Das Theater wird «weitergebaut»

Am Donnerstag hat die Jury den Gewinner des Architekturwettbewerbs für das Neue Luzerner Theater bekannt gegeben. Ilg Santer Architekten aus Zürich planen einen Anbau zum bestehenden Gebäude. Baustart soll 2026 sein.

Die Sicht auf den geplanten Bau vom Rathausquai aus.

Die Sicht auf den geplanten Bau vom Rathausquai aus.

Das Projekt «überall» umfasst einen Anbau auf der Seite der Jesuitenkirche. Bilder: PD

Das Projekt «überall» umfasst einen Anbau auf der Seite der Jesuitenkirche. Bilder: PD

Ein Blick in das geplante Neue Luzerner Theater.

Ein Blick in das geplante Neue Luzerner Theater.

Die Findungskommission hat am letzten Donnerstag bekannt gegeben, wie das Neue Luzerner Theater ab – wenn alles nach Plan läuft – 2028 aussehen soll.

Es ist nicht ein Neubau, sondern «eine Weiterführung» des Hauses, das 1839 erbaut wurde und im Laufe der Jahre, quasi in jeder Generation, adaptiert wurde. Von den 128 Projekten haben rund 20 Architekturbüros einen Vorschlag eingereicht, der Teile des alten Gebäudes in das neue Theater einbezogen hätte – unter den letzten 12 waren es deren drei.

Projekt «überall» hat gewonnen

Nachdem viele davon ausgegangen waren, dass es einen kompletten Neubau geben würde, ist der Anbau beziehungsweise Ausbau für viele eine Überraschung. Der Entscheid wird womöglich auch die Diskussionen in den kommenden Projektphasen vereinfachen. «Die Kombination von Alt und Neu ist beim Projekt ‹überall› unglaublich gut gelungen und hat uns alle sehr überrascht», sagte Patrick Gmür, Präsident des Fachpreisgerichts, am Donnerstag bei der Bekanntgabe.

Gewonnen hat das Projekt von Ilg Santer Architekten aus Zürich. Massgebend waren gemäss Gmür drei Hauptpunkte: Einerseits, weil die Architekten mit dem alten ­Luzerner Theater weiterplanen, wegen der optimalen Eingliederung in das Stadtbild und auch aufgrund der Rücksichtnahme auf die Jesuitenkirche. Andererseits war es auch ein Pluspunkt, dass sie eine Öffnung des Theaters für die Bevölkerung planen, unter anderem mit einem Café und einem Restaurant. Das Theater wird in Zukunft auch von verschiedenen Seiten her zugänglich sein.

Das bestehende Theater wird mit einem Anbau in Richtung Jesuitenkirche ergänzt. In diesem Anbau werden der grosse und der mittlere Saal angelegt, im bisherigen Gebäude werden die Zuschauerbereiche sein (siehe Kurzbeschrieb). «Wir hatten von Beginn an die Idee, mit dem Bestehenden zu arbeiten», sagt Architekt Marcel Santer. «Das Gebäude hat uns als Teil der kollektiven Erinnerung interessiert und weniger als kunsthistorisches Baudenkmal. Wenn bereits etwas da ist, muss man sich immer gut überlegen, weshalb man es abreisst.» – «Was ist die Antwort vom Neuen? Was kann es leisten, was das Alte nicht kann?», ergänzt Andreas Ilg. «Gerade in einem Kontext, wie wir es beim vorliegenden Platz haben, wird das enorm schwierig. Uns hat es interessiert, den Ort als Teil des Gedächtnisses beizubehalten. Wir starteten schon mit der Prämisse: Wir versuchen es mit der Integration des alten Gebäudes. Wenn es uns nicht gelungen wäre, hätten wir unseren Entwurf nicht abgegeben», so Ilg.

«Das ist genau das Projekt, das wir als Theater benötigen», sagte die Stiftungsratspräsidentin des Luzerner Theaters, Gabriela Christen, und auch Stefan Vogel, ­Betriebsdirektor des Luzerner Theaters, war an der Präsentation voller Freude: «Wir sind begeistert! Wir sind begeistert!», sagte er vor den Anwesenden. «Theater ist Verzauberung und Magie, all das bietet der neue Entwurf auf eine fantastische Weise auf drei verschiedenen Bühnen, die extrem flexibel gestaltet sind – in einem grossen Haus, das eine exzellente Akustik verspricht», so Vogel. Genau an dieser Akustik fehlte es dem aktuellen Theater, und auch für Opern war der Platz beschränkt.

