Das Publikum spürt die Unterschiede

Die Marching Band der Feldmusik Luzern wird am diesjährigen Basel Tattoo auftreten. Möglich ist dies dank dem Engagement des Leiters Roger Hasler. Der Tattoo-Spezialist gibt Details zum Auftritt preis.

Von 14. bis 22. Juli erwartet die Lucerne Marching Band am Basler Tattoo ihren bisher grösster Auftritt. Bilder: zvg

Von 14. bis 22. Juli erwartet die Lucerne Marching Band am Basler Tattoo ihren bisher grösster Auftritt. Bilder: zvg

Roger Hasler.

Roger Hasler.

«Eine absolut coole Sache!» Die Begeisterung von Roger Hasler für die kommenden Auftritte in Basel ist gross. Eines der grössten «Dinger», die die Marching Band der Feldmusik Luzern schon jemals realisieren durfte. «Die Tatsache, dass wir eine zivile Formation, bestehend aus Hobbymusiker:innen, inmitten von Militärensembles sind, ist bemerkenswert», sagt der Leiter. Zudem sei die Zeitdauer des Engagements von zwei Wochen keine einfache Sache mit Teilnehmenden, die im «normalen Leben» anderweitig beschäftigt sind. «Eine Gage gibt es nicht», sagt Roger Hasler. Im Gegenteil: Die Musikerinnen und Musiker bezahlen einen Beitrag, damit sie mitmachen können, und opfern Ferientage. Doch dies sind Wermutstropfen im Kontrast zu den Erlebnissen, die die Musizierenden in Basel, «dem zweitgrössten Tattoo weltweit nach Edinburgh», erleben können. «Der Austausch zwischen den Formationen aus aller Welt ist einmalig», sagt Hasler. Dieses Jahr sind unter anderem Neuseeländer und ­Mexikaner Teil des Programms. «Aus dem Oman kommt eine Formation mit 40 Pferden.» Eine logistische Grossübung!

Kontakt dank Schweizer Armee

Dass die Lucerne Marching Band ans Rheinknie darf, hat sie ihrem Leiter zu verdanken. Roger Hasler wurde über die Jahre hinweg zum Tattoo-Spezialisten. Er ist seit Jahren für die Schweizer Armee tätig – bei der Organisation der Auftritte des Repräsentationsorchersters Schweizer Armeespiel. So auch am Basel Tattoo. «Ich bin hinter den Kulissen zuständig, durfte aber als Lead-Trompeter auch in die Arena einmarschieren.» Dieses Jahr wird Hasler mit 75 Mann nach Edinburgh reisen, letztmals als Kompaniekommandant. Ab nächstem Jahr wird er die Funktion des musikalischen Leiters des Repräsentationsorchesters der Schweizer Armee übernehmen. «Ich trete in grosse Fussstapfen», sagt Hasler, der aber seine Funktionen für die hiesige Marching Band nicht aufgeben wird. «Die langjährigen Kontakte, die ich via Armee zu den Basler Organisatoren habe, führten zum Engagement der Lucerne Marching Band eigentlich 2020. Aus bekannten Gründen musste das Projekt verschoben werden. Wir füllten die Lücke letztes Jahr mit einer Swissness-Tour, die uns unter anderem ans Tattoo nach Avenches sowie Brig und Montreux führte.» Dabei wurden erste Showelemente ausprobiert, die jetzt in Basel gezeigt werden. Denn das Kennzeichen eines Tattoos ist ja die möglichst originelle Umsetzung von Melodien im Marsch der Formation. «In Basel beträgt die Fläche in der Arena 22 mal 50 Meter.» Die Dauer des Auftritts beträgt rund acht Minuten. In dieser Zeit wird ein Medley verschiedener Musikstücke und -stile gespielt. Beispiele aus dem Programm 2023: «Donʼt Stop Me Now» von Queen, «Circle of Live» aus «Lion King», «September» von «Earth, Wind & Fire» – bis zur Oper «Wilhelm Tell» von Gioachino Rossini. Letztere mit «Apfelschuss-Choreografie» und kleinem Feuerwerk. Diese Choreografie-Elemente sind das Wesen des Tattoos. Die Show wird von Roger Hasler zusammen mit interessierten Musikern der Formation entwickelt. «Wie sollen unsere 45 Musizierenden laufen, damit es fürs Publikum interessant wird? Das ist die Kernfrage unserer Arbeit.» Geübt wird in der Messe Luzern oder auf dem Gelände des Armee-Ausbildungszentrums Luzern.

Mit vollem Herzblut

Hat eine Formation, bestehend aus Hobbymusizierenden, gegen die professionellen Gruppen aus dem Ausland überhaupt eine Chance aufzufallen? «Auf jeden Fall!», ist Roger Hasler überzeugt. «Wir sind freiwillig hier, und das merkt man.» Zivile und Milizgruppen investieren ihr ganzes Herzblut in solch ein Projekt. «Andere Formationen leisten einfach ihren Dienst.» Die Unterschiede in den Details spüre das Publikum. Ein Beispiel: Viele Profis spielen ab Noten, die Lucerne Marching Band selbstverständlich auswendig. Nach dem «Zenit Basel Tattoo» (Hasler) wird der Leiter der Marching Band mit weiteren Standorten in Kontakt treten, zum Beispiel in Finnland oder Düsseldorf. «Ich will das Feuer für unsere Disziplin erhalten», erklärt Roger Hasler, der mit seiner begeisternden Art zum «Tattoo-Diplomaten» unseres Landes avancieren könnte.

Andréas Härry

 

Zur Person:

Roger Hasler absolvierte die Militär- musikrekruten- und Kaderschulen bis zum Spielführer. Er absolvierte Studien an der Hochschule Luzern – Musik. 2013 schloss er den Master in Musikpädagogik mit Auszeichnung ab. Als Berufsoffizier ist Roger Hasler seit 2014 am Kompetenzzentrum Militärmusik angestellt und für die Ausbildung der Rekruten- und Kaderschulen zuständig. Seit 2011 leitet Hasler die Lucerne Marching Band und spielt regelmässig als Lead-Trompeter in der Lucerne Concert Band. Seine Konzerttätigkeit führte ihn an zahlreiche Festivals und Tattoos im In- und Ausland.

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