Bisher rund 16'000 Liter Diesel gespart

Die VBL sind mit dem Start der drei Elektrobusse zufrieden. Luzern ist aber nicht etwa in der Position einer Vorreiterrolle. Im Gegenteil: In anderen Städten wie etwa in Schaffhausen soll die Umstellung im Jahr 2027 abgeschlossen sein.

Von links: Pascal Süess. Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Luzern, Stadträtin Franziska Bitzi Staub und VBL-Direktor Laurent Roux. Bild: Marcel Habegger

Seit Mitte Dezember 2021 haben die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) drei Elektrobusse auf der Linie 10 vom Bahnhof Richtung Obergütsch im Einsatz. Nach 100 Tagen zog das Unternehmen, das zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Luzern ist, eine erste Zwischenbilanz. Das Fazit: erfreulich. In den ersten drei Monaten konnten rund 16 000 Liter Diesel eingespart werden, auch sind die Elektrobusse deutlich energieeffizienter als Dieselfahrzeuge. «Bei einem Dieselmotor gehen rund zwei Drittel der Wärme verloren, beim Elektrobus sind wir etwa bei 80 bis 90 Prozent der Energie, die genutzt wird», erklärt Andreas Zemp, Leiter Technik und Infrastruktur bei den VBL. Bei der Anschaffung sind Elektrobusse fast doppelt so teuer wie Dieselfahrzeuge. Gemäss Andreas Zemp sind die Energiekosten für die Elektrobusse aktuell etwa vergleichbar mit den Treibstoffpreisen für die Dieselfahrzeuge. 

Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr, freute sich am Anlass, dass die VBL nun auch mit Elektrobussen unterwegs sind, stellte aber auch klar: «Wir haben in der Schweiz ein super ÖV-Netz, in Bezug auf die Umstellung auf nicht fossile Antriebe liegt die Schweiz im westeuropäischen Vergleich aber etwa an drittletzter Stelle.» Ein Grund dafür sei, dass die Elektromobilität in anderen Ländern deutlich stärker subventioniert werde.

 

79 Dieselfahrzeuge im Fuhrpark

Im Schweizer Vergleich hat Luzern im öffentlichen Verkehr bisher keine Vorreiterrolle eingenommen und ist eher im Mittelfeld zu finden. Zum Vergleich: Die Stadt Bern hat bereits seit drei Jahren fünf Elektrobusse im Einsatz, 14 weitere sollen ab Anfang 2023 im Einsatz stehen. In Zug wird eine Linie vollständig, eine zweite teilweise mit vier E-Bussen betrieben, in Zug fahren allerdings keine Trolleybusse. In Schaffhausen stimmte das Volk im Jahr 2019 dem kompletten Umstieg auf E-Busse bis 2027 zu. Aktuell sind dort bereits 12 fossilfreie Fahrzeuge im Einsatz, 50 Prozent der Flotte sind aktuell fossilfrei unterwegs. 

In Luzern muss zwischen dem städtischen und dem ganzen Kantonsgebiet unterschieden werden. Auf Stadtgebiet gibt es in Luzern bereits nicht mehr viele Buslinien, die mit Dieselfahrzeugen befahren werden, für das ganze VBL-Netz sind aber doch immer noch 79 Dieselfahrzeuge im Einsatz. Zur Umstellung hat der Verkehrsverbund Luzern (VVL) eine E-Bus-Strategie erarbeitet. Die Umsetzung der Strategie baut einerseits auf Depotlader-Batteriebusse, wie sie auf der Linie 10 zum Einsatz kommen, andererseits auf eine Weiterentwicklung des Trolleybusses zu einem Batterie-Trolleybus. «Um den Weg zur Elektrifizierung des Dieselbusnetzes schrittweise anzugehen, stehen gegenwärtig Pilotprojekte mit der Umstellung einzelner Linien im Vordergrund, deren Angebotskonzept kompatibel mit den verfügbaren Batterieleistungen ist», erklärt Pascal Süess, Geschäftsführer des VVL.

Zusammen mit den Transportunternehmen hat der VVL fünf Linien ausgewählt, welche auf Depotlader-Batteriebusse umgestellt werden. Neben der Linie 10 werden ab Herbst 2022 vier Elektrobusse auf den Linien 60 und 64 der Rottal Auto AG und drei Fahrzeuge auf den Linien 70 und 89 der Post-Auto-Linie zum Einsatz kommen. Süess rechnet damit, dass die Umstellung auf nicht fossile Antriebe im Kanton Luzern im Jahr 2040 abgeschlossen sein wird. «Busse wie auf der Linie nach Beromünster legen pro Tag 600 Kilometer zurück, da kommt man aktuell mit einer Batterie noch nicht sehr weit», macht er klar. Hier könnten künftig auch weitere Technologien wie Wasserstoff eine Rolle spielen. Die Trolleybusse der VBL werden bereits seit zehn Jahren mit Naturstrom angetrieben. Entsprechend erklärt Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr: «Die Lösung sind nicht alleine batteriebetriebene Busse, Trolleybusse werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen im öffentlichen Verkehr.» Er ist trotz seiner kritischen Worte optimistischer als Pascal Süess, was den Umstieg betrifft, und glaubt, dass bei den VBL bereits 2030 keine Dieselfahrzeuge im Fahrzeugpark mehr sein werden. 

 

Energie für 40 Autos

Die neuen E-Fahrzeuge können an drei Stationen im Depot geladen werden. Wird die Leistung voll hochgefahren, sind die Fahrzeuge in gut drei Stunden voll geladen. Gemäss Patrik Rust, Geschäftsführer von EWL, könnten mit derselben Leistung rund 40 normale PKW gleichzeitig geladen werden.

Marcel Habegger

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