Baustart wohl im Jahr 2026

Wann sich die neuen Türen dann ein erstes Mal öffnen, hängt noch von mehreren Projektphasen ab. Gemäss Beat Züsli, Stadtpräsident von Luzern, könnte der Baustart im Jahr 2026 sein. Auch wo das Luzerner Theater in diesen zwei Jahren seine Produktionen durchführen wird, ist gemäss Züsli noch nicht bestimmt. Auch wie viel das Neue Luzerner Theater genau kosten wird, ist noch nicht klar und auch nicht, wie viel der Kanton und die Stadt von den Kosten zu tragen haben werden. «Das Ziel von uns ist, dass wir auch eine private ­Beteiligung haben werden, analog, wie man das schon beim KKL hatte», sagt Beat Züsli. Die Stadt Luzern hat in der geltenden Finanzplanung einen Betrag von 120 Millionen Franken für das Projekt «Neues Luzerner Theater» eingestellt.

Einer, der wohl auch für den Bau des Theaters einen finanziellen Betrag leisten wird, ist Arthur Waser mit der Arthur-Waser-Stiftung. Er hatte bereits den Architekturwettbewerb mit 1 Million Franken finanziert. «Das muss nun aber zuerst ins Leben gerufen werden, dann sind wir ­sicher auch wieder dabei – nicht im ersten Glied, aber in einem bekennenden Glied», meinte Arthur Waser. Er gab nach dem offiziellen Teil auch zu, er sei zu Beginn etwas skeptisch gewesen gegenüber dem neuen Projekt. «Aber jetzt, wo ich mich mehr mit dem ganzen Projekt auseinandergesetzt habe, finde ich es genial.»

Das Siegerprojekt und die weiteren elf Projekte aus der zweiten Wettbewerbsrunde sind bis am 29. Januar in der Kornschütte im Rathaus ausgestellt.

Die Architekten

Ilg Santer Architekten wurde von Andreas Ilg und Marcel Santer 2007 in Zürich gegründet. Seither hat 
das Architekturbüro Projekte vom Innenausbau über Brückentragwerke bis zu bedeutenden öffentlichen Gebäuden umgesetzt. Darunter der Neubau des Biozentrums der Universität Basel, der Neubau des Physikgebäudes an der ETH Zürich oder der Neubau der Halle 1 für die Olma Messen St. Gallen. Mehr Infos: www.ilgsanter.ch.

Marcel Habegger

Mehr Infos: www.neuesluzernertheater.ch 

 

Kurzbeschrieb des Projekts «überall»
 

Der Entscheid zum Erhalt des Theaters führt im Innern des bestehenden Gebäudes zu einer kompletten Neuprogrammierung und -organisation. Im Erdgeschoss öffnet sich das bestehende Haus neu allseitig: ein Foyer public als Teil des Stadtraums mit Zutritt von allen Seiten, also von überall her. Der ehemalige Zuschauerraum wird zum mehrgeschossigen Foyer und dient als Auftakt des Theatererlebnisses und als Zugangsraum zu den drei Sälen. Auf Erdgeschossebene befindet sich direkt an das Foyer angrenzend der Haupttheaterraum. Der grosse Konzert- und Theatersaal ist ein klassischer Rechteckraum für 600 Besucher und bietet mit in der Höhe gestuften Zuschauerreihen ideale akustische Voraussetzungen und Sichtlinien zur Bühne. Mithilfe eines mechanischen Saalkonvertierungssystems lässt sich der Saal ausserdem mit den Hinter- und den Seitenbühnen und dem Foyer zu einer zusammenhängenden 
und multifunktional bespielbaren Fläche transformieren. Diese grosse ebenerdige Veranstaltungsfläche bietet Potenzial 
für vielfältige Nutzungen über den klassischen Theaterbetrieb hinaus. 

Die ehemalige Theaterbühne im Altbau wird zu einer experimentellen Studiobühne ausgebaut und ist ebenfalls über das neue vertikale Foyer zugänglich. Auf der obersten Foyerebene gelangt man in den alles überragenden mittleren Saal 
mit Blick auf Reuss und Stadt. Im Dachgeschoss ist auch das Theaterrestaurant mit Dachterrasse untergebracht, die ebenfalls einen spektakulären Ausblick bietet. Ergänzend zum gastronomischen Angebot befindet sich im EG ein grosszügiges Stadtcafé mit Aussenplätzen. Die Fassade des Neubaus ist der Theaternutzung entsprechend mehrheitlich geschlossen. Einzelne grosse «Stadtfenster» geben jedoch Einblick in das Innere des Theatergebäudes: Sowohl beim mittleren wie auch beim grossen Saal kann dadurch der Theaterbetrieb nach aussen getragen werden oder das Stadtleben ins Innere gelangen. Die Fassadenhaut besteht aus einer weissen geschindelten Verkleidung aus unterschiedlich reflektierenden Metallplättchen. Sie bezieht sich damit auf den hellen Farbton des alten Theaters und der Jesuitenkirche und erzeugt gleichzeitig die festliche Stimmung eines paillettenartigen Fassadenkleids.

PD

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