer Medienmitteilung schreibt, wurden in den letzten zehn Jahren von rund 1300 Personen rund 750 Kilogramm Pilze an Kontrollen vorgewiesen. Davon waren 460 Kilogramm der Pilze essbar und 245 Kilogramm ungeniessbar. Weitere 40 Kilogramm waren giftig und 2,5 Kilogramm gar tödlich.

Die Menge, die man sammelt, ist auch gesetzlich geregelt. Gemäss Verordnung zum Schutz der Pilze vom 15. Juli 1977 darf eine Person pro Tag nicht mehr als zwei Kilogramm Pilze sammeln. Das Sammeln von Morcheln und Eierschwämme ist gar auf ein halbes Kilogramm beschränkt. «Man sollte ohnehin nicht einfach planlos die Pilze abgrasen, die man gerade sieht», ist auch Nadine Staub der Meinung. Die ersten sieben Tage jedes Monats dürfen Pilze weder gepflückt noch gesammelt werden. Aus diesem Grund findet am ersten Montag des ­Monats jeweils auch keine Pilzkontrolle statt.

Am liebsten pur aus der Pfanne

Würden dann die Wetterbedingungen stimmen, wäre das Pilatus-Gebiet ein gutes Plätzchen für Steinpilze. Nadine Staub gibt als Pilzliebhaberin auch noch gleich einen Zubereitungstipp: «Die Pilze in Scheiben schneiden, in Butter braten und dann mit etwas Fleur de Sel würzen, dann schmeckt die Vielfalt am besten», so Staub. «Ich mag sie so pur am besten, am liebsten direkt aus der Pfanne», lacht sie.

Marcel Habegger

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