Das soll sich beim Fumetto ändern

Das Fumetto hat mit Andrea Stammbach und Susann Wintsch eine neue Leitung. Im Interview verraten sie, was beim Fumetto 2023 alles anders sein wird und welches die Herausforderungen bei der relativ kurzen Vorbereitungszeit waren.

Susann Wintsch (links) und Andrea Stammbach bilden für die diesjährige Ausgabe das Leitungsduo des Fumetto. Bild: Marcel Habegger

Andrea Stammbach und Susann Wintsch – es sind nur noch wenige Tage bis zu Ihrer Premiere als Fumetto-Leitung. Wie steht es um die Anspannung?

Es ist eine gemischte Gefühlslage. Natürlich schauen wir voller Vorfreude dem Festival entgegen. Wir sind aber bis auf zwei Personen ein neues Team. Neben ihnen gibt es Helfer:innen, die seit Jahren jeweils ein paar Monate für das Festival arbeiten. Die sind Gold wert. Sie bringen ebenfalls neue Ideen rein, wissen aber auch, wie es die letzten Jahre gemacht wurde. Der Mix aus neuen und langjährigen Mitarbeitenden ist eine Stärke.

Andrea Stammbach, Sie sind Betriebsökonomin, Susann Wintsch aus der künstlerischen Szene, haben Sie sich da schnell gefunden?

Susann Wintsch: Das ist eigentlich ziemlich automatisch gegangen. Es braucht natürlich viele Absprachen. Aber wir sitzen gleich nebeneinander und haben einen dauernden Austausch.

Andrea Stammbach: Ich habe mich bewusst auf eine Co-Leitung beworben. Ich finde es spannend, dass ich mich mit Susann auch über Dinge austauschen kann, die eher nicht den künstlerischen Bereich betreffen, und da ihre Meinung abholen kann.

Susann Wintsch, Sie sind erst seit September dabei. Wie fühlte sich dieser Sprung ins kalte Wasser an?

Da gab es natürlich sofort viel zu tun. Die ersten Monate waren wir mit der Planung beschäftigt. Seit letztem Montag sind wir nun in der Produktion, Dinge werden aufgehängt und Wände angemalt, alle Räume, die am Festival involviert sind, werden nun für das Festival ausgeschmückt.

Haben Sie da als künstlerische Leiterin alles in sechs Monaten aus dem Boden gestampft?

Nein, das wäre nicht möglich gewesen. Der Vorstand hat mich dabei unterstützt, da gibt es viele Leute, die bereits seit Jahren in der Szene unterwegs sind. Dazu habe ich meine eigenen Dinge einfliessen lassen.

Was erwartet das Publikum in diesem Jahr?

Susann Wintsch: Es gibt dieses Jahr überraschend viele dreidimensionale Dinge. Wir arbeiten mit Künstler:innen aus Helsinki, die dazu ihre Dissertation gemacht haben.

Das Festival hat auch erstmals ein Motto – «Home Sweet Home». Weshalb gibt es nun ein Motto?

Susann Wintsch: Ich komme aus der bildenden Kunst. Dort ist es normal, ein Festivalthema zu benennen. Ich glaube, das tut auch dem Fumetto gut und gibt ihm einen roten Faden, der das Publikum auf dem Weg durch das Festival begleitet.

Susann Wintsch, Sie sind nur bis nach dem diesjährigen Festival dabei. Geht da nicht gleich wieder gewonnenes Wissen verloren?

Lea Willimann, die künstlerische Leiterin, die danach übernehmen wird, ist auch bereits hier und hat schon einige Aufgaben übernommen. Von daher haben wir da einen guten Übergang. Ich bin Freelance-Kuratorin, für mich ist es nicht aussergewöhnlich, lediglich für eine Ausgabe dabei zu sein. Der Sprung in die Comic­szene ist vielleicht etwas aussergewöhnlich.

Weshalb?

Weil das für mich neu ist. Allerdings hab ich als Kind auch bereits Comics gelesen.

Was ist sonst noch neu?

Andrea Stammbach: Es wird in Zukunft durch das Jahr zusätzlich mehrere kleinere Events geben. Wir wollen in der Stadt selbst wieder präsenter sein und neben Fachpublikum auch die Luzerner:innen vermehrt abholen. Daneben ist es ein laufender Prozess im Background. Bis 2022 wurde das Fumetto von einer Dreier-Leitung geführt, für die Festivalausgabe 2023 wurde nun eine Co-Leitung eingesetzt, welche durch mehrere festangestellte Mitarbeiter:innen unterstützt wird.

Die Handschrift einer Betriebswirtschafterin ...

Das stimmt. Viele strukturelle Veränderungen im Hintergrund tragen sicher meine Handschrift. Nächstes Jahr wird es organisatorisch sicher auch noch einige Änderungen geben. Da wird uns das diesjährige Festival sicher auch viele Erkenntnisse liefern.

Betriebswirtschafterin und Comics werden nicht gerade oft im selben Satz genannt. Was hat Sie daran gereizt?

Ich bin sehr literaturbegeistert, Comics sind für mich genauso ein literarisches Werk, und ich freue mich, in ein völlig neues Gebiet einzutauchen.

Ist das Ihre Premiere als Betriebsleiterin in der künstlerischen Szene?

Ich habe zuvor bereits ein musikalisches Projekt begleitet, das war allerdings sehr klein. Aber ich bin durchaus sehr kulturaffin.

Wie wurden Sie in der Szene aufgenommen?

Viele direkte Berührungspunkte mit der Szene gab es noch nicht. Ich war im Januar an einem der grössten europäischen Comicfestivals und habe auch da gespürt, dass ich mich in der Szene sehr wohl­-fühle.

Zurück zum Inhalt des Festivals: Gibt es sonst noch Änderungen?

Susann Wintsch: Das Festival wird in diesem Jahr noch familienfreundlicher. Das Fumettino gab es schon, wir machen daraus nun aber wirklich einen Event. Es gibt für die Kinder verschiedene Dinge auszuprobieren. Eine ausgewogene Verteilung der Geschlechter war uns auch sehr wichtig. Wir haben in diesem Jahr sehr viele Künstlerinnen, Diversity wird natürlich ebenfalls gelebt, neben Künstler:innen aus der Deutsch- und der Westschweiz haben wir auch jemanden aus dem Tessin und eine rätoromanische Künstlerin dabei. Die Künstler:innen werden selbst vor Ort sein, es wird also möglich sein, sich mit ihnen auszutauschen.

In den letzten Jahren hat das Fumetto mit «Ärzte ohne Grenzen» zusammengearbeitet. Wird dies auch 2023 der Fall sein?

Susann Wintsch: Ja, nur reist in diesem Jahr nicht ein Künstler ins Ausland. Stattdessen haben wir einen Künstler aus Burkina Faso nach Luzern geholt. Wir hoffen so auf einen vertieften Einblick in das westafrikanische Land.

Wann wäre es für Sie ein erfolgreiches Festival?

Susann Wintsch: Wir möchten, dass das Fumetto weiterhin von den Luzerner:innen geliebt wird, und sind auch darauf angewiesen. Und das Festival soll über Luzern hinausstrahlen.

Andrea Stammbach: Bei 40 000 Besucher:innen würden wir etwa das Niveau vor Corona erreichen, damit wäre ich ­zufrieden.

Marcel Habegger

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