Das Schöne im vermeintlich Hässlichen

200 Fotograf:innen werden an der grössten Schweizer Werkschau für Fotografie ihre Arbeiten präsentieren. Darunter sind auch acht Luzerner:innen – unter anderem André Schäffer, der mit seinen Arbeiten auf aktuelle Missstände hinweist.

Beide Bilder sind aus der Serie «Bipolar»: das Werk «Ariel» mit Alma Lucia als Model ...

Beide Bilder sind aus der Serie «Bipolar»: das Werk «Ariel» mit Alma Lucia als Model ...

... sowie das Bild mit dem Werktitel «Binärsalat». Bilder: André Schäffer

... sowie das Bild mit dem Werktitel «Binärsalat». Bilder: André Schäffer

André Schäffer zeigt an der Photo Schweiz seine aktuelle Serie «Bipolar». Vermeintlich Hässliches ist dabei vermischt mit Schönem. Ein Kontrast, der den Luzerner schon seit Jahren bei seinem Schaffen begleitet. Es ist ein Weg, wie er aktuelle Missstände persönlich verarbeitet und aufzeigt – aktuell mit Menschen, zuvor mit verlassenen Orten. Damit will er aufzeigen: Nicht alles ist nur einseitig zu betrachten. Viele der verlassenen Orte, die er fotografiert hat, sind für die Gemeinden ein Schandfleck. «Sie bieten aber auf der anderen Seite für die Tier- und die Pflanzenwelt auch einen Spielraum», erklärt Schäffer. In einer Gesellschaft, in der alles geordnet sei, will er aufzeigen: Die Dinge sind nicht einfach schwarz oder weiss.

Das, was ihn an der Gesellschaft stört, zeigt er bei der Serie «Bipolar» provokant auf, lässt aber auch Interpretationsspielraum offen. Bei «Bipolar» hat er deshalb junge Menschen fotografiert, das Junge aber mit dem Tod vermischt. Den Zerfall und den Neubeginn hat er bereits bei den verlassenen Orten oft einbezogen. «In der Gesellschaft ist der Tod eher an den Rand gerückt, erst durch Corona ist er wieder präsenter geworden», sagt Schäffer. 

Der 37-Jährige ist Autodidakt aus Überzeugung. «Es soll aus mir selbst etwas entstehen», begründet er dies. Die Herangehensweise soll experimentell bleiben, er will sich nicht an Lehren halten und hat dadurch eine grössere Lockerheit gefunden. Nicht zuletzt deshalb konnte er sehr schnell seinen eigenen Stil entwickeln. Schäffer versucht, sich bei seiner Arbeit nicht vom aussen zu beeinflussen, auch wenn ihm bewusst ist, dass dies heutzutage kaum mehr möglich ist. «Wenn ich meine Arbeiten betrachte, habe ich im Nachhinein auch schon festgestellt, dass mich im Unterbewusstsein beispielsweise ein Erlebnis aus der Jugend darauf gebracht hat», sagt er. Schäffer beschäftigt sich aber heute noch nicht mit Arbeiten anderer Künstler:innen und achtet auch nicht darauf, was gerade als modern gilt.

 

Gar nicht so verschieden

Ein grosser Kontrast zeigt sich auch bei seiner hauptberuflichen Tätigkeit. André Schäffer arbeitet zu 60 Prozent als Kreditorensachbearbeiter. Der Kontrast ist für ihn allerdings gar nicht so gross. «Natürlich ist es nicht so kreativ wie die Fotografie, aber es hat schon seine Parallelen», betont er. Diese findet er beispielsweise im genauen Schaffen, dieses sei ihm sowohl in der Buchhaltung wie in der Fotografie sehr wichtig. «Im Controlling ist manchmal auch Kreativität gefordert, wie man zu gewissen Auswertungen kommt», führt er weiter aus. «Es ist keine visuelle, aber eine andere Form von Kreativität.» Ganz auf die Fotografie möchte er auch nicht setzen. «Sobald es die Haupteinnahmequelle ist, muss man – ich will aber nicht fotografieren müssen.» Neben der Photo Schweiz (13. bis 17. Mai), an der er seine Werke zu «Bipolar» zeigt, sind ab dem 17. Mai seine Bilder zu den verlassenen Orten im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon SZ ausgestellt.

Marcel Habegger

 

Box: Photo Schweiz
Datum: 13. bis 17 Mai, 11 bis 20 Uhr
Ort: Halle 550, Zürich-Oerlikon
Eintrittspreis: Fr. 25.– (bis 18 Jahre Eintritt frei), www.photo-schweiz.ch

Mehr Infos: www.andre-schaeffer.ch

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