Das Inseli kommt ins Stocken

Der Stadtrat will bei der Entwicklung des linken Seeufers vorwärtsmachen. Bis 2023 sollen sieben konkrete Projekte angegangen werden. Harzig läuft dafür die Umsetzung der Inseli-Initiative.

Beim Inseli soll es keinen Projektwettbewerb mehr geben, dafür eine Machbarkeitsstudie. Bild: Bruno Gisi

Der Stadtrat hat 2017 eine Testplanung zum linken Seeufer durchgeführt. Drei interdisziplinäre Planungsteams hatten die Aufgabe, die dortigen Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Es zeigte sich unterer anderem, dass das linke Seeufer durch seine räumlich diverse Struktur und die grosse Nutzungsvielfalt bereits eine sehr hohe Qualität hat. Diese Qualität soll erhalten und verstärkt werden.

In einem zweiten Schritt wurden die Ergebnisse der Testplanung in ein Entwicklungskonzept überführt. Der Stadtrat hat darin Massnahmen definiert, um in den nächsten 15 Jahren insbesondere die Natur- und Erholungsräume aufzuwerten. Wichtig war für den Stadtrat, sieben konkrete Umsetzungsprojekte zu definieren, die bis 2023 gestartet und möglichst rasch umgesetzt werden können. Denn dies war auch der Wunsch der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in einem partizipativen Prozess an Workshops und Befragungen teilgenommen haben. Massnahmen, die kurz- und mittelfristig spürbare Verbesserungen im Quartier bringen, wurden eindeutig priorisiert. Bereits in diesem Jahr wird deshalb mit der ökologischen Aufwertung des Seeufers und der Flachwasserzone bei den Brutinseln vor der Kantonsschule Alpenquai begonnen.

 

28 Parkplätze müssen weichen

2022 sollen 28 Parkplätze auf dem technischen Sporn aufgehoben und für rund drei Jahre in Form eines Pop-up-Parks als Freiraum umgenutzt werden. Zudem wird ein Betriebs- und Gestaltungskonzept für die Tribschenstrasse erarbeitet. Ziel ist es, den Strassenraum als Lebensraum aufzuwerten und in eine Schattenachse umzugestalten.

Der Stadtrat will das Apothekergärtli auf dem Dach der Motorboothalle zu einem attraktiven Aufenthaltsort umgestalten. Erste temporäre Massnahmen werden voraussichtlich bereits dieses Jahr umgesetzt. 2023 wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Sie soll zeigen, wie die Zugänglichkeit und die Einsehbarkeit und somit die Sicherheit verbessert werden können. Der Alpenquai soll zu einer grünen Fussgänger- und Veloverkehrsverbindung werden. Um neue Freiräume zu schaffen und dem wertvollen Baumbestand den nötigen Raum zu geben, wird er ab 2023 teilweise vom Autoverkehr entlastet. Die Parkfelder werden stark reduziert. Beim südlichen Abgang des Werftstegs soll zudem ein neuer Platz entstehen. Der «Werftplatz» soll zum Begegnungsort mit publikumsorientierten Erdgeschossnutzungen und Begrünung werden. In einer Vorstudie sollen ab 2023 mögliche Varianten aufgezeigt werden.

 

Neugestaltung Inseli

2017 wurde die Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» von der Luzerner Stimmbevölkerung angenommen. Sie fordert, dass der Carparkplatz aufgehoben und die Grünanlage erweitert wird. Ursprünglich war vorgesehen, dass, basierend auf dem Entwicklungskonzept für das linke Seeufer, ein Projektwettbewerb für das Inseli durchgeführt wird. Die Vorbereitungsarbeiten zum Wettbewerb haben aber gezeigt, dass die Beibehaltung der Lozärner Määs und die Umsetzung der Initiative Anforderungen mit sich bringen, die nicht zu vereinbaren sind. Zum Zeitpunkt der Abstimmung wurde davon ausgegangen, dass dies machbar sei.

Zudem ergeben sich laufend neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Jahrhundertprojekt Durchgangsbahnhof Luzern. Der Stadtrat hat deshalb nun entschieden, den Projektwettbewerb zu sistieren. In einem nächsten Schritt soll eine Machbarkeitsstudie ausgelöst werden. Mit ihr sollen die vielfältigen Anforderungen an den Raum beim Inseli vertieft überprüft und der Spielraum für Lösungen aufgezeigt werden. Ende dieses Jahres wird der Stadtrat über das weitere Vorgehen entscheiden.

 

Juso: «Das ist ein Affront»

Die Reaktion der Juso liess nicht lange auf sich warten. Sie hatten 2017 die Abstimmung über ihre Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» gewonnen. Der Juso Luzern erscheint es als Affront an die jungen Menschen, die engagiert für mehr Freiräume gekämpft haben, und Missachtung der von der Bevölkerung ausgesprochenen Unterstützung dieses Begehrens von mehr Grünräumen.

Die Juso Luzern anerkennen zwar, dass zugunsten der Bauarbeiten für den Durchgangsbahnhof der Raum um den Bahnhof allenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird. Allerdings soll, wenn immer möglich, das Inseli als Grünfläche erhalten bleiben. Ebenso kritisiert die Partei die baudirektorische Argumentation, das Begehren stünde der Lozärner Määs in der Quere, obgleich der Initiativtext eine Kompromisslösung dargeboten hatte, damit die Määs weiterhin auf dem Inseli stattfinden kann.

Fakt sei, dass der Stadtrat und die Baudirektion nach gut vier Jahren noch keine konkreten Pläne zur Realisierung hervorbringen konnten und nicht proaktiv für eine Zwischennutzung sorgen wolle, schreibt die Juso in ihrer Mitteilung weiter.  Die Juso Luzern fordern den Stadtrat auf, noch diesen Sommer eine Zwischennutzung auf den Carparkplätzen zu ermöglichen. «Somit kann dem Willen der Stadtbevölkerung Rechnung getragen werden und die Lebensqualität in der Innenstadt zugunsten aller gesteigert werden», sagt  Léon Schulthess, Co-Präsident der Juso Luzern. Denkbar sei eine Begrünung mittels Paloxen und Rabatten, Sitzgelegenheiten mit frei beweglichen Stühlen, Schattenspendern, einer optischen und grünen Abgrenzung zum Inseliquai sowie Raum für Kulturveranstaltungen.

PD/mh

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