Dachverband sucht verzweifelt eine Frau

Der Ersatz von Guerino Riva als Vertreter der Quartiervereine in der Verkehrskommission wurde vom Stadtrat nicht akzeptiert, weil er ein Mann ist. Deshalb ist Pedro Vescoli bereits wieder aus dem Vorstand ausgetreten.

Ein kurzes Gastspiel: Pedro Vescoli (links) wird nach nur einem Jahr von Präsident Martin Scherrer bereits wieder verabschiedet. Bild: zvg

Der Dachverband der Luzerner Quartiervereine stolperte vor Monaten über das vom Luzerner Stadtrat beschlossene Gleichstellungsprogramm, das in solchen Gremien mindestens einen Frauenanteil von einem Dritteln verlangt. Aktuell sind in der Verkehrskommission von den 22 Mitgliedern mit Korintha Bärtsch als Vertreterin des Mieterinnen- und Mieterverbandes Luzern und der Grossstadträtin Marta Lehmann lediglich zwei Frauen, also 9 Prozent anstatt 33 Prozent, vertreten. Müssen die anderen Herren nun also in ihrem Sitz verharren, bis in ihren Reihen ein weiblicher Ersatz gefunden wird?

Beim Dachverband der Quartiervereine der Stadt Luzern (VQSL) passiert nun genau dies. Der Dachverband hatte geplant, dass der Verkehrsingenieur Pedro Vescoli den 79-jährigen Guerino Riva ablöst. Seine Motivation, ein Vorstandsamt zu übernehmen, war klar an die Aussicht gekoppelt, Einsitz in die Kommission zu nehmen. Der Stadtrat legte aber wegen der fehlenden Frauenquote sein Veto ein. Pedro Vescoli zog nun an der Delegiertenversammlung des Dachverbandes der Luzerner Quartiervereine die Konsequenzen und trat bereits nach einem Jahr wieder aus dem Vorstand zurück.

Das Ziel verfehlt

Da der Dachverband ohne Frauenvertretung seinen Anspruch am Kommissionssitz verlieren würde, macht nun Guerino Riva doch weiter. Für die Frauenquote hat das Veto der Stadt also gar nichts gebracht, ausser jemandem, der sich freiwillig für die Vereine engagieren wollte, dies zu verwehren. Oder es hat zur Folge, dass der Quartierverein letztlich eine Frau für die Kommission nominieren wird, die von Verkehrsfragen möglicherweise wenig Ahnung hat. Denn die Suche gestaltet sich nicht einfach. An Frauen mangelt es im Vorstand des Dachverbandes nicht, keine von den dreien wollte aber den Sitz von Riva übernehmen. Auch die Nachfrage bei den einzelnen Quartiervereinen blieb bisher erfolglos. «Wir sind überhaupt nicht gegen eine Frauenquote, aber bei Vereinen ist es generell nicht einfach, Personen zu finden, die sich engagieren wollen», sagt Martin Scherrer, Präsident des Dachverbandes, und fordert deshalb eine Sonderregelung für ehrenamtliche Vereinstätigkeit.

«Man möchte ja auch nicht in einer Kommission sein, weil man eine Frau ist, sondern aufgrund der Kompetenzen», sagt Regierungsratskandidatin Claudia Huser (GLP), die den Kantonsrat während mehrerer Jahre in der Verkehrskommission der Stadt vertreten hatte. «Ich verstehe den Anspruch des Stadtrats, den Frauenanteil erhöhen zu wollen. Dies von einem freiwilligen Verein zu erwarten, ist aber nicht der richtige Weg», erklärt sie weiter. «Frauen engagieren sich gerne in Quartiervereinen oder bei sozialen Dingen, aber sie für politische Ämter zu motivieren, ist oft schwieriger. Dies zu ändern, ist ein längerfristiger Prozess, was man nicht von heute auf morgen erzwingen kann», so Huser.

Der Stadtrat wollte keine Stellungnahme dazu abgeben. Grund dafür ist ein von der FDP eingereichtes Postulat. Das Postulat fordert den Stadtrat auf, die Durchsetzung der Frauenquote bei Vereinen nochmals zu prüfen und auch den aktuellen Fall nochmals zu behandeln. Guerino Riva, der sich bereit erklärt hat, den Verein mittelfristig doch weiterhin zu vertreten, hofft, dass bist in einem Jahr eine Lösung gefunden wird.

Marcel Habegger

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